Wie man eine Arbeitergebermarke entwickelt

Arbeitgeber
12.09.2019

Von: Barbara Egger
In Vorarlberg hat die Wirtschaftskammer eine Strategie zur Verbesserung der Arbeitgebermarke im Tourismus entwickelt. Sie baut auf fünf Säulen auf.
V. l.: Manuel Bitschnau, GF Montafon Tourismus GmbH, Elmar Müller, Prokurist der Kleinwalsertal Tourismus eGen., Urs Treuthardt, GF Bodensee Vorarlberg Tourismus, Kerstin Biedermann-Smith, GF Alpenregion Vorarlberg Tourismus, Andrew Nussbaumer, Stv. Spartenobmann Tourismus und Freizeitwirtschaft, Michael Schwarzenbacher, Restaurant Mangold, und Harald Furtner, Spartengeschäftsführer Tourismus und Freizeitwirtschaft.
V. l.: Manuel Bitschnau, GF Montafon Tourismus GmbH, Elmar Müller, Prokurist der Kleinwalsertal Tourismus eGen., Urs Treuthardt, GF Bodensee Vorarlberg Tourismus, Kerstin Biedermann-Smith, GF Alpenregion Vorarlberg Tourismus, Andrew Nussbaumer, Stv. Spartenobmann Tourismus und Freizeitwirtschaft, Michael Schwarzenbacher, Restaurant Mangold, und Harald Furtner, Spartengeschäftsführer Tourismus und Freizeitwirtschaft.

In Vorarlbergs Tourismusbetrieben konnte in den vergangenen zehn Jahren die Mitarbeiterzahl zwar um 25 Prozent gesteigert werden, im Winter werden jedoch knapp 3.000 Mitarbeiter mehr als im Sommer benötigt. „Diese Mitarbeiter müssen jedes Jahr auf den internationalen Arbeitsmärkten gesucht und rekrutiert werden. Dabei herrscht großer Wettbewerb mit allen anderen Winterdestinationen des Alpenraums“, sagt Harald Furtner, Spartengeschäftsführer Tourismus und Freizeitwirtschaft in der Wirtschaftskammer Vorarlberg. 
„Daher wollen und müssen wir das Arbeiten im Vorarlberger Tourismus zu einer Marke entwickeln“, betont Andrew Nussbaumer. Der stellvertretenden Spartenobmann ist überzeugt: „Alle Investitionen, die wir heute in unsere Mitarbeiter tätigen, sind Investitionen in die Dienstleistungsqualität am Gast von morgen. Nur die besten Mitarbeiter werden uns helfen, unseren Qualitätstourismus langfristig abzusichern.“ Man wolle deshalb Vorarlberg nicht nur als Urlaubs-, sondern auch als Lebens- und Arbeitsraum für Mitarbeiter etablieren. Um die Vision „Von der Gastfreundschaft zur Mitarbeiterfreundschaft“ zu verwirklichen, hat die Wirtschaftskammer das Projekt auf fünf Säulen gesetzt.

1. Messbare Arbeitgeber-­Zertifizierung 

Schon jetzt gibt es in Vorarlberg rund 120 messbare Qualitätsbetriebe. Diese Zahl soll mindestens verdoppelt werden. Mit messbar ist gemeint, dass Arbeitgeber entweder Mitarbeiterbefragungen über ein neutrales Schweizer Institut durchführen lassen, an der GASCHT (Gastgeberschule für Tourismusberufe) teilnehmen, bei Kununu gute Bewertungen erhalten oder als Königsdisziplin an einer „Great Place to Work“-Zertifizierung teilnehmen. Dafür wurde mit „Great Place to Work Österreich“ extra eine spezielle Adaptierung der Zertifizierung geschaffen und auf die Vorarlberger Tourismusbetriebe zugeschnitten. 

2. Europaweites Scoutsystem 

Neben dem bestehenden EURES-Netzwerk – ein Zusammenschluss europäischer Arbeits-
marktinstitutionen – will die Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft ein eigenständiges europaweites Mitarbeiter-Scoutsystem aufbauen, das neue Wege bei der Mitarbeitersuche eröffnet.

3. Die Starcard 

„Für den Mitarbeiter von heute ist längst nicht mehr nur der Arbeitsplatz und die Entlohnung von Bedeutung, wenn man sich für eine Stelle entscheidet. Der Wohlfühlfaktor für unsere Mitarbeiter hängt auch davon ab, welche Lebensqualität die Regionen und das Land bieten“, so Andrew Nussbaumer. Neben den finanziellen Vorteilen für die Mitarbeiter ermöglicht die Mitarbeiter-Karte zusätzlich die Sammlung von Kontaktdaten, mit denen man professionelles Mitarbeiter-Marketing betreiben wolle. „Wir können die Mitarbeiter direkt ansprechen, einbinden und eine Beziehung aufbauen.“

4. Vernetzung mit den Desti­nationen 

„Sie sind es, die den engen Kontakt zu Betrieben und Mitarbeitern in den Regionen haben. In den letzten Jahren lag der touristische Fokus auf den Gästen. Wir haben erkannt, dass auch den Mitarbeitern diese Aufmerksamkeit zugeschrieben werden muss“, so Nussbaumer. Gemeinsam hat man Servicestellen eingerichtet, an die sich Mitarbeiter zu Themen wie etwa Autoanmeldung, Krankmeldung, aber auch bei Rechtsfragen wenden können. Zusätzlich befasst man sich dort mit Themen wie Mobilität und Wohnsituationen für Mitarbeiter. 
„Mitarbeitende müssen wie Gäste umworben und gepflegt werden“, sagt Manuel Bitschnau, Geschäftsführer Montafon Tourismus GmbH. „Wir haben vor rund zwei Jahren das Thema im Kleinwalsertal aufgegriffen. Dass diese Bestrebungen nun vorarlbergweit zwischen den Regionen vernetzt werden, ist enorm wichtig“, betont Elmar Müller, Prokurist der Kleinwalsertal Tourismus eGen.

5. Kommunikation 

Gezielt wolle man Facebook, Youtube oder Instagram einsetzen. Neben Karriere- und Weiterbildungsmöglichkeiten werden auch Themen wie Lebens- und Freizeitraum fokussiert. Harald Furtner: „Im Bauchgefühl unsere Mitarbeiter muss sich das Arbeiten im Vorarlberger Tourismus spannender, attraktiver und lohnender anfühlen als bei unseren Mitbewerbern. Kern der Kampagnen sind Mitarbeitervideos, in denen sie persönlich, authentisch und emotional über ihre Arbeit in Hotels und Restaurant sowie ihr Leben und ihre Freizeit in Vorarlberg berichten.“

Fünf Säulen für eine ­Arbeitgebermarke

1. messbare Arbeitgeber-­Zertifizierung
2. europaweites Scoutsystem
3. Starcard
4. stärkere Vernetzung mit den Destinationen
5. Kommunikation