Korkenzieher: Der Fluch der Pharaonen

Kolumne
27.04.2021

Von: Hubertus Mantel
Die ÖGZ hat einen neuen Kolumnisten. Und er ist eine wahre figurative Persönlichkeit! Hubertus Mantel berichtet regelmäßig aus seinem Wirtshaus zur trüben Glaskugel, in dem sich das "Who's Who" der Branche die Klinke in die Hand drückt. 
Hätten die Pharaonen*innen nicht ihren angestammten Platz verlassen, wäre vermutlich alles schön und gut!
Hätten die Pharaonen*innen nicht ihren angestammten Platz verlassen, wäre vermutlich alles schön und gut!

Ich darf mich vorstellen, Hubertus Mantel, bin der Wirt vom Gasthaus zur trüben Glaskugel. Nomen est omen – bei mir traf sich vor der Pandemie alles, was Rang und Namen hat, weil man nicht nur die Geselligkeit zu schätzen weiß, sondern auch meine Ratschläge. Doch seit Monaten hab ich geschlossen. Die Redaktion der ÖGZ, die meine hellseherischen Fähigkeiten erkannt hat und selbst immer wieder guten Geschmack beweist, hat mich gebeten, hier in dieser Zeitung an dieser Stelle uns Gastronomen bewegende Themen zu behandeln – ich kann ihr dazu nur gratulieren. 

Als Wirt hat man ja momentan nicht viel zu tun. Das verschafft einem die Möglichkeit, ein bisserl nachzudenken. Da ist mir aufgefallen, dass die Pharaonen von ihrem angestammten Platz in ein Museum verbracht wurden. Das hätten die Ägypter nicht tun dürfen. Weil seitdem reiht sich ein Unheil ans nächste. Da les ich auf ORF.at die Schlagzeile: „Elefantenführer beim Nashornzählen von Tiger getötet“ – Zufall? Zeitgleich erhöhen sich die Corona-Fall-Zahlen massiv, die Atomverhandlungen mit dem Iran in Wien laufen ins Leere, die Kanzlerpartei ÖVP verliert massiv an Zustimmung, und dann tritt auch noch der Gesundheitsminister zurück, und der Lockdown wird obendrein verlängert – der Todesstoß für Tourismus und Gastro.

Am Abend steh ich allein im Wirtshaus und stell mir vor, wie die Mumien aus den Gräbern heraussteigen und Schrecken auf der Welt verbreiten, da klopft’s am Fenster. Ich schreck mich und trau meinen Augen nicht: Draußen steht die Eli Köstinger, lächelt und winkt mir. Ich sperr die Tür auf. Sagt sie: „Servus, Hubertus. Lasst mich rein?“ – „Das geht nicht, Eli“, sag ich, „Lockdown.“ – Schaut sie mich an: „Na geh, komm, ein Achterl – ich sag’s auch nicht weiter.“ Und schon steht sie im Lokal. Geb ich ihr halt ein Achterl. „Schön hast ausgestrichen, Hubertus, hast den Lockdown gut genutzt“, sagt sie und schaut sich um. Darauf ich: „Ja, eh. – Apropos Lockdown: Glaubst du, dass wir im Mai wieder aufsperren dürfen?“ – Sie nimmt einen Schluck: „Ich bin ja nicht der Heilige Geist, aber wenn der neue Gesundheitsminister sich steuern lässt“, sagt sie. „Na, Moment“, sag ich, „der Anschober hat ja w. o. gegeben, weil ihn deine Familie so unter Druck gesetzt …“ – Da schaut sie plötzlich ganz böse: „Hubertus, ich sag dir was: Der Anschober ist krank geworden, weil sie in Ägypten die Pharaonen umgebettet haben. Und weil da offenbar eine Gefahr droht, haben wir ja vorsichtshalber auch gleich die Spitze der Österreich Werbung ausgetauscht. Für Österreichs Zukunft. Man weiß ja nie.“ – Hab ich’s nicht gesagt: Die Pharaonen waren’s.