Sommer, Sonne, Kurzurlaub
Das schöne Wetter im August hat zu Kurzurlauben animiert. Spartenobmann Gotthard Scheiber sieht Tirol im Bundesländervergleich trotz Nächtigungseinbußen an vorderster Front
Der Arbeitsmarkt ist zweifellos das Steckenpferd des Spartenobmannes. Gotthart Scheiber lässt keine Gelegenheit aus, um auf dieses Thema aufmerksam zu machen. Manchmal führen die reellen Gegebenheiten allerdings auch einen Kämpfer wie Scheiber in die Frustration. Mit leichter Resignation in der Stimme gibt er – im ÖGZ-Interview auf das Thema angesprochen – zu: „Der Arbeitsmarkt ist offen, aber wir bekommen keine heimischen Arbeitskräfte.“
Besonders die Lehrlinge würden ihm Kopfzerbrechen bereiten. Es gäbe derzeit ca. 200 offene Lehrstellen. „In den Betrieben werden nicht nur Köche und Kellner gesucht, auch im Wellnessbereich sind Lehrstellen offen.“ Mit Zustimmung des Landes planen die gastgewerblichen Fachgruppen schon im Herbst eine umfassende Imageoffensive zu starten.
„Die Entscheidung, auch den Tourismus als Ausbildungsbranche in Erwägung zu ziehen, muss eine breite Unterstützung erfahren. Wir verfügen ja über eine hervorragende Berufssituation mit einer hohen Durchlässigkeit. Vom Lehrling bis zum Manager ist alles möglich, hinzu kommen die internationalen Berufschancen“, so Scheiber.
Länder unter einen Hut bringen
Selbstredend unterstützt Scheiber auch die Entwicklung eines neuen Lehrberufs im Bereich Housekeeping, der in Abstimmung mit der Bundessparte und den Ländern schon bald auf Schiene sein soll. „Für Gouvernanten und Zimmermädchen gab es bisher keine definierte Ausbildung. Auch wenn es schwierig ist, die Meinungen in den Ländersparten unter einen Hut zu bekommen, ich denke, es gibt genug gute Häuser in Österreich, die nach diesem Beruf lechzen“, ist der Interessenvertreter überzeugt.
Interessen zu bündeln, gilt es übrigens auch für eine von Scheiber seit Langem geforderte alpenübergreifende Tourismusmesse. Die Alpenvermarktung finde immer noch nicht statt. Es werde leider schleppend dahingearbeitet, ohne Ergebnisse, obwohl diese Messe dringend gebraucht wird.
Blaues Auge
Für Scheiber hat der abgelaufene Winter trotz eines Nächtigungsrückganges um ca. drei Prozent im Vergleich zum Rekordwinter 2007/2008 ein durchaus zufriedenstellendes Ergebnis für Tirol gebracht. Bedenklich seien allerdings, speziell im gastronomischen Bereich, Umsatzeinbußen von ca. fünfzehn Prozent, die sich auch bis zum Jahresende fortsetzen dürften. „Je mehr ein Betrieb auf Billigtourismus setzt, umso schwächer wird auch die Nebenkonsumation. Betriebe, die sich gastronomisch spezialisiert haben, sind im Aufwind, weil die Gäste, wissen, was sie dort für ihr Geld bekommen“, so der oberste Branchenvertreter.
Auf den Sommer angesprochen, meint Scheiber: „Das schöne Wetter im August hat sicherlich geholfen und zu Kurzurlauben motiviert. Ich glaube, wenn wir unsere Stammgäste nicht hätten, wäre das Minus noch größer.“ Eine Prognose will er jedoch nicht abgeben. „Abgerechnet wird der Winter im Mai, der Sommer im November.“ Dass der Sommer in Tirol den Österreichvergleich nicht zu scheuen brauche, zeige aber allein die Tatsache, dass in Tirol beinahe doppelt so viele Nächtigungen erzielt werden wie im Sonnen- und Seenland Kärnten oder mehr als dreimal so viele wie in der Steiermark.
„Tirol hat am österreichischen Markt einen Anteil von beinahe 30 Prozent der Gesamtnächtigungen im Sommer und ist daher auch in dieser Saison federführend.“
Gefahr „Preisdumping“
Kernthema einer touristisch sinnvollen Weiterentwicklung im Sommer wie im Winter ist und bleibt für Spartenobmann Scheiber der Preis. „Mit Dumpingpreisen ist niemandem geholfen, und vor allem die kleineren Betriebe leiden darunter, dass höher kategorisierte Betriebe Halbpensionspreise anbieten, die jenseits von Gut und Böse liegen. Qualität darf und muss auch ihren Preis haben“, erklärt Scheiber. Für ihn steht fest, dass im Tourismus die Kalkulation so anzusetzen ist, dass sowohl entsprechende Betriebsergebnisse erzielt als auch notwendige finanzielle Mittel für wichtige zukünftige Investitionen verdient werden können. „75 Euro im Winter und 54 Euro im Sommer ist die Latte, darunter darf nicht verkauft werden“, definiert der Spartenobmann die Preisgrenze.
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