Korkenzieher: „Das Gespenst des Bolschewismus“

21.10.2021

Von: Hubertus Mantel
Was sind die wahren Gefahren dieses Landes? Unserem Kolumnisten Hubertus Mantel wurde eine Antwort angeboten. 
Hubertus Mantel erlebt die irrsten Sachen.

Was bei mir im Gasthaus zur trüben Glaskugel letztens wieder einmal ganz klar erkennbar wurde: Bei all dem medialen Getöse rund um die Ermittlungen gegen den mittlerweile zum Doppelaltkanzler mutierten Sebastian Kurz und seine Partei, die ÖVP, geraten andere Themen, sogar richtig bedrohliche, in den Hintergrund. Und wie ich beim Glaslpolieren darüber sinnier, geht die Tür auf und der Andreas Khol, ehemaliger Präsident des Nationalrats, und der Wolfgang Schüssel, Exkanzler der Republik, kommen herein. „Da schau her, welch honoriger Besuch!“, ruf ich ihnen zu. „Wir nehmen einen Fensterplatz, gellt, Wolferl!“, sagt der Andreas Khol, und schon sitzen sie. „Geh, Hubertus!“, ruft mir der Wolfgang zu, „ich hätt gern ein Kalbsbeuschl und ein Krügel, bitte!“ – „Ich nehm eine geröstete Leber und auch ein Krügel!“, sagt der Andreas. Wie ich die Getränke servier, sagt der Andreas: „Sag, Wolferl, hast du auch so eine Angst vorm Bolschewismus?“ – „Na, was heißt“, erwidert der Wolfgang, „jetzt haben die Kummerln Graz erobert, ich frag mich, warum das keinen Alarm auslöst?“ – Der Andreas schüttelt den Kopf:

„Furchtbar! Gegen unseren Bundesparteiobmann wird ermittelt, aber über die Kummerln regt sich niemand auf, dabei unterstützen die ohne jeden Genierer das Regime in Belarus und geben denen ein freundliches Interview, stell dir das vor!“ – „Unerhört“, sagt der Wolfgang und schiebt sich das Beuschel rein: „Ein Regime wie die UdSSR. Solche wie der Lukaschenko schrecken vor nichts zurück! Ich sag nur Meinungsmanipulation! Der fälscht doch jede Umfrage, damit er in der Öffentlichkeit gut dasteht.“ – Der Andreas wischt sich den Mund ab: „Ekelerregend! Solche Diktatoren kaufen sich ganze Medien und bestimmen die Berichterstattung. Und dann noch der Postenschacher in staatsnahen Betrieben. Die hieven nur diejenigen, die ihnen hörig sind, in die jeweiligen Positionen und bauen sich einen Staat im Staat. Wie die Bolschewisten!“ – Der Wolfgang nimmt einen kräftigen Schluck: „Grauslich! Erinner dich nur, wie die Bolschewisten die Kirche unter Druck gesetzt haben. Wenn die Priester einmal aufgemuckt und sich für die Menschenrechte eingesetzt haben, haben ihnen die Bolschewisten gleich die Gelder gekürzt und Privilegien weggenommen. Der Lukaschenko ist da nicht besser.“ – „Geh, widerlich! Und die Kummerln hofieren so ein Regime!“ – Beide legen synchron das Besteck weg, wischen sich den Mund ab, schauen sich an und sagen im Chor: „Der Bolschewismus geht um!“