Reden wir über Drogen

02.12.2021

Im ÖGZ-Exklusivinterview nimmt Szenegastronom Martin Ho zu den Drogenvorwürfen in seinen Lokalen Stellung. Plus: Was Sie tun können, wenn Dealer in Ihrem Betrieb aufkreuzen.  
Martin Ho: „Wir verfolgen eine klare Anti-Drogen-Politik.“
Cannabis fördert den Hunger: Martin Ho hätte im Falle einer Legalisierung auch schon ein paar Ideen, wie er als Unternehmer damit umgehen würde.

Drei Clubs, fünf Restaurants, eine Cocktailbar und eine Kunstgalerie in Wien. Dazu noch ein Hotel in der Wachau. Martin Ho kann man nicht unbedingt vorwerfen, dass er nicht umtriebig wäre. Sein jüngstes Projekt, die Übernahme des „Take Five“ in Kitzbühel, bildet dabei nur das Sahnehäubchen eines Gastro-Imperiums, das ins Unendliche zu wachsen scheint. Aber da ist noch etwas: Aktuell gibt es Vorwürfe gegen den Wiener Unternehmer in Bezug auf mutmaßliche Drogendeals in seinen Betrieben. Das Onlinemedium „zackzack“ hat sogar eine „Whistleblower-Box“ eingerichtet und ruft dazu auf, belastendes Material gegen mutmaßliche Dealereien in Hos Lokalen einzusenden. Duldet Martin Ho Drogenhandel in seinen Lokalen? Und wie geht man als Gastronom mit Dealern um? Die ÖGZ bringt Licht in die Sache und hat Martin Ho exklusiv zum Interview getroffen.

ÖGZ: Allein heuer haben Sie drei neue Betriebe eröffnet, das „Take Five“ in Kitzbühel ist der vierte Streich. Wird Ihnen das alles nicht irgendwann zu viel? 
Martin Ho: Wir packen die Chancen am Schopf. Einige Projekte wie die Verlegung des Stammhauses auf der Mariahilfer Straße haben wir vorgezogen und die Zwangspause durch die Pandemie genutzt, um alle Betriebe zu optimieren. Das „Take Five“ war ein Glücksfall, den wir sehr rasch realisiert haben. Das war eine einzigartige Chance, nach Westösterreich zu expandieren und unser Publikum auch außerhalb ­Wiens zu erreichen. 

Haben Sie nur Glück? Oder sind Sie tatsächlich so ein guter Unternehmer?
Wir sind seit 16 Jahren mit der DOTS Group am Markt und haben immer gut und verantwortungsvoll gewirtschaftet. Wir bringen uns jetzt in Stellung, um nach der Krise voll durchzustarten. 

Pause machen ist wohl nicht unbedingt Ihre Lieblingsbeschäftigung?
Expansion liegt in mir. Ich kann mit Stillstand nicht umgehen. Ich brauche die permanente Weiterentwicklung. Wir haben in den letzten 16 Jahren ein großartiges Team aufgebaut und die Prozesse sind eingespielt. Durch die Zwangspause konnten wir uns intern noch besser aufstellen und die Strukturen verbessern. Damit können wir neue Projekte sehr rasch und effizient stemmen. 

Haben Sie für sich eine Grenze in Bezug auf das Wachstum Ihres Portfolios gesetzt? Wann ist Schluss mit weiteren Lokalen? 
Innerlich denke ich mir oft, dass wird das letzte neue Projekt sein. Aber so ehrlich muss ich zu mir selbst sein: Wenn sich die Chance bietet und das Projekt im Kontext der Gruppe Sinn macht, tue ich mir verdammt schwer, Nein zu sagen. Ich mache mir das „Ja“ aber auch immer schwieriger. Durch die gewonnene Erfahrung rechnen und prüfen wir viel genauer – aber auch viel effizienter. Wenn wir etwas anpacken, dann mit langfristiger Überzeugung und vollem Engagement. 

Die Nachtgastronomie ist Ihre Spielwiese, da haben Sie viel Erfahrung. Aktuell gibt es Anschuldigungen des Onlinemediums „zackzack“ gegen Sie. Es geht um Drogenhandel in Ihren Clubs. Was haben Sie dazu zu sagen? Ist das tatsächlich komplett aus der Luft gegriffen?
Ich kommentiere Inhalte auf nichtjournalistischen Portalen grundsätzlich nicht und messe Fake-News, die mit politischer Agenda kriminalisieren und skandalisieren, wenig Bedeutung zu. Es spricht aber für sich, dass diese Internetseite regelmäßig medienrechtliche Urteile veröffentlichen und Artikel wieder revidieren muss. 

