Kommentar: Dauerbrenner Overtourismus, auch in Österreich
Immer mehr Ankünfte, immer mehr Nächtigungen: Aber viele Gäste bedeuten auch viel Verkehr und viel Landverbrauch. Nicht alle profitieren. Nicht nur in Tirol droht manchenorts die „Tourismusgesinnung“ zu kippen.
Der „Tourismus-Weltmeister Tirol“ (Josef Margreiter) verkündet neue Rekorde: 6,2 Mio. gezählte Gäste und 27,6 Mio. Nächtigungen in der Wintersaison. So viel waren es noch nie. Das ergab eine Wertschöpfung von 2,5 Milliarden Euro. Auch das ist Rekord. Aber viele Gäste bedeuten auch viel Verkehr und viel Landverbrauch, Investitionen in die Infrastruktur, nicht immer zum Wohle der Umwelt und der Anwohner. Nicht alle profitieren. Auch deshalb haben die Tiroler gegen Olympia gestimmt. Deshalb droht nicht nur in Tirol die „Tourismusgesinnung“ zu kippen. Das wäre fatal für das Tourismusland Österreich.
In Hallstatt hat die tourismuskritische Liste „Bürger für Hallstatt“ auf Anhieb die Mehrheit im Gemeinderat erobert. 16.495 Busse im Jahr 2017, fünfmal so viel wie 2010, sind einfach zu viel. Jetzt will man den Besucherstrom regulieren und reduzieren: Es sollen täglich nur noch 30 Busse den kleinen Ort anfahren dürfen. Das bedeutet knapp 11.000 Busse im Jahr, 1.000 Gäste am Tag. Besser für die Hallstätter, schlechter fürs Geschäft.
Weltweit steigen die Zahlen. Immer mehr Menschen wollen verreisen, besonders in Asien. Und kommen gerne nach Österreich. Ganz überwiegend zu den Hotspots. In Wien bekommt man es noch hin, die Besucherströme etwas zu lenken. Da tun sich größere Städte leichter als Orte wie Hallstatt. Aber auch in der Getreidegasse oder am Stephansplatz sieht man fast nur noch Touristen. Das geht auch den Touristen auf die Nerven.
Es wird zu einer weiteren Trennung von Massentourismus und Qualitätstourismus kommen, Ersterer mit immer weniger Wertschöpfung. Die Chance in Österreich liegt natürlich bei Letzterem. Aber wie kommt Hallstatt vom Massentourismus (zurück) zum Qualitätstourismus? Da bleiben nur Beschränkung, Steuerung und vor allem neue Angebote. Auch reisende Asiaten wollen (bald) mehr als fotogene Kulissen.
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