Provokantes Kunstprojekt im Wörthersee Stadion

For Forest
04.09.2019

Von: Thomas Askan Vierich
For Forest, das umstrittene Kunstprojekt im Klagenfurter Fußballstadion, ist eröffnet. Im Vorfeld gab es viel Streit. Zuletzt sprang auch noch der Caterer ab.
The Unending Attraction of Nature von Max Peintner
Der Künstler Klaus Littmann

30 Jahre hat der Schweizer Künstler Klaus Littmann seine Idee mit sich herumgestragen: Bäume in ein Stadion zu pflanzen, um so darauf aufmerksam zu machen, dass Bäume, dass der Wald, die ganze Natur eine bedrohte Spezies ist, die nur noch ausgestellt werden kann. Seit er mit der Bürgermeisterin von Klagenfurt eine Verbündete fand, wird seine Idee Wirklichkeit.

Düsterer Blick in die Zukunft

Alles fing mit einer Bleistiftzeichnung in einer Ausstellung an, die Littmann gesehen hatte: „Die ungebrochene Anziehungskraft der Natur“ des österreichischen Künstlers Max Peintner. Man sieht: Ein ausverkauftes Fußballstadion und alle starren auf einen bewachten Mischwald, der am Spielfeld wächst. Sieht so unsere Zukunft aus?

„Als ich das Bild sah, wusste ich: Das will ich real erfahrbar machen“, sagt Littmann in der Wochenzeitung „Die Zeit“. Mit seiner riesigen Installation will Littmann ein Bild schaffen, das um die Welt geht. Das könnte ihm gelingen.

Gute Werbung?

Und das könnte auch gute Werbung für Klagenfurt, Kärnten und ganz Österreich sein. Könnte bei freiem Eintritt sieben Wochen lang ab morgen viele Menschen anlocken. Auf visitklagenfurt.at wird das Projekt groß gefeatured, auch die Kärnten Werbung preist das „größte Kunstprojekt Österreichs“. Es gibt auch ein gastronomisches und kulturelles Begleitprogramm.

Bis jetzt hat „For Forest“ hauptsächlich Negativschlagzeilen erzeugt – und es damit bis in die deutsche Wochenzeitung „Die Zeit“ geschafft, die eine ganze Seite über den Ärger rund um das Projekt brachte. Die Kritik kommt hauptsächlich aus dem rechten politischen Lager, tobt in den Sozialen Medien und geht so weit, dass die Bäume, seit dem sie es ins Stadion geschafft haben, dort Tag und Nacht bewacht werden müssen. Der seit vielen Wochen in Klagenfurt lebende Schweizer Künstler Klaus Littmann wurde in Klagenfurt schon auf offener Straße beschimpft und attackiert. Vor dem Stadion demonstrierten „Kärntner mit Herz und Verstand“ mit Kettensägen.

Der falsche Ort?

Den Kärntnern passt nicht, dass ausgerechnet das von ihrem ehemaligen Landesvater Jörg Haider initiierte Wörthersee Stadion „entweiht“ wird. Dass der Wolfsberger AC nicht seine Europa League Spiele in diesem Stadion austragen kann, sondern nach Graz, ausgerechnet, ausweichen muss. Auch wenn die Veranstalter immer wieder betonen, dass - anders als für den Bau des Stadions - für das Kunstprojekt keine Steuergelder eingesetzt werden, behaupten Kritiker immer wieder das Gegenteil.

Seriöse Kritik an der Sinnhaftigkeit und vor allem der Umweltfreundlichkeit eines solchen Megaevents, für das 299 Laubbäume mit Lkw aus Baumschulen in Italien, Deutschland und Belgien herangekarrt wurden, hatte im Chor der Entrüstung kaum noch Platz.

Gastronom sprang ab

Jetzt ist sogar der Gastronom Martin Widrich, Geschäftsführer der Kärnten Aktiv Veranstaltungs- & Catering GmbH und seit Jahren für das Catering im Stadion zuständig, kurzfristig abgesprungen. Man habe sich nicht einigen können und er habe deshalb seinen Vertrag mit dem Sportpark bis nach der Kunstausstellung ruhend gestellt, sagte er gegenüber der „Kleinen Zeitung“. Er hatte angesichts der Kritik und der Ungewissheit, wie viele sich überhaupt noch ins Stadion trauen, kalte Füße bekommen. For Forest Geschäftsführer Herbert Waldner war not amused, konnte aber kurzfristig mit Adi Kulterer und Thomas Jammer Ersatz finden und verspricht „ein Picknick am Waldesrand“ mit „Kräuterlimo, Waldbier und Waldfrankfurter“.

Man kann nur hoffen, dass trotz allen Ärgers im Vorfeld, das Kunstprojekt friedlich über die Bühne geht und reichlich besucht wird. Kunst darf und soll provozieren. Auch das schafft Aufmerksamkeit. Die Idee hinter „For Forest“ hat alle Aufmerksamkeit verdient. Und wer weiß, vielleicht verstummen auch die Kritiker, wenn sie tatsächlich am Spielfeld mitten im Wald stehen.