Klassiker des Kaffee-Cocktails

Kaffee
09.12.2021

 
Wie viel „Bartender“ steckt im „Barista“? Dass Kaffee ein idealer Spirituosen-Partner ist, lässt sich in der kalten Jahreszeit entdecken. Mit unseren Tipps von Bartendern und vier Rezepten!

Cold Brew und Bärlauch-Destillat gefällig? Bei der Berliner „Röststätte“ sind derlei Mixgetränke ein Teil ihres Images als Barista-Anlaufstelle geworden. Kooperationen mit verschiedenen Destillateuren haben dort zu einer Reihe von „Signature Drinks“ mit Kaffee geführt. 

Doch es muss gar nicht so ausgefallen sein. Wiens Kaffeehaus-Kultur hatte schließlich eine Reihe von Servierarten, mit der man – unter anderem für Kutscher – die kalte Jahreszeit erträglich machte. Der „Mazagran“ etwa stammte als Cognac-Drink aus Algerien, wurde mit dem in der k. u. k. Monarchie erzeugten Maraschino aber „eingewienert“. Und ergänzte im alten Wien die Palette an „Maria-There­sia-Kaffee“ (mit Orangenlikör) oder „Pharisäer“ (Rum).

Aufwärmen mit „Schuss“

Denn so neu die Highballs und Nitro-Coffee-Cocktails sind, Mixen­ mit Kaffee ist eine Disziplin mit langer Ahnenreihe. Das beweist schon der wohl bekannteste Drink mit Koffein, der „Irish Coffee“. 1943 wärmten sich erstmals Flugpassagiere in Irland daran. Wobei das ursprüngliche Rezept einfach einen starken Kaffee mit einem Schuss Whiskey darstellte. Auch Philipp M. Ernst („Josef“, Wien) sieht im Kaffee keine kurzfristige hippe Zutat. Der Barchef ist selbst bekennender Espresso-Freund, seine Partnerin Andrea Hörzer führte Kaffeehäuser für die steirische Gotthardt-Gruppe. Hier ist man also an der richtigen Adresse, wenn es ums Mixen mit Kaffee geht. Schnell listet das Duo auch einige „Traumpartner“ auf: „Kaffee funktioniert mit rotem Wermut, Tequila Reposado, aber auch mit Gin gut.“

Einfacher Kaffee als Rückgrat

Nur wenige Aromen – Spargel und Spinat – gingen gar nicht, so Ernst, der eine einfache Analogie empfiehlt: „Wir müssen doch nur ans Frühstück denken, zu dem wir Kaffee mit allen möglichen Geschmäckern kombinieren.“ Doch im Drink gelten für den Wachmacher andere Kriterien. Was ist etwa der „richtige“ Kaffee für den von „Falstaff“ zum „Cocktail des Jahres 2022“ erklärten „Espresso Martini“? David Penker („Bar Campari“) hat sich an einer früheren Wirkungsstätte lange damit beschäftigt, ja regelrecht durch die Mikro-Röstereien der österreichischen Hauptstadt gekostet. „Wir wollten einen Kaffee, der ‚nur‘ nach Kaffee schmeckt.“ Denn die schwarze Zutat sollte auch in einem anderen Drink funktionieren und auch Basis eines Kaffeelikörs werden. „Doch mal kam die Bitterschokolade stark durch, dann gab es wieder eine Beinote von Orange.“ Geworden ist es eine Mischung des Traditionshauses Julius Meinl – wegen des „straighten“ Aromas, das in keiner Verwendung aneckt.

Mit Brandy oder Birnenschnaps

Der Kaffee soll das Rückgrat eines Drinks bilden, wie das auch beim „Irish Coffee“ der Fall war. Schmeckt er nach Whiskey, war zu viel Spirituose im Spiel. Auch Charles Schumann, bekanntester deutschsprachiger Barmann, fügt in seiner Hommage an die spanische Mischung von Brandy und Espresso lieber Aromageber hinzu. „Der ,Carajillo‘ ist ein klassisches Getränk der Arbeiterklasse“, so der legendäre Bar-Chef. Wachmacher und Kraftspender ist seine Version allerdings nicht. Sherry und Ab­sinth verfeinern die Basis. Und wer an eine Kaffee-Variante zu Jagatee und Punsch denkt: Auch die gibt es. Der Schweizer „Kafi fertig“ verwendet lediglich ein Löffelchen Kaffee, im Obstbrand-Wasser-Gemisch. Er ist ein klassischer Fasnachts-Drink. Allerdings kein Spaß!

ENGLAND: Espresso Martini

IRLAND: Irish Coffee

SPANIEN: Carajillo „Museo Chicote“

Schweiz: Zwetschge-Luz