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Lohnkosten bringen Hoteliers an ihre Grenzen
Wien. Besonders bei den Fachkräften sinken die Arbeitzeiten, während die Löhne steigen. Deshalb stiegen laut ÖHV in nur sieben Jahren die Lohnkosten um 31,4 Prozent pro Nächtigung. Doch trotz der Explosion bei den Lohnkosten kommt zu wenig davon bei den Mitabeitern an.
„Wenn wir den Lohnkostenanstieg nicht durch Mehreinnahmen oder Einsparungen ausgleichen können, geht sich die Rechnung bald nicht mehr aus“, hält Michaela Reitterer, Präsidentin der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV) nach der Analyse von mehr als 12.000 Brutto-Ist-Löhnen in österreichischen Ferienhotels im vergangenen Winter fest. „Wir zahlen von Jahr zu Jahr mehr und bei den Mitarbeitern kommt das nicht an. Der Staat muss aufhören, sich bei den Gehältern unserer Mitarbeiter zu bedienen“, setzt sie sich als Branchenvertreterin neuen Stils massiv für Mitarbeiter der österreichischen Hotellerie ein.
Stundenlöhne seit 2007 stark gestiegen
Auf die einzelne Arbeitsstunde gerechnet sieht die Rechnung für die Mitarbeiter deutlich besser aus: Die Arbeitszeiten sinken seit Jahren, seit 2007 um 2,7 Std. pro Woche. Doch die Löhne sind im selben Zeitraum deutlich gestiegen. Dem Rückgang der Arbeitszeit seit dem ersten Lohnbenchmark im Jahr 2007 um 5,4 Prozent steht ein Lohnanstieg von 11,5 Prozent gegenüber. Pro Stunde verdienen die Mitarbeiter um 17,9 Prozent mehr. „So eine Entwicklung gibt es in keiner anderen Branche. Die Hoteliers haben selbst bei stark sinkenden Bettenpreisen die Löhne stark erhöht“, erklärt Reitterer. Dabei hat die Branche weder staatliche Förderungen in Form von Kurzarbeit bezogen noch Mitarbeiter abgebaut: „Im Gegenteil, die Hotellerie beschäftigt heute um ein Viertel mehr Mitarbeiter als noch vor zehn Jahren“, so die Branchensprecherin.
Qualifikation muss sich lohnen
Den Hilfskräften zahlten die Hoteliers im vergangenen Winter um 4Prozent mehr als im Vorjahr, und die Löhne steigen heuer noch einmal, verweist Reitterer auf die kollektivvertraglich vereinbarte Steigerung, die ab Mai 2013 Monat für Monat ein Plus von mehr als 9 Prozent ausmacht. Noch besser entwickelten sich die Löhne für qualifizierte Mitarbeiter in Positionen, die auf dem Arbeitsmarkt heiß umkämpft sind: Chefs de partie in der Küche und Empfangsmitarbeiter mit Erfahrung verdienten im vergangenen Winter im Durchschnitt um 4,5 Prozent mehr als im Vorjahr – und zwar von deutlich höheren Löhnen aus: Sie verdienen durchwegs um dreistellige Beträge mehr als kollektivvertraglich vereinbart. „Persönliches Engagement und Ausbildung müssen sich einfach lohnen“, hält Reitterer fest.
Jobs rauf, Steuern runter
Als besonders kontraproduktiv für die Branche stellt sich die Auflösungsabgabe heraus, hält Reitterer fest: „Das ist eine reine Belastungsaktion, hier werden Arbeitgeber geschröpft. Diese Abgabe hat keinen politischen Mehrwert als das Füllen leerer Kassen auf Kosten der Betriebe, die nicht abwandern oder Mitarbeiter durch Maschinen ersetzen“, fordert die ÖHV-Präsidentin eine radikale Trendwende in der Arbeitsmarktpolitik: „Wir müssen Arbeitsplätze und Wertschöpfung vor Ort fördern und nicht verhindern: Jobs rauf, Steuern runter muss das Motto heißen.“
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