ÖGZ-Verkostung: Liköre im Test

14.09.2021

Von: Roland Graf
Farblos sähe die Cocktailwelt ohne die Liköre aus. In Zeiten des Selbsverarbeitens von Früchten durch die Bartender reagieren die Hersteller – mit noch mehr Präzision und Vielfalt an Geschmäckern.

Man hört das Wort und es formen sich Vorurteile. Dabei muss Likör weder leicht sein  noch süß schmecken. Der Mindestalkohol von 15 % vol., den der Gesetzgeber fordert, bedeutet nicht, dass nicht auch 43 % einem Orangenlikör Kraft für einen Drink geben können.

Ebenso wenig folgt aus den 100 Gramm Zucker pro Liter in der Europäischen Spirituosenverordnung, dass alle Erzeugnisse klebrig süß sein müssen. Für Kirsch- und Enzian-Likör gelten erstens niedrigere Werte, vor allem weiß aber gerade Österreich mit seiner Tradition alpiner Bitterliköre, wie herb ein solches Getränk sein kann. Anders gesagt: Die Zeiten, in denen die Likörauswahl so etwas wie ein „Zuckerlgeschäft für Erwachsene“ darstellte, sind zum Glück passé. 

Fruchtaromen

Das hat auch mit einem neuen Verständnis zu tun: An der Bar werden viele Produkte, die auf Frucht­aromen zurückgreifen, ja mittlerweile selbst erzeugt. Das hat parallel aber zu einer Fokussierung geführt, die bei den gekauften Likören weg von Allerweltsgeschmäckern und künstlicher Aromatisierung geht, dafür aber den Stellenwert der süßen Barklassiker erhöht hat. Dem Siegeszug des Aperol folgend, sind hier Aperitif-Liköre zu nennen, die mit Zitrusfrüchten, Beeren und/oder Wurzeln für herbe und süße Aromen zugleich sorgen. Darin ist eine Eigenschaft guter Liköre verborgen, die ja in sich bereits balancierte Mischungen darstellen, die nur mit Soda oder Tonic zum Drink verlängert werden.

Dass Likör als Aperitif wie auch nach einem Essen gereicht werden kann – etwa im französischen Gedeck „Café Gourmand“ –, gibt der Gastronomie auch abseits der Cocktails Einsatzmöglichkeiten. Cremeliköre wie Österreichs Weltmarke „Mozart“ passen zu bitteren Aromen eines Espressos. Auch Kirsch- oder Haselnusslikör sind anderswo beliebte Bestandteile der Digestif-Karte. Und so war es eine bunte Auswahl, der sich das ÖGZ-Kostquartett bei der Likörprämierung stellte. Die hohe Zahl der mit „Gold“ prämierten Vertreter unterstrich die Qualität der Kategorie.

ÖGZ-Sieger 2021 der Kategorie "Liköre"

Oriental Déjà-vu: Goldene Apéro-Alternative

Cointreau: ÖGZ-Gold für herrliche Balance

Grand Marnier: Die Orangen erstrahlen hier in „Gold“

Fireball: Gewagter Mix, der ÖGZ-Gold wert ist

Mozart: Mit cremigem Charme zur „Goldenen“