Gasthaus: Ein Betrieb im Überlebensmodus

Coronakrise
16.04.2020

 
Wie wirkt sich die Corona-Krise auf kleine, familiengeführte Betriebe aus? Und welche Lehren kann man aus der jetzigen Situation ziehen? Der Wiener Gastwirt Thomas Peschta gibt Einblicke.
Thomas Peschta, Wiener Gastwirt

Wie haben Sie als Unternehmer den Beginn der Krise erlebt? 
Thomas Peschta: Als Mitte März die Maßnahmen bekannt geworden sind, habe ich sofort gewusst, dass mich diese Krise geschäftsmäßig bestimmt zwei bis drei Jahre nach hinten schmeißen wird. Als die behördliche Schließung schlagend wurde, musste ich auf Überlebensmodus umschalten.

Wie sieht dieser Überlebensmodus aus? 
Mir war bewusst, dass ich die Liquidität aufrechterhalten muss. Ein Lieferservice ist für einen Betrieb wie meinen kein Thema. Wir sind ein Familienbetrieb, meine Eltern arbeiten mit und sie gehören wegen ihres Alters zur Risikogruppe. Es war mir relativ schnell klar, dass ich schließen muss, und zwar zur Gänze.

Was haben Sie mit Ihrem Personal gemacht?
Wir haben gemeinsam beratschlagt, wie es weitergehen soll, und sind übereingekommen, dass wir die Dienstverträge einvernehmlich lösen. Anders wäre es nicht möglich gewesen, die Liquidität aufrechtzuerhalten. Meine Mitarbeiter haben eine Wiedereinstellungszusage. 

Sie haben also schnell reagiert, noch bevor die Kurzarbeitsregelung schlagend wurde …
Ich würde es jetzt noch einmal so machen. Die Kurzarbeit bringt für einen Betrieb wie meinen keine wirklichen Benefits. Denn die Nichtleistungslöhne, wie etwa 13. und 14. Gehalt, laufen ja weiter und müssen trotzdem bezahlt werden. Das betrifft auch die gesamte Krankenstandsabwicklung. Das hätte ich ohne Fremdfinanzierung nicht geschafft. Ich könnte sonst nicht ohne einen Rucksack an Verpflichtungen aus der Krise herauskommen und neu starten. Ich will als Unternehmer kein Getriebener sein, ich will gestalten. Und ich will finanziell unabhängig bleiben. Für mich wäre nach dem Wiederaufsperren eventuell eine Kurzarbeitsregelung sinnvoll. 

Während der Schließungen Zustellungen bzw. Take-away an­zubieten ist also gar kein Thema?
Für das Zustellgeschäft benötigt man technische Voraussetzungen, Zusteller, Autos. Wenn die nicht vorhanden sind, bedeutet das zusätzliche Investitionen. Da kostet die Suppe mehr als das Fleisch. Was die Abholung angeht, möchte ich abwarten, was Kollegen machen, die ein vergleichbares Geschäft haben. Aber ich bin skeptisch. Mein Betrieb ist nicht für das Abholgeschäft bekannt. Bei mir wollen die Gäste gemeinsam konsumieren und einander treffen. 

Glauben Sie, dass das Geschäft von heute auf morgen wieder anspringen wird, wenn wieder aufgesperrt werden darf? 
Wenn Betriebe wieder ohne Restriktionen aufsperren können, dann wird das Geschäft wieder voll anlaufen. Anfangs wird es aber sicher eine Verunsicherung geben, vor allem unter der älteren Bevölkerung. Ich gehe davon aus, dass es länger dauern wird, bis wieder diese alte Leichtigkeit einkehren wird. Betriebe mit Gastgarten werden da sicher im Vorteil sein.

Welche Lehren kann man aus dieser Krise ziehen? Wird Corona die Branche verändern? 
Aus gesellschaftlicher Sicht glaube ich, dass es zu einer Rückbesinnung kommen wird. Es wird definitiv zu einer Entschleunigung und zu einer weiteren Regionalisierung kommen, auch zu einer Unterstützung und Förderung kleinerer Betriebe. 

Wird es zu einer Bereinigung kommen? 
Ja, das fürchte ich. Das wird sich vielleicht nicht gleich auswirken, aber diese Krise erwischt viele Betriebe auf dem falschen Fuß.

Zur Person

Thomas Peschta führt das Gasthaus Peschta in 
Wien-Hütteldorf mit 
10 Mitarbeitern.