Green Glamour in Paris

Nachhaltigkeit
05.09.2018

 
Eine kleine Pariser Hotelgruppe hebt nachhaltigen Tourismus auf die nächste Stufe: Die vier Stadthotels der „Green Spirit Hotels“ machen ihren Gästen ungewöhnliche Angebote in bester Lage.  
Keine Spur von Öko-Chic: Das Le Pavillon in Paris.
Barbara Tascijevic-Porwoll betreibt mit ihrem Mann vier Hotels: darunter das Le Pavillon (siehe Foto oben) und das  Malar.
Le Pavillon: 30 Prozent der Gäste buchen wegen des nachhaltigen Konzepts.

Im kleinen Innenhof wachsen Tomaten, Thymian und Basilikum in großen Trögen, dazwischen recken Grünpflanzen ihre Blätter der Sonne entgegen. Selbst der Teppich, der über Stufen zur Veranda in den oberen Etagen führt, ist grasgrün. Es ist still, nur das Zischen einer Kaffeemaschine und das verschlafene Murmeln einiger Hotelgäste ist zu hören, die ihren Tag in Paris planen. Der beginnt hier meist am Eiffelturm, denn der charmant begrünte Innenhof liegt nur wenige Gehminuten vom Pariser Wahrzeichen entfernt.

Neue Standards

Im Hotel Malar ist grün nicht nur eine Farbe, sondern eine Vision. Das deutsche Touristikpaar Barbara und Tomislav Tascijevic-Porwoll setzt mit ihrer Hotelgruppe Green Spirit Hotels neue Standards in der nachhaltigen Hotelbranche. Gemeinsam führen sie vier Stadthotels: drei in der Nähe des Eiffelturms, eines im Künstlerviertel Montmartre. Alle eint ihr Green Spirit: „Unsere Hotels harmonisieren die elektromagnetischen Strahlungen, Gästen steht vitalisiertes Wasser zur Verfügung, und zum Frühstück gibt es lokale, Fair-Trade- und Bio-Produkte“, erklärt Barbara Tascijevic-Porwoll. Hierbei setzt man auf die Zusammenarbeit mit passenden Partnern: „Wir freuen uns, eine gemeinsame Philosophie und Ethik mit unseren Partnern zu teilen.“ Zum Beispiel die Herkunft der Produkte und die Achtsamkeit bei ihrer Herstellung. Brot und Mehlspeisen kommen aus einer nahegelegenen Bäckerei, der Käse aus einem Familienunternehmen ein paar Straßen weiter, die Eier von einer Bio-Farm aus der Normandie. 

Wer nun Zimmer in Naturfarben mit Öko-Chic erwartet, irrt sich: Das Interieur ist hip und modern. „Wichtig ist uns: weg von standardisierten Zimmern. Jedes Zimmer hat seine eigene Persönlichkeit, seinen Geist und seine Seele “, so Tascijevic-Porwoll. „Wir versuchen, so viel und gut wie möglich nachhaltige Produkte zu verwenden. Handgemachte und upgecyclte Elemente und Möbel, natürliche Materialien, ökologisches Parkett und Teppiche. Aber da Spaß und Lust am Leben nicht fehlen dürfen, drücken wir ab und zu ein Auge zu, damit die Seele auch etwas zu lachen hat.“ 

Das Hotel Le Pavillon bietet zusätzlich gefilterte Luft – durch ein spezielles, ursprünglich für Asthmatiker konzipiertes Filtersystem – sowie nicht leitende, strahlengeschützte Matratzen. „Die kommen übrigens aus Österreich von Theravital“, erklärt Tascijevic-Porwoll.

Dabei gestalten sich ökologische Umgestaltung und bauliche Maßnahmen nicht einfach. „Wir liegen im Zentrum von Paris noch im Bereich des Denkmalschutzes und kommen an die Grenzen bei baulichen Veränderungen. Unser Glück ist es, im Hotel Le Pavillon und Hotel Malar einen kleinen Garten zu haben, somit ist eine Regenwasseraufbereitung möglich. Wir würden gerne unsere eigene Energie erzeugen, mit Sonnenpaneelen, kleinen Windrädern und den heute zu Verfügung stehenden neuen Technologien – was im Moment schwierig zu realisieren ist.“  

Günstig und nachhaltig

„Österreich, Deutschland und die Schweiz sind in Sachen Nachhaltigkeit  weiter. Die französische Kundschaft selbst ist noch nicht sehr sensibilisiert“, so Tascijevic-Porwoll. „Im Moment buchen immerhin 30 Prozent der Gäste wegen des nachhaltigen Konzepts. Die meisten kommen aber wegen der zentralen Lage.“ Es ist auch die Preispolitik, die Urlauber anzieht – sehr günstig je nach Saison im Zwei-Sterne-Hotel Sacré Coeur ab 70 Euro das Zimmer pro Nacht. Das Konzept geht auf, die Auslastung könnte sich aber verbessern. „Wir haben heuer eine Umsatzsteigerung von 20 %, sind aber noch nicht an den nötigen Umsatzzahlen, die wir vor der Krise der letzten Jahre in Paris hatten. Wir sind aber guter Hoffnung, dass sich die Lage in den nächsten ein bis zwei Jahren stabilisiert.“ Die Pläne sind groß: „Wir werden ab Herbst die Zertifizierung des Europäischen Ökolabels angehen.“ Barbara und Tomislav Tascijevic-Porwoll sind sich sicher: „Zusätzliche Arbeit und Kosten der Umrüstung werden belohnt durch den Mehrwert einer langfristig sinnvollen Aufgabe, die unsere heutige kurzlebige Konsumwelt immer mehr verblassen lässt.“

Text: Jasmin Kreulitsch