Wie geht es Ihnen im Lockdown?

04.02.2021

Von: Ute Fuith
Umfrage der Woche: Wir haben uns in der Branche umgehört, wie Kollegen mit der derzeitigen Situation klarkommen.
v. l. o.: Philipp Szemes, Josef Trippolt, Lukas Kienbauer, Tina Csenar.

Philipp Szemes, Weinstube Szemes, Pinkafeld

"Es ist für die Branche eine Katastrophe. Ob es das Bier an der Schank und ein paar nette Worte sind: Unsere Gäste vermissen das Wirtshaus. Ich bin nicht Wirt geworden, um Schnitzel in Kartons zu schlichten und in einem Sackerl zu verkaufen. Der menschliche Kontakt geht mir am meisten ab. Trotzdem haben wir genug zu tun. Mit der Fleischerei Hatwagner haben wir „Wild ins Glas“ gebracht. Seit dem ersten Lockdown brennen wir auch Gin. Außerdem stehen wir auf dem Bauernmarkt und bieten Abholung an. Das einzig Gute, was Corona gebracht hat: Wir konnten uns auf diese Sachen konzentrieren."

Josef Trippolt, Trippolt Zum Bären, Bad St. Leonhard, Kärnten

"Wir halten durch, weil wir flexibel wie ein Gummiband sind und sofort unser Business verändert haben. Bereits im ersten Lockdown haben wir innerhalb kürzester Zeit ein kulinarisches Start-up aus dem Boden gestampft. Volles Risiko! Wir haben unseren eigenen Lifestyle-Aperitif (Bärmut – BÄR macht WerMUT) in lässige Flaschen gefüllt, neu am Markt positioniert und wie verrückt gerudert. Gott sei Dank mit Erfolg. Wenn wir nicht mehrere Standbeine hätten, könnten wir nicht überleben."

Lukas Kienbauer, Lukas Restaurant, Schärding

"Na ja, wirtschaftlich ist das natürlich für alle eine Katastrophe. Jede Woche länger wird weitere Insolvenzen bedeuten. Auch psychisch ist das fordernd. Dennoch nutzen wir die Zeit mit dem Bau unseres neuen Lokals, Ausprobieren von neuen Sachen, Schreiben der neuen Karten und vielem mehr. Wir sind heilfroh, wenn wir wieder öffnen dürfen und Gäste empfangen können. Das fehlt uns unheimlich. Ich hoffe, dass die Gäste nach diesem Lockdown wieder genauso gerne zu uns kommen wie nach dem ersten Lockdown. Aber ich denke, die Vorfreude von allen ist schon wieder riesig."

Tina Csenar, Der Brandstetter, Wien 

"Jeder Tag ist ein neuer Kampf, wir sind täglich am Limit. Ohne Förderungen würden wir nicht durchkommen. Um unsere Mitarbeiter trotz Kurzarbeit zu beschäftigen, haben wir „Brandstetter im Glas“ erfunden: Wirtshauskost zum Mitnehmen. Das ist ein kleines Zusatzgeschäft zum Take-away. Das Essen wird abgeholt, in umliegende Bezirke liefern wir auch. Ein Glück ist, dass wir auf Stammgäste zählen können – da geht es Betrieben, die von Touristen abhängig sind, schlechter. Unser Team hält fest zusammen, das ist jetzt wichtig. Wir fürchten aber, dass die Nachwehen der Krise einige Jahre dauern werden."