Wie die Blockchain wirklich funktioniert
Alles redet über die Blockchain – aber was ist das eigentlich? Den Versuch einer einfach verständlichen Erklärung macht Manfred Huber von der Österreich Werbung
Aus Gesprächen mit Fachjournalisten, Touristikern und Co habe ich in den vergangenen Monaten zwei Dinge mitgenommen. Erstens: Das Interesse am Thema Blockchain ist hoch. Zweitens: Kaum jemand beschäftigt sich tiefer mit der Materie, weil man der Meinung ist: Das ist ja eh alles viel zu kompliziert. Ist es aber gar nicht. Hier mein Versuch einer verständlichen Erklärung.
Ich muss dazu kurz ausholen. Kennen Sie das Torrent-Netzwerk, in dem User untereinander die neuesten Filme, Serien oder Songs tauschen? Nützen würden Sie das selbstverständlich nicht, das wäre ja verboten, aber Sie haben vielleicht schon davon gehört … Wenn User im Torrent-Netzwerk zum Beispiel die neueste Folge von „Game of Thrones“ tauschen, braucht es dazu keinen zentralen Server. Jeder User lädt von den anderen Netzwerkteilnehmern Teile der Folge herunter und seine Teile hoch. Am Ende liegt allen Netzwerkteilnehmern dieselbe Datei vor, nämlich die neueste Folge von „Game of Thrones“. Diese Technik nennt sich „dezentrales Netzwerk“.
Die Blockchain funktioniert nach demselben Prinzip. Sie ist im Grunde nichts anderes als eine Kette von Daten, die alle Transaktionen in einem Netzwerk erfasst und zwischen allen Teilnehmern in einem Netzwerk geteilt wird.
Sehen wir uns die wahrscheinlich bekannteste Blockchain-Anwendung an: Kryptowährungen. Wenn User A an User B digitales Geld überweist, wird diese Transaktion in der Blockchain erfasst. Und genauso, wie allen Teilnehmern des Torrent-Netzwerks dieselbe Folge von „Game of Thrones“ vorliegt, liegt allen Teilnehmern eines Kryptowährungs-Netzwerks dieselbe Blockchain vor, in der nachzulesen ist, dass User A User B Geld überwiesen hat. Sollte ein Netzwerkteilnehmer seine Kopie der Blockchain manipulieren, um sich mit einer Fake-Transaktion zum Millionär zu machen, ist das schon im Ansatz zum Scheitern verurteilt. Nachdem die authentische Blockchain von der Mehrheit der User geteilt wird, fällt die Manipulation auf.
Touristische Anwendungen
Und damit hätten wir den Kern der Blockchain-Technologie auch schon verstanden. Beim Beispiel Kryptowährungen kommen noch anwendungsspezifische Besonderheiten wie das „Schürfen“ der Währung hinzu, aber das braucht uns für unser Basiswissen nicht zu interessieren.
Mögliche Anwendungen der Blockchain-Technologie im Tourismus sind unter anderem dezentralisierte Buchungsplattformen oder manipula-tionssichere Werbenetzwerke. Letzteres hat die ÖW vergangenes Jahr im Rahmen eines Pilotprojekts mit dem kanadischen Start-up Adbank bereits praktisch getestet. Ob sich Blockchain-Anwendungen auch in der Praxis durchsetzen, bleibt freilich abzuwarten. Vergangenes Jahr haben US-Wissenschaftler in einer Studie den Status von 43 verschiedenen Blockchain-Projekten analysiert. Die Autoren fanden eine Fülle von Pressemeldungen und White Papers. Die Anzahl der Pilotprojekte, die es in den Regelbetrieb geschafft hatten, war ernüchternd: Es waren exakt null.
Kommentare