Wie wirkt sich die Berichterstattung darüber auf Ihre Betriebe aus? 
So gut wie gar nicht. Die sehr homogene Leserschaft von Fake-News-Seiten zählt nicht zu unserer Klientel. Der Schaden entsteht, wenn journalistische Medien, denen auch gebildete Menschen vertrauen, auf diese Falschmeldungen hereinfallen und unrecherchiert Skandal-Schlagzeilen veröffentlichen. Dadurch entsteht ein Vertrauensschaden, den wir durch harte Arbeit bei unseren Gästen und Partnern wieder korrigieren müssen. Die Gefahr von Hetzkampagnen auf Fake-News-Seiten liegt nicht so sehr in diesen Seiten selbst, sondern in mangelnder journalistischer Sorgfaltspflicht.

Ist die Klage gegen „zackzack” nicht überzogen? (Anm.: Streitwert 1 Mio. Euro)
Die politisch motivierten Veröffentlichungen auf dieser Internetseite haben über mehrere Monate hinweg zu einem hohen Imageschaden geführt. Der Klagswert resultiert aus Angeboten führender Kommunikationsberater mit Branchenspezialisierung.

„zackzack“ hat eine Whistleblowerbox eingerichtet und ersucht um Zusendung von belastendem Material gegen mutmaßliche Dea­lereien in Ihren Lokalen. Was sagen Sie zu dieser Vorgehensweise?
Ich kommentiere das krampfhafte Ho-Bashing, um politischen Kollateralschaden anzurichten, nicht.

Glauben Sie, dass Ihre Freundschaft zu Ex-Kanzler Sebastian­ Kurz damit zu tun haben könnte? Oder gibt es andere Gründe für diese Vorgehensweise?
Natürlich wird eine politische Agenda an mir und der DOTS Group abgearbeitet. Niemand kann sich sonst erklären, was an einem Gastro­nomen so spannend wäre ... 

Na ja, so unspannend scheinen Sie als Person ja doch nicht zu sein …
Das Spiel der bewussten Kriminalisierung des Umfelds kennen wir aus mehreren Schmutzkübel-Kampagnen der Vergangenheit. Mehr will ich dazu gar nicht sagen.

Dass in der Nachtgastronomie auch illegale Drogen konsumiert werden, ist jetzt nicht unbedingt eine Neuigkeit. Wie geht man als Gastronom mit dem Thema um? Kann oder soll man dagegen etwas machen?
Wir verfolgen eine klare Anti-Drogen-Politik und arbeiten, insbesondere in der Nachgastronomie, eng mit den Behörden zusammen. 

Ist das Ihr Ernst?
Klar, die Sicherheit und das Wohlergehen unserer Gäste haben oberste Priorität. Den Kontroll- und Überwachungsmöglichkeiten sind allerdings alleine durch den Datenschutz Grenzen gesetzt. 

In den meisten US-Bundesstaaten wurde Cannabis bereits legalisiert. In Deutschland wird der Konsum ebenfalls erlaubt. Sind Sie eher für eine Legalisierung oder dagegen? 
Nachdem Cannabis bekanntlich den Hunger fördert, wäre es aus Gastronomensicht vielleicht keine schlechte Idee. Deutschland hat die Legalisierung im Programm der Ampel-Koalition. Ich verfolge die Entwicklung mit Interesse. Ich bin kein Mediziner, um mir ein fundiertes Urteil bilden zu können. Grundsätzlich habe ich eine sehr liberale Einstellung und bin gegen eine Verbotsgesellschaft. Man sollte es auf jeden Fall diskutieren und nicht kategorisch ausschließen.

Bietet eine Legalisierung von Cannabis für den Freizeitgebrauch nicht auch Unternehmern neue Möglichkeiten? Was fällt Ihnen dazu spontan ein?
Wir können ja mal experimentelles Maki mit Cannabis probieren! Wir haben schon mit CBD experimentiert. Die Resonanz der Gäste war nicht so „berauschend“. In den Lokalen der DOTS Group sehe ich da nicht so viel Potenzial, weil es bei uns vorrangig um gutes Essen und exzellente Getränke geht.

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