Destillierte Solitäre der Marke Puchheimer

07.12.2017

Von: Roland Graf
Mit Bränden von Raritäten wie der Aroniabeere oder Mispel will die Puchheimer Destillerie von Spitz heimische Vielfalt ins Schnapsglas bringen. Brennmeister Franz Strobl hat aber noch mehr vor.

Schnapswägen sind rar geworden in der Gastronomie. Umso mutiger ist der Einstieg von Spitz – mit 4,4 Millionen Litern auch bisher kein kleiner Spirituosen-Player – in das Edelbrand-Premium-Segment. Mit der Spezialitätenbrennerei im oberösterreichischen Attnang-Puchheim hob die Eigentümerfamilie Scherb zugleich die Marke „Puchheimer“ aus der Taufe. Einige der Qualitäten, mit denen Spitz nun an die Fruchtbrand-Spitze drängt, waren bisher Bestandteil von Schnaps-Cuvées, erzählt der seit 27 Jahren als Brennmeister tätige Franz Strobl. Nun dürfen die destillierten Früchte auch als Solitäre unter eigenem Label glänzen. Neben der Waldhimbeere und der Gelben Williamsbirne gibt es etwa auch die alte Apfelsorte Kronprinz Rudolf als reinsortiges Destillat.

Der regionale Anspruch ist wichtig; österreichisch und „naturig“, wie man es in der Brennerei nennt, sollen die bislang zehn „Puchheimer“-Destillate sein. Für seine „Aushängeschilder“ greift der Destillateur etwa auf die Donau-Marille oder Schwarze Johannisbeeren zurück. Der „oberösterreichischste“ Vertreter der Edelbrand-Serie stammt allerdings von der Mispel, hierzulande auch als Asperl bekannt. Die Rohstoffe für diesen Wildfrucht-Brand, ebenso rar wie legendär als heimische Spezialität, fanden sich in der unmittelbaren Nähe der Brennerei. „Das hat sich im Gespräch mit einem Arbeitskollegen ergeben, dass er in seinem Garten Misperln hat.“ Noch wichtiger aber war, dass die Menge ausreichend zum Brennen war.

Asperl, Beeren und Zirbe

Denn im ÖGZ-Gespräch stellt Strobl auch klar, dass die gefüllten Flaschen der Puchheimer Spezialitäten sich immer nach den verfügbaren Top-Rohstoffen richten: „Wir schauen sowieso immer auf Qualität“, so der Brenner, aber die Ausgangsmaterialien, speziell bei den Wildfrüchten, mit denen der Geschmack des Waldes im Glas konserviert wird, schwankt natürlich. Im Zweifel verzichte er auf weniger gute Früchte: „Ein Brenner ist ja kein Zauberer, ich kann nur mir den Aromen arbeiten, die mir die Natur gibt.“

Der Wald liefert einen weiteren Klassiker: die alpine Zirbe. „Sie wird allerdings als Geist verarbeitet, denn vergärbaren Zucker gibt es bei den Zirben-Zapfen ja keinen.“ Mit der Erstpräsentation bei der heurigen „Gast“-Messe in Salzburg wurde für die neue Linie geworben. „Große Begeisterung“ gab es laut Strobl vor allem für die Schwarze Johannisbeere, einen Klassiker der heimischen Fruchtbrände, und die momentan auch in der Küche trendige Aroniaeere. Eine Erweiterung der Palette will man beim 1857 gegründeten Traditionsbetrieb nicht ausschließen, es dürfte vermutlich bald mehr aus den heimischen Forsten geben. Strobl will sich als Nächstes mit Schlehe oder Hagebutte spielen.