Die große Zweigelt-Parade

ÖGZ-Verkostung
14.04.2020

Von: Roland Graf
Er kann alles sein: Säuremonster und Faserschmeichler, großer Solist und anpassungsfähiger Duett-Partner. Denn den einen Zweigelt gibt es nicht – zumal ganz Wein-Österreich die Sorte intensiv nutzt

Diese Traube wächst in Oberösterreich und in der Südsteiermark; man findet sie am Ufer der Glan in Kärnten ebenso wie am Neusiedler See, wo sie es zum eigenen DAC-Status gebracht hat: Der Zweigelt ist – mehr noch als der Grüne Veltliner – die echte „All- Österreich-Sorte“. Mengenmäßig zwar die Nummer zwei in den heimischen Rieden, wächst die Kreuzung aus Blaufränkisch und St. Laurent nämlich praktisch überall.

Auch im Rheintal im fernen Vorarlberg. Denn die Sorte „stellt geringe Bodenansprüche“, wie das Agronomen gerne formulieren. Doch auch mit einem Anteil von fast 14 % an der heimischen Rebfläche muss man nicht jedermanns Liebling sein.

Die jugendlich resche Spielart der Sorte mit der prononcierten Säure stellt für viele Rotwein-Trinker nämlich genau das dar, was sie nicht suchen. Technisch eignet sich die Sorte daher auch so gut als Verschnittpartner: Einer fruchtintensiven, aber nicht allzu kantenreichen Traube heimischer (Roesler) oder internationaler Provenienz (Merlot) haucht der Zweigelt in Cuvées die „zweite Luft“ ein. 

Agil bis ins hohe (Wein-)Alter

Die 1922 in Klosterneuburg vom politisch später belasteten NS-Mitläufer Fritz Zweigelt kreierte Variante kitzelt aber auch den Ehrgeiz vieler Winzer. Dann entstehen die Reserven und Barrique-geschulten Weine, die in den letzten Jahren über den Umweg des Auslands auch hierzulande mehr Beachtung finden. Vergisst man die problematische Namensgebung der Rebsorte, die erst posthum 1975 erfolgte (der 1964 verstorbene Prof. Zweigelt sprach stets vom „Rotburger“), drängt sich der Wein dahinter förmlich für den Export auf. Denn wie der Veltliner ist er genuin österreichisch und passt mit seiner typischen (Sauer-)Kirsch- bzw. Zwetschken-Frucht auch ideal zur heimischen Küche. 

Paarungsfähig

Tafelspitz, aber generell gekochtes Rindfleisch, verträgt seine Frucht und Säure. Wird das Tannin mürbe und die Zwetschken- und Beeren-Töne im reiferen Wein samtiger, dann gibt es kaum eine bessere Begleitung zum geschmorten Wildbret. Eher unkonventionell, aber ebenfalls ein echter Sommelier-Tipp wäre er, wenn Schokolade zum Dessert aufgetragen wird. Denn auch in diesem Punkt ähnelt der Zweigelt großen Weißweinen: Es gibt ihn bis hinauf zur Prädikatsstufe. Einen Zweigelt-Eiswein und Bitterschokolade dazu darf man getrost auf die nicht gar so lange Liste der unfehlbaren „Pairings“ setzen. Am anderen Ende, bei den jugendlichen Zweigelts, schlägt ihre Stunde immer dann, wenn es in der Gastronomie Rotwein, aber kein schwerer sein soll. Leichtfüßig und frisch begleitet er – gekühlt – dann sogar Fischgerichte wie Tunfisch-Tataki. 

Mit gut dreißig Zweigelts in allen „Gewichtsklassen“ stellt der ÖGZ-Test über die rote Rebsorte Nummer eins einen guten Überblick dar. Wer unser diesmal räumlich getrenntes Verkosterteam verzückte, steht auf den kommenden Seiten. Vorwegnehmen kann man schon, dass nicht nur in der Zweigelt-Hochburg des Seewinkels großartige Wein im Zeichen des „Z“ gefüllt werden. In diesem Sinne – und nicht im politischen – ist der Zweigelt eben tatsächlich ein National-Sorte. 

Die ÖGZ-Sieger 2020 in der Kategorie "Zweigelt"

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