Kein Wein, ein Lebensgefühl: Der späte Triumph des Rosé

ÖGZ-Verkostung
26.04.2021

Von: Roland Graf
ÖGZ-Verkostung: Es hat gedauert, bis man sich hierzulande dem südfranzösischen Beispiel anschloss. Doch mit der Fülle an heimischen Rosés haben Gäste von würzig bis betont süß die Qual der Wahl.

Paula Bosch, als „Tantris“-Sommelière längst eine Legende im deutschen Sprachraum, war jüngst zur Online-Diskussion mit steirischen Winzern und „Steirereck“-Begründer Heinz Reitbauer zugeschalten. Und die Frau, die das Beste aus den Weingärten dieser Welt in München kredenzt hatte, gab ausgerechnet dem Schilcher gute Chancen: „Momentan sind ja tatsächlich die rosaroten Zeiten angesagt!“ 

Ein Blick auf die Getränkeneuheiten macht da sicher: Beeren-Gin, Frozé, Eistees und Near Water zeigen pink Schimmer. Die Farbe als Lebensgefühl hat sich längst von der Weinwelt emanzipiert. Und es ist keine Nische; die Wachstumsraten für die Pink Gins belegen das. Auch im AF-Sektor ist „pink“ – von Grapefruit bis Beeren – ein Faktor geworden. Vielleicht weil die Pastellfarbe dafür steht, kein Übermaß zuzulassen. Von Extremen hat man derzeit ohnehin genug. 

Doch bevor es zu soziologisch wird bei der Weinkarte: Halten wir uns an die Fakten! Und auch die nüchternen Zahlen über berauschende Getränke attestieren dem Österreicher eine Liebe zu „La vie en rose“. Kaum ein Markt weltweit liebt etwa Rosé-Champagner so wie wir. Und entsprechend stark sind auch die Winzer dabei, die heimischen Rotweinsorten zu Frizzante oder Schaumwein zu verarbeiten. Hier ist dann zur perfekten Abstimmung der Cuvée – wenn mehrere Sorten im Spiel sind – auch noch die richtige Dosage gefragt.

Frucht ist kein Fehler

Denn auch wenn das Vorbild in der Provence sitzt, muss der Rosé nicht immer knochentrocken sein. Ein paar Gramm Zucker machen speziell in der wärmeren Jahreszeit durchaus Laune. Das sollte man auch für den „stillen“ Rosé immer im Hinterkopf haben. Denn als Speisebegleiter macht ein würzig-trockener „Austro-Franzose“ sicher Freude – etwa zu Lachs, Krabben oder Carpaccios von der Roten Rübe. Zum Dahintrinken einigen sich gemischte Runden dann doch eher auf Varianten, die mit Beeren-Duft und einer ebensolchen Aromatik punkten. Soll man daher mehrere Rosés auf der Karte führen? Eigentlich: Ja! 

Zumal man in dieser Kategorie auch nie die Optik vergessen sollte: Von blassem Rosa bis zu sattem Purpur sind hier alle Schattierungen möglich. Und sie laden nicht nur beim prickelnden Rosé dazu ein, sie auch in sommerlichen Cocktails einzusetzen. Auch über weißen Portwein oder Fruchtliköre bzw. -sirups kann schließlich die Süße ins Glas kommen! Ohne jetzt einen Spoiler-Alarm zu setzen: Die Lieblingsweine des ÖGZ-Kostquartetts fanden sich in beiden Kategorien: weinig trocken und fruchtsatt zum „Hineinsetzen“. Die rosa Welt mag monochrom sein, aber sie ist nie monoton!

ÖGZ-Sieger 2021 der Kategorie "Rosé"

Strohmaier: Kompletter Weststeirer holt Gold

Rotweine Lang: Kühler Rosé holt ÖGZ-Gold

Pfaffl: Mit fruchtiger ­Balance zu Gold!

Szigeti: Karger Rosé für Profis holt Gold