Arlberg 1800 – wie geht das?

Kultur
06.11.2014

Wie ein Markenzeichen am Arlberg.

„Arlberg 1800“ soll kunst- und kul-turinteressiertes Publikum, Kongress- und Tagungsgäste sowie Tagesgäste aus den Urlaubseinzugsgebieten Stanzer Tal, Lechtal, Bregenzerwald, Paznaun, Montafon nach St. Christoph locken. Mit dem Kunst- und Kulturprojekt „Arlberg 1800“ dürfte St. Christoph daher als Wiege des Skisports und Zentrum der österreichischen Skilehrer-Ausbildung und das Arlberg Hospiz Hotel mit seiner 628-jährigen Geschichte und Sitz der karitativen Bruderschaft St. Christoph eine Wende, ja eine Neupositionierung erfahren.

Das Projekt „Arlberg 1800“ ist definitiv aber auch ein „Neidprojekt“. Wie geht das, dass der Bau einer Kunsthalle mit dem Verkauf von touristisch nutzbaren Suiten für 10.000 bis 12.000 Euro pro Quadratmeter gegenfinanziert werden „darf“? Mit der Vermietung machen die (ausländischen) Eigentümer auch noch Rendite. Geplant ist den Logis-Anteil zu splitten, 70 % bekommen die Eigentümer, 30 % gehen für Vermietungsaufwand an das Hospiz Hotel.
Für manch einen hochverschuldeten Hotelbetrieb, dem die Betriebsübergabe zu teuer kommt und der deshalb mit dem Rückbau des Hotels in Wohnungen liebäugelt, diese Pläne aber Politik und Raumordnung durchkreuzen, wird das nicht einfach zu verdauen sein.

Ja, wie geht das dann? Es lässt sich nur so erklären: Es gibt eine kleine und mutige Gemeinde und einen mutigen Investor und Leitbetrieb im Ort, die gemeinsam für eine Idee einstehen. Sicher wäre es der Gemeinde am liebsten gewesen, wenn nur die Kunsthalle gebaut worden wäre. Die Gemeinde hätte nie ihre Zustimmung erteilt, wenn nur das Wohnprojekt gekommen wäre. Die Errichtung der Suiten war aber das Ticket für die Finanzierung der Kunsthalle, denn die Banken hätten das Museum ohne Suiten niemals finanziert. Bleibt zu hoffen, dass das Konzept insgesamt aufgeht. Florian Werner, der die Bergsteigerin Gerlinde Kaltenbrunner verehrt, sieht sich nach etlichen Rückschlägen bereits am Berg angekommen. Schon lange aber, gibt er zu, habe er nicht mehr so viele Kerzen in der Kirche angezündet wie in den letzten Monaten.
Barbara Egger