Das Gute liegt so nah!
ÖGZ: Herr Bundesminister, welche Schwerpunkte setzen Sie in Ihrer künftigen Tourismuspolitik?Martin Bartenstein: Im Regierungsprogramm bekennt sich die neue Bundesregierung klar zu einer wachstumsorientierten Tourismusstrategie mit dem Ziel, den qualitätsvollen Ganzjahres-Tourismus zu forcieren, Klein- und Mittelbetriebe als leistungsfähige Wettbewerbseinheiten und Destinationen zu positionieren, für eine bestmögliche Qualifikation der ArbeitnehmerInnen zu sorgen und die Internationalisierung der Herkunftsmärkte voranzutreiben.
ÖGZ: Was charakterisiert die föderale Struktur der österreichischen Tourismuspolitik?
Bartenstein: Tourismus ist wohl ein Musterbeispiel einer Querschnittsmaterie, bei dem viele für den Tourismus wichtige Bereiche durch den Bund geregelt werden – beispielsweise das Gewerberecht, Verkehrsrecht, Arbeitsrecht, innere Sicherheit, Steuer- und Abgabenwesen sowie in gewissem Rahmen auch der Förderungsbereich. Die Länder sind zuständig, wenn es um Tourismusgesetze, Regelungen des Veranstaltungswesens, der Raumordnungen und der Bauordnungen geht. Im Rahmen der Privatwirtschaftsverwaltung sind sie natürlich auch für Förderungen zuständig. Auf regionale Unterschiede können die Länder also gut eingehen.
ÖGZ: Haben Sie Änderungswünsche oder -vorschläge für diese Struktur?
Bartenstein: Weitreichende Kompetenzverschiebungen sind wohl nicht realistisch, eine bessere Abstimmung bei Marketing- und Förderaktivitäten wäre aber durchaus wünschenswert.
ÖGZ: Wie beurteilen Sie das Image der Tourismuswirtschaft als volkswirtschaftlichen Faktor?
Bartenstein: Der Wertschöpfungsanteil der Tourismus- und Freizeitwirtschaft beläuft sich auf 16,4 % des BIP und stellt damit einen wesentlichen Faktor zur Volkswirtschaft Österreichs dar. Die Bedeutung des Tourismus als Wirtschaftsfaktor und Arbeitsplatzmotor ist im Bewusstsein der Österreicher fest verankert und kann nicht genug gewürdigt werden.
ÖGZ: Welche Herausforderungen sehen Sie für den Tourismus auf EU-Ebene?
Bartenstein: Tourismus leistet einen enormen Beitrag zur Erreichung der Wachstums- und Beschäftigungsziele der EU. Dieser Wirtschaftsbereich erzielt weltweit Zuwachsraten von 5,5 % (2006). Die große Herausforderung der EU ist sicherlich die Gestaltung von Rahmenbedingungen, damit die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen und Destinationen in Europa gewährleistet bleibt und gleichzeitig ein Schwerpunkt auf die nachhaltige Tourismusentwicklung gelegt wird.
ÖGZ: Wie funktioniert der politische Einfluss Österreichs auf EU-Tourismus-Politik?
Bartenstein: Österreichs Tourismuswirtschaft arbeitet intensiv in den europäischen Dachverbänden mit. Das Wirtschaftsministerium ist im „Beratenden Ausschuss Tourismus“ vertreten, der sich aus Vertretern der Mitgliedstaaten unter Vorsitz der Europäischen Kommission zusammensetzt. Bei spezifischen Initiativen und Aktivitäten der Kommission werden die Bundesländer, die österreichische Wirtschaft und sonstige interessierte Stellen und Organisationen konsultiert.
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