Kaffee mit einem Hauch Philosophie

Kaffee
03.12.2010

Das Café Schopenhauer 3.0 soll Treffpunkt für all jene sein, die Wiener Kaffeehaus-Tradition als gemütlichen Gegenpol zur Alltagshektik sehen

Der Leitgedanke „Tradition trifft Moderne" verbindet im Café Schopenhauer 3.0 die Tradition der Kaffeehauskultur mit passenden modernen Aspekten. Seit rund 70 Jahren gibt es nun das Café Schopenhauer in Wien-Währing, das als Billard- und Bridge-Café bekannt war. Der gebürtige Tiroler Michael Leiter ist gelernter Konditor mit Meisterprüfung und arbeitete in den Wiener Traditionsbetrieben Groissböck und k. u. k. Hofzuckerbäckerei Demel. Mit seinen 29 Jahren ist er Währings jüngster Konditormeister. „Ich träumte seit meiner Jugend von der Selbständigkeit und wie so oft im Leben ergibt sich etwas per Zufall. Das Café in der Staudgasse hatte zugesperrt und ein neuer Besitzer wurde gesucht. Ich bin nicht nur einmal daran vorbeigegangen, bevor ich Mut fasste, das Handy zückte und die Dinge ihren Lauf nahmen. „Das Café Schopenhauer hat in der Vergangenheit schon viel mitgemacht - vermutlich auch viele seiner Gäste -, und genau das macht den Charme dieses Kaffeehauses aus. Wäre ich früher geboren, hätte ich Arthur Schnitzler und Konsorten bedient", freut sich Leiter, ein Juwel der Wiener Kaffeehauskultur übernehmen zu dürfen.

Altbestand erhalten
Für ihn war klar, dass der Name erhalten bleibt. „Das angehängte 3.0 wirkt modern und verweist darauf, dass ich der dritte Besitzer bin", sagt Leiter. Der Umbau des Cafés war in elf Wochen erledigt, aber bis die Finanzierung mit der Bank abgeschlossen war, vergingen sechs Monate. „Als Jungunternehmer hat man es sehr schwer, an Geld heranzukommen, man muss sehr viel Eigenkapital und viele Sicherheiten mitbringen", so Leiter. Im Café Schopenhauer wurde alles von der Küche hinaus serviert. „Das funktioniert bei einem modernen Betrieb nicht. Heute braucht es eine Bar, wo der Gast die Kaffeezubereitung mitverfolgen kann. Billard- und Bridge-Tische mussten der Bar Platz machen. Marlene Brunner, eine befreundete Künstlerin, designte die Bar und bringt damit den modernen Touch in das Café Schopenhauer 3.0. Ansonsten habe ich den Altbestand - alte Tische, Stühle, Hocker, Lampen und Spiegel belassen, die Sitzlogen neu tapeziert. Der Umbau der Küche war am aufwändigsten und kostete mehr, als veranschlagt", erzählt Leiter. Er führt das Kaffeehaus als Nichtraucher-Café und spricht damit am Wochenende Familien an, die mit Kindern zum Frühstück kommen.

Dunkle Röstung
Der Gast kann aus 22 verschiedenen Kaffees wählen, serviert werden Spezialitäten wie Kaffee Brasil mit Kokossirup oder Advokat mit Eierlikör. „Der Espresso wird mit der dunklen illy-Röstung gebrüht, und zu jedem Kaffee wird eine Karaffe Wasser auf das Silbertablett dazugestellt. Alle Kaffeespezialitäten gibt es auch mit Sojamilch und entkoffeiniert. Derzeit gibt es einen Mittagstisch und die klassischen Kaffeehausschmankerln. Ich möchte in Zukunft auch ein bisschen die Tiroler Küche im Wiener Kaffeehaus verankern", meint Leiter. Zum Frühstück gibt es die klassischen Frühstücksvariationen, die Namen aus Schopenhauers Leben tragen, wie zum Beispiel Adele, so hieß seine Schwester, oder Atman, seine zehn Pudel. „Natürlich gibt es auch eine von mir kreierte Schopenhauer-Torte, diese besteht aus einem Nussboden mit Milchcremefüllung und Kirschen", ergänzt Leiter.

(Redaktion: Irene Stelzmüller)