Attraktiv für junge Mitarbeiter

Lehrlinge
31.01.2017

 
Um das Image der Gastro- und Hotelberufe ist es derzeit nicht zum Besten bestellt. Das merken viele Unternehmen beim Recruiting. Wir präsentieren Ideen, wie Personalmanagement gelingen kann 
Die Suche nach gutem Nachwuchs wird zum Top-Thema für HR-Manager
Die Suche nach gutem Nachwuchs wird zum Top-Thema für HR-Manager
Für Manfred Kögl ist Stammpersonal genauso wichtig, wie es Stammgäste sind.

Auch in den prestigeträchtigen, großen Häusern der Wiener Ringstraße hört man oft die gleichen Klagen wie überall sonst in der Hotelbranche: zu wenige Bewerber, niedriges Niveau und steigende Fluktuation. Gleichzeitig erleben Jobsuchende immer wieder Überraschungen. Viele der alteingesessenen Häuser verlassen sich offenbar auf ihre klingenden Namen und ihre Tradition. Das muss doch reichen, denkt man sich wohl. Die Suche nach offenen Stellen gleicht dann oft einer Schnitzeljagd. Oft stehen die Buchungen im Vordergrund. Doch warum kommen Gäste immer wieder? Das Personal ist ganz einfach das wichtigste Unterscheidungsmerkmal. 
Gerade jungen Bewerbern ist Tradition nicht wichtig. Sie entscheiden sich für jene Arbeitgeber, die sich offensichtlich um sie bemühen. Und das beginnt auf der Unternehmens-Homepage. Wenn die Jobangebote kaum zu finden sind, wird es schwierig, guten Nachwuchs zu bekommen. Branchenportale sind eine wichtige Ergänzung, ersetzen aber nicht die persönliche Ansprache und das persönliche Engagement.

Leidenschaft für Junge

Wie man es erfolgreich umsetzt, zeigt beispielsweise das Falkensteiner Hotel in Bad Waltersdorf. F&B-Manager Manfred Kögl lebt dort seit Jahren Engagement, und seine Leidenschaft, junge Menschen zu begleiten, spürt und sieht man in jedem Satz. Vor acht Jahren in Betrieb gegangen, hat man bei der letzten Weihnachtsfeier zehn Mitarbeiter für fünf Jahre im Betrieb geehrt. Was ist das Erfolgsgeheimnis, das die Fluktuation gering hält und so viele Bewerber bringt, dass Manfred Kögl ihnen immer wieder schweren Herzens absagen muss? In großem Ausmaß ist es das persönliche Engagement. Dazu Manfred Kögl: „Wenn ich als Führungskraft bereit bin, meine Versprechen an das Personal konsequent einzulösen, werden sich meine Leute auf mich verlassen. Und umgekehrt kann ich mich nachher auch auf mein Personal verlassen.“ Was er damit meint? 
Für ihn gehört nicht nur das Verstehen der Mitarbeiterbedürfnisse dazu, sondern auch das Verständnis für deren Umfeld. Ein Dienstplan, der drei Wochen im Voraus entsteht, gibt Mitarbeitern die Möglichkeit, ihr Privatleben entsprechend zu organisieren. Ein Rat des Fachmanns: Auch bei Mitarbeitern gilt derselbe Grundsatz wie bei den Gästen. Es ist bekanntlich viel günstiger, für Stammgäste zu sorgen, als ständig neue zu suchen. Wer dieses Denken auch auf den Umgang mit den Mitarbeitern überträgt, baut sich einen Wettbewerbsvorteil auf. 

Wenige Ausbilder 

Natürlich müssen die meisten Häuser auch neue Mitarbeiter suchen, in vielen Fällen Lehrlinge. Für Manfred Kögl liegt ein Grundproblem des Personalmangels darin, dass zu wenige Häuser überhaupt noch ausbilden. „Junge Menschen auszubilden bedeutet, ihnen zu vertrauen. Und da geht eben manchmal etwas schief, wofür die Führungskraft dann beim Gast oder Management geradestehen muss.“ Kögl ist einer, bei dem diese Aussagen nicht bloß Gerede sind, er lebt sie. Und beim Thema Recruiting schließt sich der Kreis. Manfred Kögl und Küchenchef Martin Maierhofer gehen dabei schon mal alternative Wege. So waren sie beispielsweise schon in den Kindergärten ihrer Kinder unterwegs und haben dort „Palatschinkentage“ veranstaltet. Oder sie stellen sich in Hauptschulen den Fragen der Schülerinnen und Schüler. Dabei stellen sie nicht Jobs im Hotel in den Vordergrund, sondern erzählen aus ihrem täglichen Leben. Die Lehrplätze für den Sommer 2017 sind, nicht überraschend, bereits besetzt.

Tipp des Autors

Was in jedes Recruiting gehört, sind die Menschen hinter den tollen Marken und Häusern. Der Tipp des Autors dieses Textes: Zeigen Sie möglichst einfach und direkt, dass und wen Sie suchen. Ein wichtiger Kanal ist die eigene Homepage, das wird von vielen Unternehmen vergessen. Wer direkt auf der Startseite bereits sehr übersichtlich einen Menüpunkt oder Button mit dem Inhalt „Jobs und Kar-riere“ anbietet, verschafft sich ohne viel Aufwand einen Wettbewerbsvorteil gegenüber vielen Mitbewerbern. Wenn man dann noch Videos auf watchado mit künftigen Kollegen anbietet, ist man ziemlich weit vorne dabei. 
Zusammen mit einer persönlichen Ansprache, einfachen (Bewerbungs-)Prozessen und einer Prise neuer Ideen erhöhen Sie die Chance, bei Bewerbern aufzufallen. Das Verlassen auf Tradition und einen guten Namen allein gehört dafür zu jenen Rezepten, die sich nicht mehr so gut verkaufen.

Der Autor Robert Frasch ist Chefredakteur des Magazins #ausbilden