Ein Kick fürs Geschäft

17.07.2006

Fußball-Schauen im Stammlokal ist in – die WM lässt bei Wirten, die ihren Gästen ein entsprechendes Angebot machen, die Kasse klingeln. Nur ganz vereinzelt bleiben die Gäste aus.

Laut einer aktuellen Studie des Markant Market Research Institutes lassen sich 42 Prozent der Österreicher vom WM-Fieber mitreißen, wobei vor allem die Männer hier in ihrem Element sind. 18 Prozent von ihnen verfolgen jedes der 64 Matches. Und immerhin 20 Prozent der Männer verbringen gemeinsame private Fußballabende mit Freunden oder im Stammbeisl, wobei diese kollektiven Treffen vermehrt von jungen Österreichern unternommen werden.
Insgesamt hat dieser Trend natürlich Auswirkungen auf die heimische Gastronomie, in der einen wie der anderen richtung. Denn gerade rechtzeitig zur Fußball-WM gibt es endlich Kaiserwetter und die Gastgärten boomen. In vielen Gastgärten flimmern Flachbildschirme und Videolein­wände, wo alle Fußballspiele live übertragen werden. Das besondere dabei: Alle Mitglieder des Veranstalterverbandes Österreich können dabei die Fußball-WM ohne Lizenzzahlungen übertragen. Etwas, was sonst nur mit einer Premiere-Sportsbar, dem Gastronomie-Abo-Paket von Premiere möglich ist. Der Veranstalterverband Österreich hat in Verhandlungen mit der AKM, dem ORF und der Schweizer Sportrechteagentur INFRONT diese Befreiung für alle nicht-kommerzielle Veranstaltungen erreicht. Nur für die echten kommerziellen Veranstaltungen, das heißt, überall dort, wo der Gastronom auch Sponsoren einbindet und gesondert Eintritt verlangt, ist eine eigene Lizenz zu erwerben. Präsident Fritz Kaufmann dazu: „Wir freuen uns, dass so viele Gäste das WM-Angebot unserer Betriebe nützen. Für unsere Mitglieder ist es wichtig, dass sie die Spiele der Fußball-WM Ihren Gästen ohne zusätzlichen Bürokratieaufwand und Lizenzzahlungen zeigen können“.
Nur vereinzelte Einbußen
Dieser Einsatz scheint jedenfalls Früchte zu tragen: „Konkrete Zahlen haben wir zwar noch keine, aber es sieht derzeit danach aus, wie wenn die WM das Gastronomie-Geschäft beleben würde und nur wenige Betriebe Einbußen hinnehmen müssen“, wagt Dr. Thomas Wolf, Geschäftsführer des Fachverbandes Gastronomie in der Wirtschaftskammer, eine erste vorsichtige Einschätzung der Lage. „Die Wirte haben aber auch viel dazu beigetragen, um die WM-Spiele für das Publikum attraktiv zu machen“, so Wolf.

Beste Erfahrungen macht man etwa in Oberösterreich: „Wenn die Übertragungen professionell gemacht werden, wird das Ganze sehr gut angenommen“, weiß Dr. Peter Frömmel, Geschäftsführer der Sparte Tourismus. „Auch bei unserem Obmann, August Oberndorfer, sitzen Jung und Alt gemeinsam vor der Videowall und feiern gemeinsam mit, obwohl er eigentlich gar nicht damit gerechnet hat.“
„Bedingt durch das schöne Wetter wird die Fußball-WM in Wien hervorragend angenommen“, freut sich Fachgruppen-Vorsteher Herman Prilisauer. Gleichzeitig schränkt er aber ein: „In den Gastronomiebetrieben selber ist der Fernseher eher ein Service für die Stammgäste, bzw. Personal und Wirt wollen auch oft wissen, wie es steht. Die Massen bringt man damit eher nicht ins Lokal. Dafür boomen aber die Großveranstaltungen.“ In die Freudenau kämen etwa täglich bis zu 4.000 Leute. Und auch andere Video-Walls wären gut besucht.
Vorsichtig optimistisch auch Dr. Alexandros Rambacher von der Fachgruppe Gastronomie in Niederösterreich: „Wir haben schon im Vorfeld unsere Betriebe informiert, unter welchen Bedingungen sie TV-Geräte aufstellen dürfen, und ich denke, diese Möglichkeit haben auch zahlreiche Lokale wahrgenommen. Ich denke jedenfalls, dass es eine positive Möglichkeit darstellt.“ Negatives Fedback, dass die WM den Umsätzen schade, habe er bis jetzt jedenfalls noch keines bekommen.
Eher neutral gibt sich dagegen Gastwirteverbands-Präsident Toni Herzmaier: „Wir hier in Salzburg spüren eigentlich von der WM gar nix – weder positiv noch negativ.“