Grüner Pass: Sonderrechte für Geimpfte?

25.03.2021

Die Intensivstationen füllen sich, das Horrorwort „Triage“ macht wieder die Runde, die Corona-Infektionen steigen und steigen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis der Ruf nach Sonderrechten für bereits Geimpfte oder von einer Covid-19-Erkrankung Genesene laut wird. Es ist so weit: Die EU-Kommission plant, ein „digitales grünes Zertifikat“ (Grüner Pass) einzuführen. 

Der Grüne Pass t soll noch vor dem Sommer erhältlich sein und zunächst einmal Reisen innerhalb der EU erleichtern.  
Für die österreichische Tourismus- und Freizeitsaison sei das Zertifikat „der Game-Changer für eine sichere Sommersaison“, meldete sich etwa Tourismusministerin Elisabeth Köstinger zu Wort. Sie strebe „eine rasche Umsetzung in Österreich“ an. Schön und gut, aber ist das gerecht?

Bei dieser Frage scheiden sich die Geister. Der Philosoph Martin Booms etwa sieht in einem Interview mit der FAZ keine Ungerechtigkeit: „Wir haben nun einmal Menschen mit einem infektiologischen Status. Die Frage ist doch, wie man mit dieser Ungleichheit der Ausgangsbedingungen gerecht umgeht.“ Gleichbehandlung für alle bedeute demnach nicht automatisch auch Gerechtigkeit für alle. Denn Gleichbehandlung setzt automatisch voraus, dass auch gleiche Bedingungen vorherrschen – und das ist nicht der Fall. Warum sollten also die, die geimpft werden, weiter auf ihre Freiheitsrechte verzichten? Was denken Sie?