Das ist das Buch, das ich schon länger selbst schreiben wollte. Jetzt bin ich froh, es nicht geschrieben zu haben. Nicht weil es ein schlechtes Buch ist. Sondern weil das Problem so mühsam und scheinbar nicht zu lösen ist. Was soll/darf/kann man noch essen? Haben Vegetarier und Veganer recht, wenn sie aus ethischen, politischen und gesundheitlichen Gründen auf Fleisch verzichten?
Autorin Anne-Marie Butzek ist selbst mehr oder weniger überzeugte Vegetarierin „aus Gewohnheit“ und mit gelegentlichen „Fleischgelüsten“. Also nimmt sie eine relativ neutrale Position im eskalierenden Streit zwischen Veganern und Carnivoren (Fleischessern) ein. Nicht neutral bleibt sie, wenn sie auf die ideologischen Vegetarier/Veganer trifft, die glauben, mit ihren Tofualternativen tatsächlich die Welt zu retten und alle unter moralischen Generalverdacht stellen, die immer noch herzhaft in ihr Schnitzel beißen. Die leiden laut veganer Propaganda alle am „Karnismus“.
So weit sind wir schon. Aber es macht Spaß, der Autorin dabei zuzusehen, wie sie sich wortreich mit vor Wut zusammengebissenen Zähnen über so etwas lustig macht. Aber sie findet auch Argumente, bei denen die Veganer tatsächlich recht haben. Und wahrscheinlich ernähren sie sich nicht mangelhaft. Die Vegetarier sowieso nicht. Also bleibt die Autorin am Ende unschlüssig, wer nun „recht“ hat. Aber vermutlich ist das auch nicht die entscheidende Frage. Entscheidend ist – und das streift die Autorin leider nur am Rande – ob wir uns mit Freude oder mit permanent schlechtem Gewissen ernähren. Ich bin mir sicher, dass der durchschnittliche Carnivore, besser Omnivore (Allesfresser), sich etwas gelassener ernährt (wenn er sich nicht gerade eine Diät hat aufschwatzen lassen) als der politisch und ethisch korrekte Veganer. Es ist ja auch anstrengend, jede Speisekarte im Restaurant und jede Packungsaufschrift im Supermarkt zu scannen, ob da nicht wieder irgendein unschuldiges Tier leiden muss. Nie kann man sich sicher sein, ob nicht das Soja im Tofu auf brandgerodeten ehemaligen Regenwaldflächen von ausgebeuteten Landarbeitern angebaut wurde. Pfuuh. Bei aller berechtigten Kritik am agroindustriellen Komplex: Luft rauslassen, ganz viel Luft rauslassen. Wer ständig sein Essen problematisiert, ernährt sich garantiert verkehrt. Und man sollte nicht alles glauben, was einem die vegane Propaganda erzählt. tav
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