Gemeinsam ist man einfach stärker

Gastronomie
12.09.2016

Von: Wolfgang Schedelberger
Wer sagt eigentlich, dass die Gastronomie beziehungsfeindlich sein muss? Wir haben zwei junge Gastro-Paare am Wörthersee besucht, die mit neuen Lokalen für Furore sorgen und den Spagat zwischen Job und Privatleben trotzdem meistern.
Gute Stimmung auch während des Umbaus des 151er: Eva-Maria Neuschitzer,  Hans Neuner und Armin Krautzer.

Armin Krautzer kennt das Saisongeschäft in- und auswendig. Seit 17 Jahren ist der gebürtige Kärntner am Arlberg tätig. Seit sieben Jahren führt er in Zürs gemeinsam mit seiner ebenfalls aus Kärnten stammenden Freundin Eva-Maria das bemerkenswerte Ullr Gasthouse. Im Sommer war er regelmäßig am Wörthersee tätig und hat unter anderem auch das Le Cabaret in Velden geführt. Jetzt hat er gemeinsam mit seiner Eva-Maria und dem Steuerberater Hans Neuner das legendäre 151er in Klagenfurt übernommen und nach einer aufwändigen Renovierung am 1. Juli wieder aufgesperrt.

Stammgast, dann Betreiber 

Der halbe Sommer war zwar schon gelaufen, doch das 151er ist – trotz fantastischen Gastgartens und Freiluftbar – kein Saisonbetrieb und spricht vor allem Einheimische an. „Ich war früher auch oft privat hier, weil mir die Atmosphäre in diesem witzigen Lokal extrem getaugt hat. Diese Mischung aus kunstsinnigem Ambiente, lockerem Service und guter Küche wollen wir fortführen. Gleichzeitig hat das Lokal nicht nur, was die Einrichtung betrifft, einen neuen Auftritt gebraucht“, erklärt Krautzer.
Doch wie wird es im Dezember weitergehen, wenn der Stammbetrieb Ullr in Zürs wieder öffnet? „Sowohl das Ullr als auch das 151er brauchen einen Gastgeber, also werden wir uns zwangsläufig nur unregelmäßig sehen. Aber das ist es schon wert, wenn man sich gemeinsam etwas aufbauen will“, erklärt Krautzer, wieso im kommenden Winter eine Fernbeziehung ansteht.

Dabei ergänzen sich die beiden auch während der Arbeit perfekt, weil sie auf ganz unterschiedliche Dinge achten. Während Eva-Maria sich als energiegeladener Geist um alles Persönliche kümmert, hat Armin mehr ein Auge auf Abläufe, Musik, Einrichtung und technische Details. Beiden gemeinsam ist wichtig, dass sie im 151er in lockerer Atmosphäre ernsthafte Gastronomie bieten wollen. „Wir freuen uns, wenn Gäste auch nur auf einen Drink an die Bar vorbeikommen, aber unser Anspruch ist es schon, richtig gut zu kochen. Wir verzichten ganz bewusst auf Burger und Pizza, weil es das in der Umgebung zur Genüge gibt und es unserem gastronomischen Geist nicht entspricht. Wir wollen unsere Gäste lieber mit einer flotten Mischung aus mediterranen und internationalen und österreichischen Spezialitäten begeistern“, erklärt Eva-Maria Neuschitzer. Konkret bedeutet das: Saiblings-Sashimi gibt es hier genauso wie Miesmuscheln in Tomatensauce. Aber auch Wiener Backfleisch wird angeboten.

Mit Pavillon und Messnerei

Im Pavillon in Velden gibt es ebenfalls einen gelungenen Mix aus italienischen und heimischen Spezialitäten. Der nur bei frischer Lieferung angebotene Fritto Misto schmeckt wie in den besten Lokalen Italiens. Auf das Trendthema Burger wollen Stefan Sternad und seine Dani im Pavillon jedoch nicht verzichten – die sind ein absoluter Renner und werden mit der gleichen Sorgfalt zubereitet wie alle anderen À-la-carte-Gerichte. 

In der Messnerei Sternberg haben derartige Modegerichte jedoch Hausverbot. Dort kocht Dani Sternad (vormals Pfleger) – so wie man es von ihrer vorigen Wirkungsstätte „Zur klanen Pfleger“ in Arnoldstein gewohnt war – seit Juni ausschließlich Alpen-Adria-„Soulfood“. Für die Küche wird von der Gegend das Beste „zusammengeklaubt“, wie es Dani nennt, von jedem Produzenten das Beste, und schon ist die Jause eine Wucht. Einfach, ehrlich und unverfälscht – so kann man die Speisen aus ihrer Küche am besten beschreiben, denn hier werden alte Rezepte zu neuem Leben erweckt. 
Die Messnerei war eigentlich nicht geplant, doch eine derart einzigartige Gelegenheit wie die Messnerei Sternberg wollte man sich nicht entgehen lassen. „Das ist ein unglaublicher Kraftort, der fast schon etwas Mystisches hat. Dafür nimmt man es dann auch in Kauf, dass wir den Betrieb selbst Schritt für Schritt renovieren, denn dieser Platz hat ein ordentliches Gasthaus verdient!“, erklärt Dani Sternad. 

Zu ihren bodenständigen Gerichten, wie etwa Schweinsbraten, den es immer sonntags in limitierter Auflage aus Großmutters Ofen gibt, wird nicht nur – wie in Kärnten überall üblich – Most und Bier ausgeschenkt, sondern sogar Wein, der vor der Haustür gedeiht. Der nur in kleinsten Mengen verfügbare Gemischte Satz, Riesling oder Rosé vom Weingut Sternberg wird in der Messnerei von Donnerstag bis Sonntag ausgeschenkt und auch zu Ab-Hof-Preisen zum Mitnehmen angeboten. Neben dem Geschäft kümmern sich die beiden noch um den Nachwuchs: Luci ist sechs Jahre und Olivia 14 Monate alt und halten die beiden ganz schön auf Trab. „Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen ist nicht immer leicht, aber was gibt es Schöneres, als wenn es privat und beruflich gut läuft und man sich gegenseitig ergänzt?“, meint Stefan Sternad.