Bühne frei für die Franzosen-Reben!

ÖGZ-Verkostung
14.12.2020

Von: Roland Graf
ÖGZ-Verkostung: Rote Cuvées wären ohne sie heute fast undenkbar, doch wer bestellt Merlot und Cabernet solo? Der Chardonnay könnte als Modell dafür dienen. Denn die Qualität der „Gastarbeiter“ passt! 

Neue Rebsorten hatten hierzulande einen holprigen Start. Anfängliche Skepsis brachte im Rückblick absurde Maßnahmen: Geheime Setzlingsimporte der Winzer über die bayerische oder italienische Grenze wurden von „verschämtem“ Einsatz in Cuvées abgelöst.

Und es soll bis heute Weintrinker geben, die nicht wissen, dass es auch in Österreich Syrah gibt. Mittlerweile sogar seit knapp 20 Jahren als Qualitätsrebsorte zugelassen, führt die französische Traube nach wie vor ein Nischendasein. Ein „Schicksal“, das sie etwa mit Cabernet Franc teilt. Auch Merlot hat es abseits seiner Rolle als Cuvée-Partner für Blaufränkisch oder Zweigelt schwer.

Dem Chardonnay ging es lange nicht anders. Erst der „Neue Welt“-Stil mit schweren Qualitäten, die im Eichenfass geschult wurden, brachte hier erste Power-Weine, die für Furore sorgten. In diesem Fall gilt allerdings auch die Begründung nicht, dass sich Gastronomie und Gäste erst an die Sorte gewöhnen mussten: Erzherzog Johann sorgte bereits Mitte des vorigen Jahrhunderts für die Auspflanzung. Vielmehr ging es um eine Stilfindung. Tropenfruchtig und dennoch frisch ist die eine Variante, die der steirische Morillon repräsentiert. Die Erben des holzbetonten Stils orientieren sich nunmehr eher am sanften Eichengeschmack des Burgund.

Einzelkämpfer

Ein solches Profil steht für die raren roten Sorten noch aus, sieht man von vereinzelten Versuchen wie der burgenländischen Liebe zum Cabernet Franc ab. Doch mittlerweile haben die im wahrsten Sinne „Einzelkämpfer“ für reinsortigen Merlot oder Cabernet von Rang Rückenwind. Der Klimawandel erweist die Sorten teilweise als pflegeleichter, teils kommen sie reifer in die Flasche. Und so gibt es nicht nur alle Jubeljahre einen Cabernet von Gunstlagen. Was wiederum der Gastronomie die Möglichkeit gibt, sie einzusetzen. Punkto Lagerlogistik sind es ohnehin Langstreckenläufer. Selbst wenn man mit dem prononcierten Paprika-Ton bzw. der Pfeffer-Note des Syrah hadern sollte: Fünf Jahre im Keller schleifen Pyrazin oder Rotundone, die dafür verantwortlichen biochemischen Komponenten, zurecht.

Dann schlägt die Stunde von Weinen, die nicht in die Aroma-Rubrik „Sauerkirsch-Noten“ fallen. Der dunkelbeerige Merlot umschmeichelt Ragouts, der Syrah kann gut mit exotischen Gerichten, und der Cabernet bringt zu gekochtem Rindfleisch neue Geschmacksnoten ein. Dass es auch nicht immer Veltliner zu Gebackenem sein muss, beweisen die würzig vinifizierten Chardonnays. 
Sie alle hatte die ÖGZ im letzten „Kost-Quartett“ 2020 im Glas. Ohne vorgreifen zu wollen, faszinierte die Jugendlichkeit: Selbst beim 2012er war allenfalls von erster Trinkreife zu sprechen. Es hat schon seinen Grund, dass das weltberühmte Bordelais genau auf jenen (roten) Sorten aufbaut, die hierzulande noch zaghaft ausgeschenkt werden!

ÖGZ-Sieger 2020: Austrofranzosen weiß & rot

Horvath: Ohne Kitsch, aber mit ÖGZ-Gold

Reinisch: Gold für einen Thermen-Burgunder

Pasler: Orange Wine mit Zweitfarbe Gold

Pasler: Goldenes Gaumen-spiel auf hohem Niveau

Keringer: Kräftiger „Cab“ mit ÖGZ-Gold

Zehetbauer: ÖGZ-Gold für franken „Franc“