Lebende Tiere essen?
Man hat davon gehört: In Japan essen sie (angeblich) das warme Hirn von lebenden Affen. Muss irgendwas mit Männlichkeitsritualen zu tun haben. Das finden wir Westler natürlich vollkommen degoutant. Es soll trotzdem Gourmants geben, die gerade deshalb nach Japan reisen.
Rene Redzepi bietet als ultimativen Kick lebende oder gerade erst getötete Tiere an. Geschehen Anfang diesen Jahres in seinem Pop-up-Restaurant im Mandarin Oriental in Tokio. Redzepi ist unter anderem dafür berühmt, auf absolute Frische zu setzen. Die japanische Kochtradition auch. Das hat Redzepi in Tokio so zusammengeführt, dass er Riesengarnelen mit lebenden schwarzen Ameisen servierte. Die Garnelen wurden erst unmittelbar vor dem Servieren getötet – mit einem Nadelstich ins Gehirn. Rezensenten schrieben, dass die Garnelen noch so frisch gewesen seien, „dass sie auf dem Teller zuckten“ (Japan Times) oder „dass ihr Gehirn die Information über ihren Tod erst noch an den Rest des Körpers telegrafieren musste“ (Bloomberg’s Tejal Rao). Die Ameisen sollen übrigens „säuerlich“ geschmeckt haben. Und kamen nicht zum ersten Mal in ein Gericht von Redzepi. Tatar mit lebenden Ameisen hatte er schon 2012 in London serviert. Jetzt fürchten Kritiker wie Fritz Gubler, Präsident von eHotelier, dass der Meister mit Vorbildwirkung Ähnliches in seinem kommenden Pop-up-Restaurant in Sydney plane. Und stellt die Frage, ob Redzepi hier eine ethische Grenze überschreitet. Gruber meint, ja. Dem schließen wir uns an, auch wenn wir gerne Austern schlürfen. Alles andere ist grausame Effekthascherei, oder?
t.vierich@wirtschaftsverlag.at
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