ÖHV gegen Marktmacht der Buchungsplattformen

02.02.2012

Peer: „Können uns Disagiosätze von 13 bis über 20 Prozent nicht leisten". Das Internet hat unser Leben verändert – auch die Reise- und Buchungsgewohnheiten.
Die Planai in Schladming war heuer zum 14. Mal Schauplatz des spektakulären „Night Race“ und eine Woche davor Veranstaltungsort für den ÖHV-Kongress. 2013 findet hier unter der Regie des Österreichischen Skiverbands die Ski-WM statt. Das Großevent ist mit Investitionen von rd. 400 Mio. € verbunden. Mehr als 150 Gastgewerbebetriebe nutzen das internationale Rampenlicht für Investitionen, um den erwarteten 400.000 Besuchern die Region um Schladming im besten Ambiente zu präsentieren

Immer mehr Reisende buchen ihre Hotels entweder direkt auf der jeweiligen Hotelhomepage oder auf Buchungsplattformen wie booking.com (mit 57 Prozent Marktanteil klarer Marktführer, vor hrs mit elf Prozent) oder hotels.com. Damit einher gehen leider auch steigende Provisionen, die die Hotels an ihre e-Vertriebspartner zahlen müssen.

HRS etwa hat die Kommissionssätze auf seinen Buchungsplattformen HRS, Tiscover und hotel.de jüngst um zumindest ein Viertel erhöht auf einheitliche 15 Prozent, und die Allgemeinen Geschäftsbedingungen zum Nachteil der Vertragspartner verändert. Diese wollen jetzt die Konsequenzen ziehen – bis zur Kündigung: Ab 1. März, mit Einsetzen der neuen AGBs, werden in einem ersten Schritt eine Woche lang keine Zimmer auf HRS eingestellt. Mittlerweile unterstützen mehr als 700 Hoteliers die Facebook-Gruppe „HRS-freie Woche". Die Österreichische Hoteliervereinigung (ÖHV) wird die Bundeswettbewerbsbehörde damit befassen: „HRS gibt an, bei Firmenkunden Weltmarktführer zu sein. Das sollen jetzt offenbar auch die Hoteliers zu spüren bekommen. Das lassen wir uns nicht gefallen", erklären die ÖHV-Präsidenten Peter Peer und Sepp Schellhorn diesen Schritt. Bei der ÖHV häufen sich inzwischen jedenfalls die Beschwerden.

Kosten steigen rasant
Das Thema „Buchungsplattformen" und deren hohe Disagiosätze war auch eines der Kernthemen beim diesjährigen ÖHV-Hotelierkongress in Schladming. Seit dem Jahr 2000 kletterten die Marketingkosten laut Österreichischer Hotel- und Tourismusbank (ÖHT) mit 18 Prozent rasanter als die Inflation. „Das können wir uns auf Dauer nicht leisten", so Peers Aufruf. Prof. Christian Maurer von der IMC Fachhochschule Krems hat für eine Status-quo-Erhebung zum e-Tourismus in Österreich 522 Betriebe befragt. 91 Prozent der 4- und 5-Sterne-Betriebe gaben danach an, Buchungsanfragen über die eigene Website bearbeiten zu können, 68 Prozent sind direkt über die Website buchbar. Doch die Zahl der direkten Buchungen über die eigene Website liegt bei weniger als 20 Prozent.Dieser Wert sollte laut ÖHV angehoben und damit unnötige Kosten vermieden werden.

Schweizer Lösung

Gefragt sei eine Alternative zu den großen Buchungsplattformen, so Schellhorn. Nach dem Vorbild der Schweiz sollen regionale Tourismusorganisationen stärker in den Vertrieb eingebunden werden. Schweizer Hotels etwa seien über myswitzerland.com buchbar. Die Kosten für den Hotelier liegen hier bei 6 Prozent des Zimmerpreises. Zum Vergleich: Eine Direktbuchung beim Hotel kostet den österreichischen Hotelier im Durchschnitt 2,5 Prozent, über Reise- und Buchungsplattformen sind es rund 13 Prozent. Mit bis zu 20 Prozent noch teurer kommt die Buchung über Metasuchmaschinen wie trivago, Kayak oder checkfelix.com, die dann via booking.com, hrs, tiscover, expedia oder hotel.de auf das Hotel verlinken. Sogar mehr als 20 Prozent sind für Buchungen über die nationalen Tourismusorganisation, die Landestourismusorganisationen und Tourismusverbände zu bezahlen.

Also die Seiten von Österreich Werbung, Tirol, Salzburg oder Wien Tourismus, über die man ebenfalls den Buchungsweg über die genannten Metasuchmaschinen und Buchungsplattformen zum jeweiligen Hotel beschreiten kann. Schellhorn: „Wir können uns Parallelstrukturen nicht leisten. Wo Gäste von öffentlichen Institutionen angesprochen werden, sollen sie buchen können, ohne dass Gelder an Dritte fließen – bei der Österreich Werbung, bei der Landestourismusorganisation, bei der Destination."
Der Trend zum Online-Vertrieb ist indes nicht zu stoppen. In den vergangenen 13 Jahren legte der Anteil der Online-Anfragen laut Schellhorn von 10 auf 77 Prozent zu. 79 Prozent der Urlauber recherchieren vor ihrer Reise im Web, 59 Prozent haben bereits online gebucht und werden auch weiterhin über das Internet buchen, und 37 Prozent berichten auf Bewertungsplattformen über ihren Urlaub.

Bester Preis im Hotel
In diesem Zusammenhang appellierten die beiden ÖHV-Präsidenten an die Hoteliers, darauf zu achten, dass die Bestpreisgarantie für ein Zimmer auf der eigenen Homepage liegt. „Es ist eine riesige Dummheit, wenn ein Gast mein Zimmer über booking.com oder eine andere Reservierungsplattform billiger buchen kann als auf der eigenen Hotel-Homepage", erklärte Peer.


Clemens Kriegelstein