Streetfood boomt

Gastronomie
11.02.2016

 
Das Geschäft mit Streetfood floriert. Jüngstes Beispiel ist das European Streetfood Festival. Ende Jänner fiel in Wien der Startschuss für die Österreich-Tour.
Lange Warteschlangen vor dem Mammut-Stand.
Die "veganen" Schwestern Jenny und Yvonne.

Wer mit Asien im Kopf ein Streetfood-Festival wie das in der Eventpyramide Vösendorf bei Wien besucht, ist – das muss leider gesagt werden – auf den ersten Blick ein wenig enttäuscht. Statt Schlendern unter freiem Himmel ist Drängeln unter Glasdach angesagt. Aber klar, es ist Jänner und kalt und Veranstalter Jochen Auer setzt lieber auf Planungssicherheit als auf die Kapriolen des Wettergottes. Der enorme Besucherandrang gab ihm jedenfalls recht. 

Auf den zweiten Blick hatte das Pyramiden-Event dann doch einiges zu bieten. Rund 70 Aussteller unterschiedlichster kulinarischer Disziplinen boten Spezialitäten aus aller Welt: von Südamerika über Asien bis nach Neuseeland. Bei der Auswahl der Stände hat Veranstalter Auer ein gutes Händchen bewiesen: Es gab kaum Doubletten. 

So bot etwa die auf Crêpes und Galettes spezialisierte Elke Mitterdorfer beim Streetfoodfestival „Blinis“ an, „weil ich sonst der zweite Crêpe-Stand gewesen wäre“, sagt die „sûrprise, sûrprise!“-Chefin. Mitterdorfer führt seit zwei Jahren ganzjährig einen „Ein-Frau-Betrieb“ auf dem Kutschkermarkt im 18. Wiener Gemeindebezirk. Daneben arbeitet sie auch im Catering. Das Festival in Vösendorf lief für die Gastronomin „einigermaßen gut“. Die Standmiete in der Eventpyramide sei mit 50 Euro pro Quadratmeter „im Vergleich günstig“. Für ihren Geschmack waren aber zu viele Stände vor Ort, was klarerweise den Konkurrenzdruck erhöhte. 

Vanessea Heiderer setzt wie Mitterdorfer ebenfalls auf Crêpes und Galettes. In Vösendorf war Heiderers mobile Crêperie allerdings mit Raclette präsent. Für die Halbfranzösin war das schon die zweite Teilnahme an einem Event dieser Art: „Im Vorjahr hab ich an einem Streetfoodmarkt in Innsbruck teilgenommen. Das war um einiges exklusiver“, meint Heiderer. Dafür hätte es aber in Vösendorf eine „schöne Bandbreite an Produkten“ gegeben. 

Lust auf Fleisch

Hauptattraktion des Festivals waren die „fleischigen Stände“. Bei den „Pulled Pork“ oder Steppenrind- und Mangalitza-Burgeranbietern bildeten sich die längsten Menschenschlangen. Auch am serbischen Balkan-Grill von Stevica Jovanović wurden Pljeskavica und Ćevapčići im Rekordtempo geordert. „Österreicher lieben Fleisch“, erklärte Jovanović den Ansturm. Für den Grillmeister war es die erste Teilnahme an einem Streetfoodfestival. „Ich bin sehr zufrieden“, meint Jovanović, der mit seinem Grillwagen ansonsten auf diversen Veranstaltungen wie dem Donauinselfest und Ähnlichem zu finden ist. 

Trotz der offensichtlichen Fleischeslust der Festivalbesucher zeichnete sich in Vösendorf auch der zweite große aktuelle Kulinarik-Trend gut ab: vegan- und vegetarisch und natürlich bio. Vertreten wurden diese Geschmacks- oder eigentlich Glaubensrichtungen  u. a. von Jenni Müllner und Yvonne Peran. Die Schwestern firmieren seit Oktober 2014 unter dem Namen „Jenonne“: „Das Geschäft läuft von Jahr zu Jahr besser“, sagen die beiden. Aber man müsse sich in der Szene auch erst einmal etablieren. Die Tendenz sei jedenfalls steigend. Mit ihrem roten Food-Truck fahren die veganen Schwestern zu Veranstaltungen jeder Art in ganz Österreich. Neben vegetarischen und veganen Wraps produzieren sie auch selbstgemachte Aufstriche, die sie in ihrem Weinviertler Bio-Hofladen verkaufen. Dreimal jährlich veranstalten Müllner und Peran auch einen rein veganen Heurigen in Neusiedl a. d. Zaya. Die Bilanz des Street Food Festivals in Vösendorf fällt für „Jenonne“ jedenfalls positiv aus: „Es war eine außergewöhnliche Location, und im Vorfeld wurde viel Werbung gemacht“, was sich in den hohen Besucherzahlen zeigte. Für Müllner und Peran sind Festivals wie in Vösendorf momentan die Haupteinnahmequelle. „Wir nützen dabei aber auch die Möglichkeit zum Netzwerken mit anderen Firmen und zum Aufbau unseres Kundenstocks.“ 

Zufrieden zeigte man sich auch beim Veranstalter selbst. Die Termine für die nächsten Festivals von Jochen Auer und seinem Team stehen bereits fest. Sie werden übrigens genau wie in Vösendorf alle indoor stattfinden. Schade eigentlich, aber wie gesagt: „Planungssicherheit“. 

www.streetfood-festival.eu

Text: Ute Fuith