Cicero und der Bärendienst
Dem Erlebnis vorweggeschickt sei, dass Ihr Cicero bestimmt alles andere als ein militanter Nichtraucher ist. Daher kann er mit dem von der Interessenvertretung der Gastronomie mit dem Gesundheitsministerium ausgehandelten Kompromiss ganz gut leben.
Das seit Jahresbeginn geltende Gesetz verschafft den Nichtrauchern rauchfreie Restaurants und gibt Wirten andererseits unter Auflagen die Gelegenheit, sowohl Raucher als auch Nichtraucher zu bedienen. Nun begab sich Ihr Cicero dieser Tage in ein Wiener Einkaufszentrum, das unter anderem deshalb sehr beliebt ist, weil dort der Mörtel nicht von der Decke, aber fast täglich auf seine Bühne im großen Foyer fällt. Schon beim ersten Schritt aus dem Aufzug war die blaue Dunstwolke zu sehen, die kollektives Rauchen üblicherweise auslöst.
Und dann beim Weg entlang der Gastronomiebetriebe überall dasselbe Bild: Aschenbecher an allen Tischen und zumindest ebenso viele Raucher rundherum. Da und dort platzierte kleine Schilder mit der Bitte, auf das Rauchen zu verzichten, wirkten eher wie eine Verhöhnung denn eine Information der Gäste. Schließlich ist im Einkaufszentrum von einer Empfehlung keine Rede, laut Tabakgesetz ist hier das Rauchen schlicht verboten. Was den nicht gerade öffentlichkeitsscheuen EKZ-Betreiber übrigens dazu veranlasste, sich medial als eine Art Kreuzritter gegen das Gesetz zu inszenieren. Für eine Gastronomie, die einen Kompromiss zwischen Rauchen und Nichtrauchen anstrebt, nennt man so etwas einen Bärendienst.
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