Hotellerie in Wien: Alarmstufe Rot

24.06.2021

 
Laut Ifes-Umfrage wollen 38 Prozent den Beruf bzw. die Branche wechseln. Die Mehrheit der Hotellerie-Beschäftigten befürchtet zudem Einkommensverluste. Aber das ist noch nicht alles.  
Gewerkschaft: "Viele sind seit 15 Monaten in Kurzarbeit".

Vor dem Beginn der Coronakrise arbeiteten 320.000 Menschen im Tourismus. Während der Pandemie mussten österreichweit bis zu 155.000 Beschäftigte Kurzarbeit in Anspruch nehmen, fast 45.000 verloren ihre Arbeitsplätze.

Die Gewerkschaft vida, die ÖHV und der WienTourismus nahmen eine von der AK Wien in Auftrag gegebene Studie der IFES unter Hotellerie-Beschäftigten (n=634) in Wien zum Anlass, um auf die Rolle der Hotellerie hinzuweisen und Corona-bedingte Herausforderungen für Beschäftigte und die
Betriebe aufzuzeigen. Bei der Studie wurde unter anderem abgefragt, inwieweit sich das Hotel-Personal vorstellen kann, auch künftig in der Branche zu arbeiten, aber auch inwieweit es während der Corona-Krise wirtschaftliche Einschnitte für das Personal gegeben hat.

Angst

Das Ergebnis38 Prozent wollen den Beruf bzw. die Branche wechseln, 64 Prozent der Befragten antworten beim Punkt Einkommensverlust mit "befürchte ich sehr". Bei der Angst, den Arbeitsplatz zu verlieren, gaben 40 Prozent "befürchte ich sehr" an. Allerdings sind auch 65 Prozent sehr bis eher optimistisch, was ihre wirtschaftliche Zukunft betrifft. 

Ob das derzeitige Einkommen ausreiche, wurde ebenfalls abgefragt: 38 Prozent der Beschäftigten im Etagenservice sowie 35 Prozent im Bereich Küche/Service gaben an, "es reicht nicht aus". In Verwaltung/Büro und Empfang teilte jeder Fünfte diese Einschätzung. Dass andererseits genug Angebot am Arbeitsmarkt vorhanden sei, das bezweifeln die Beschäftigten. Während laut allgemeinem Arbeitsklimaindex der AK 16 Prozent angeben, nur sehr schwer einen neuen Job zu finden, sind es in der Wiener Hotellerie doppelt so viele.

Interessant auch die Frage, ob sich die Beschäftigten nochmals für einen Job in der Hotellerie entscheiden würden. In der Küche und im Service sagen 26 Prozent "unbedingt wieder", hingen nur 14 Prozent "auf keinem Fall".

Werben, was das Zeug hält

ÖHV-Präsidentin Michaela Reitterer: "Bringen wir den Grünen Pass ins Laufen, richten wir internationale Verkehrsanbindungen wieder ein, und dann werben wir, was das Zeug hält." Ein weiterer Vorschlag von ihr: Interessierte Mitarbeiter von Stadthotels könnten zeitlich befristet eine Beschäftigung in einem Ferienhotel aufnehmen, ohne dass der Vertrag mit ihrem Arbeitgeber aufgelöst würde. Die Kurzarbeit würde für den Zeitraum ausgesetzt.

Fixkostenzuschuss 

„Den Kolleginnen und Kollegen wurde durch Corona von heute auf morgen die wirtschaftliche Basis unter den Füßen weggezogen. Viele sind seit 15 Monaten in Kurzarbeit. Das ist abgesehen davon, dass die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer monatlich weniger Geld zur
Verfügung haben, auch eine mental unglaublich belastende Zeit“, sagt Berend Tusch von der Gewerkschaft vida. 56 Prozent mussten auf Geldreserven zurückgreifen, so Tusch. Er fordert, dass diese Einschnitte durch einen Fixkostenzuschuss für Beschäftigte kompensiert werden müssten.

APA/red