Cicero und viele andere auch
Ein neues Luxushotel hat naturgemäß eine beträchtliche Anziehungskraft, erst recht, wenn ein weltberühmter Stararchitekt für die Gestaltung verantwortlich zeichnet.
Wie viele andere auch ergab sich Ihr Cicero seiner Neugier und begab sich in Wiens neuestes Fünf-Sterne-Haus am Donaukanal. Wie viel andere auch fuhr er hinauf ins oberste Geschoß, wo Bar und Restaurant einen herrlichen Ausblick auf die Wiener Innenstadt eröffnen. Das Erlebnis von einem Drink und dem grandiosen Blick auf Stephansdom und Umgebung mündete in der Idee, hier auch gleich ein Abendessen zu genießen. Zwar war Ihrem Cicero zu Gehör gekommen, dass ohne lange Vorreservierung hier kein Platz zu bekommen sei. Doch mit einem Blick in die Runde war klar, dass heute wohl zahlreiche Tische frei sein mussten. Also trug Ihr Cicero sein Anliegen einem Servicemitarbeiter vor.
Zu seiner Verwunderung wurde Ihr Cicero aber drüber in Kenntnis gesetzt, dass es leider keinen Platz für ihn gäbe: alles ausreserviert. Wie viele andere auch kam sich Ihr Cicero – sagen wir einmal – auf den Arm genommen vor. Also ging er der Sache nach und erfuhr Unglaubliches: Die Küche war eigentlich nicht so ganz auf die Größenordung des Restaurants ausgelegt. So hatte es der Architekt gewollt. Aber Tische und Sessel hatten im Gastraum ebenso zu stehen, wie es Ihr Cicero und viele andere auch vor Augen hatten. Auch das hatte der Architekt gewollt. Und hatte es in einem auf 30 Jahre ausgelegten Vertrag festschreiben lassen. Es ist es sicher großartig, Gäste mit großartigen architektonischen Leistungen anzulocken. Wenn man sie dann aber letztlich gar nicht haben will, weil das der Architekt so vorgesehen hat, erscheint das allerdings doch recht merkwürdig.
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