Am Wort: Steuersenkung mit Mehrwert
Gastkommentar von Stefan Haigner, Wirtschaftsforscher und Geschäftsführer der Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung.
Nach nur zwei Jahren wird voraussichtlich ab November die Mehrwertsteuer für Übernachtungen wieder 10 % betragen. Abgesehen davon, dass dieses Rauf und Runter wirtschaftspolitisch alles andere als optimal ist: Was bedeutet die Reduktion volkswirtschaftlich?
Man kann bereits heute sagen, dass der gesamtwirtschaftliche Effekt nicht nur vom absoluten Ausmaß der Steuerreduktion abhängt, sondern auch davon, inwieweit diese an Kunden weitergegeben wird und wie diese auf etwaige Preisreduktionen reagieren.
Dass Touristen preissensibel sind, zeigen internationale Studien. Nur sind die Ergebnisse leider oft kontextspezifisch zu sehen, weshalb die Ergebnisse nicht 1:1 auf Österreich umgelegt werden können. Tenor scheint aber zu sein, dass eine Preisreduktion im Ausmaß von 1 % die Nachfrage um mehr als 1 % ansteigen lässt – mitunter deutlich mehr.
Auch das Ausmaß, in dem eine Mehrwertsteuerreduktion an Kunden weitergegeben wird, variiert stark, aber auch hier: Sowohl die Literatur als auch die ökonomische Theorie legen nahe, dass Preisreduktionen oder gedämpfte Preisanstiege wahrscheinlich sind. Dies hätte einen Anstieg der Nachfrage und damit steigende Umsätze zur Folge, wodurch der Staat zumindest zum Teil die Einnahmenausfälle gegenfinanzieren könnte.
Aber selbst, wenn kein einziger Betrieb die Preise senken sollte, landet das Geld ja nicht unter dem Kopfpolster, sondern wird zu Gewinn, auf den wiederum Steuern zu zahlen sind. Oder die Betriebe investieren mehr und sichern so Arbeitsplätze im Tourismus – und weit darüber hinaus.
Stefan Haigner ist Wirtschaftsforscher und Geschäftsführer der Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung (GAW) www.gaw.institute
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