Cicero hat zu viel Auswahl
Was gibt es für einen Genussmenschen, wie Ihr Cicero einer ist, Großartigeres als sich gemeinsam mit seiner Frau in einem Restaurant kulinarisch verwöhnen zu lassen?
Die theoretische Frage stößt in der Praxis freilich häufig auf ein lästiges Hindernis namens Speisekarte. Ich weiß nicht, ob meine Beobachtung nur dem Vorurteil eines römischen Machos entspringt, aber Frauen scheint die Entscheidung, was sie essen oder trinken wollen, grundsätzlich schwerer zu fallen als Männern.
Dieser Prozess kann geradezu zur Tortur werden, wenn Speisekarten ausgehändigt werden, die offenbar nach dem Vorbild eines ganzen Kochbuchs gestaltet werden. Angenommen, da sind je vier Seiten für Vor-, Haupt und Nachspeisen vorgesehen – und auf jeder Seite werden – großzügig kalkuliert – nur fünf Speisen ausgelobt. Ergibt die Notwendigkeit zur Entscheidung zwischen 60 Alternativen. Tatsächlich umfassen die Karten aber häufig das Doppelte und mehr.
Das macht nicht nur die Auswahl quälend, es wirft auch ein großes Fragezeichen auf die Küche: Wie frisch wird hier gekocht, um das mit der Karte gesetzte Pensum in einer erträglichen Wartezeit zu absolvieren? Wenn ein Wirtshaus eine halbwegs klare Linie verfolgt, ist es nicht nötig, seine Gäste mit einer Art Breitband-Gastronomie zu gewinnen. Hier gilt eindeutig: Weniger ist mehr. Und nicht nur Ciceros Frau fühlt sich sichtlich wohler, wenn sie aus einer überschaubaren Anzahl das richtige Schmankerl für sich entdeckt
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