Veranstalter: Es herrscht Alarmstufe rot

Coronakrise
26.08.2020

Von: Thomas Askan Vierich
Die Event-Branche mobilisiert sich und schlägt der Bundesregierung einen Ausfallshaftungs-Fonds vor.
Leere Hallen, leere Kassen
Leere Hallen, leere Kassen
Erik Kastner, Gründer des Austria Event Pools

Die gesamte Event-Branche und die der Wertschöpfungskette hinzuzurechnenden Betriebe wie Veranstaltungsagenturen, Veranstalter von Sport- Musik- und Kulturevents, Locations, Caterer, Zulieferer in den Bereichen Dekoration und Ausstattung, Veranstaltungstechniker, Künstler oder wie Zeltverleiher haben zurzeit keine Zukunftsperspektiven.

„Aktuell ist keine Planung von Veranstaltungen für 2020 und 2021 möglich“, sagt Erik Kastner, Gründer der Arbeitsgemeinschaft der österreichischen Veranstaltungswirtschaft Austria Event Pool AEP. Der AEP wurde im Mai 2020 als interdisziplinäres Sprachrohr für die gesamte Event-Branche gegründet.  Die Unsicherheit bei Auftraggebern sowie bei Besuchern von Events sei einfach zu groß. „Viele Unternehmer denken bereits die Flucht in die Insolvenz an. Die Zahlen der Entwicklung im Bereich COVID-19 Erkrankungen zeigen leider wieder in die falsche Richtung.“

Nach Abstimmung mit einer großen und breiten Mehrheit innerhalb der sehr heterogenen Veranstaltungsbranche hat der Austria Event Pool eine gemeinsame Grundkonzeption für ein „Zukunftsszenario“ für den Fortbestand von Unternehmen und der Sicherung von Arbeitsplätzen entworfen.

Die zurzeit gesetzten Maßnahmen griffen leider viel zu kurz und könnten die Event-Branche nicht retten. Die Ausfälle seien zu groß und die Möglichkeit rasch wieder in die Gänge zu kommen sehr, sehr gering. „Wir können organisieren und veranstalten – nur bleiben die Besucher aus! Die Angst ist zu groß, Gesundheit, Job oder Unternehmen langfristig zu schädigen“, sagt Kastner. 

Ausfallshaftungs-Fonds gefordert

Die Idee eines „Ausfallshaftungs-Fonds“ oder auch „Schutzschirmes“ für die Vorbereitung von Veranstaltungen genannt, ist nicht ganz neu. Hier hat die EMBA, das Event Marketing Board Österreich, bereits Vorarbeit geleistet. Der AEP Austria Event Pool greift jetzt diese Grundidee auf und hat eine Möglichkeit gefunden, diese so zu adaptieren, um die Event-Branche mit ihrer gesamten Wertschöpfungskette und den dabei beteiligten Unternehmen am Leben und in Arbeit zu erhalten.

Kurzarbeit hilft zurzeit – „bei null Aufträgen wird sich die Branche auch die Kosten der Kurzarbeit nicht mehr leisten können“, sagt Kastner. Mehrwertsteuersenkungen haben in der B2B Event-Branche keinen Effekt; Verlustrückträge sind gut, aber nicht ausreichend; Kredithaftungen helfen nur temporär – Kredite müssen zurückverdient werden können; Fixkostenzuschuss (auch 100%) ist nur für eine Überbrückung, da zeitlich nach wie vor begrenzt, aufwändig und kompliziert.

Konkrete Ausgestaltung

Der Staat haftet mit einem Fonds für die Vorarbeiten für Veranstaltungen, Kongressen, Messen, etc. „Das erscheint im ersten Moment als überzogene Forderung, stellt sich jedoch in der Handhabung sowie in der Umsetzung und im zu erzielenden Erfolg sehr einfach dar“, versichert Kastner. 

Momentan seien Kundengespräche im In- und Ausland, um einen Auftraggeber für z.B. einen Kongress oder eine Tagung in Österreich zu finden, relativ einfach zu beschreiben.

Telefon-Akquisitions-Gespräche liefen laut Kastner ungefähr so: „Danke lieber Herr Agenturleiter für Ihr Interesse. Ja, wir hätten schon Veranstaltungen in der nächsten Zeit, jedoch ist die Unsicherheit der Geschäftsleitung zu groß, um Geld in die Vorbereitung einer Veranstaltung zu investieren, die vielleicht letzten Endes doch aufgrund von COVID-19 abgesagt werden muss. Rufen Sie mich bitte Mitte des nächsten Jahres wieder an, dann reden wir über 2022".

Um gegen diese Aussagen anzukommen, fehlten leider zurzeit jegliche Argumente, deshalb fordert die Veranstaltungsbranche einen „Ausfallshaftungsfonds“. Dann wäre es nämlich so, dass das Argument wie im oben genannten Telefongespräch angeführt zerstreut werden könnte. Die Planung für 2021 könnte sofort aufgenommen werden. Dabei zählt kein Argument der momentanen Entwicklung der Infektionszahlen – dann gehe es ausschließlich um die Zukunft.