Wie ticken Gäste nach Corona?

Coronakrise
24.06.2021

Eine neue Studie zeigt: Die Österreicher akzeptieren mehrheitlich vorgeschriebene Maßnahmen wie Masken, Händedesinfektion & Co. Aber: Sie besuchen die Gastronomie auch seltener. Und sie suchen das "neue Normal". Aber was ist das?
v.l.n.r.: Berndt Querfeld, Doris Ploner, Petra Stolba, Ulrike Glatt.

„Die Post-Corona Gäste suchen mehrheitlich das ‚neue Normal‘; das ‚alte Normal‘ hat in Kürze ausgedient“, so Ex-ÖW-Chefin und Tourismusexpertin Petra Stolba bei der Präsentation der „Post Corona-Consumer“-Studie von TQS Research & Consulting und dem Marketing Circle Austria

Zusammengefasst bedeutet das: Die Österreicher bevorzugen - wenn es um den Handel geht - nun kleine Anbieter, kaufen häufiger im Ort, achten auf Nachhaltigkeit und planen ihre Einkäufe genauer. 

80 Prozent der Befragten (n=1000) glauben an eine starke Veränderung der Bevölkerung durch die Pandemie und die Mehrheit der Studienteilnehmer ist davon überzeugt, dass die Pandemie zu einem Wertewandel der Gesellschaft führen kann. „Eines ist klar, die neue Normalität fängt nicht dort an, wo die alte im März 2020 gestoppt wurde." So hätten sich etwa gesellschaftliche Treffen verlagert. "Es muss nicht das Restaurant sein. Es können private Orte sein. Dafür braucht es kein neues Outfit, keine neuen Schuhe. Die Kästen sind sowieso voll. Dafür weiß man jetzt, was Haushalt, Garten, Freizeit noch brauchen“, so Gastronom Berndt Querfeld über die Post Corona-Consumer.

Österreicher stellen demnach Werte wie Gesundheit (90%), Familie (88%), Digitalisierung (86%) sowie Nachhaltigkeit (76%) und Klimaschutz (75%) als bedeutende Aspekte für die zukünftige Gesellschaft in den Vordergrund.  „Post Corona erwarten wir Konsumenten, die die kleinen Freuden des Lebens weiterhin schätzen, tiefere Verbindungen mit ihrer Familie und Freunden pflegen und auch mehr Zeit in der Natur und bei Abenteuern im Freien verbringen. Ihr Fokus auf Selfcare und der grünere Lebensstil werden bleiben“, sagt Ulrike Glatt, Marketing Director Henkel Beauty Care.

Gastronomie: Weniger Besuche

Das wirkt sich selbstverständlich auch auf die Tourismuswirtschaft aus: Nach der Pandemie verbringen 69 Prozent der Befragten ihre Freizeit lieber anders, als im Handel einzukaufen. Zudem werden Einkäufe genauer geplant (65%), es wird häufiger im Ort eingekauft (73%) und weniger Zeit in Einkaufstätten verbracht (65%). Damit bleibt auch die Gastronomie weniger besucht: Mit Anfang Juni waren 82 Prozent der Befragten nicht öfter als drei Mal zu Besuch in einem Lokal und nur 57 Prozent wünschen sich eine Öffnung der Gastronomie ohne Einschränkungen. Denn die Gäste akzeptieren mehrheitlich die vorgeschriebenen Maßnahmen wie Handdesinfektion (88%), Abstand halten (86%), Outdoor-Betrieb (81%), das Tragen einer FFP2-Maske (74%) und die Eintrittstests (64%). Lediglich 13 Prozent waren bereits zu Besuch auf einer Veranstaltung und nur 48 Prozent planen einen mehrtägigen Sommerurlaub. 

Marken: Loyalität schwindet

Verbraucher bzw. Gäste werden zunehmend kritischer und erwarten von Marken, dass sie klare Stellung beziehen und mehr bieten als reine Funktionalität. Weniger als die Hälfte der Österreicher legen bei der Kaufentscheidung Wert auf ein Markenprodukt eines bekannten Herstellers. Für 83 Prozent sind Markenprodukte inzwischen keine Garantie mehr für besondere Qualität und 82 Prozent der Befragten verzichten bei vergleichbaren günstigeren Alternativen auf das Markenprodukt. Stattdessen legen Konsument*innen Wert auf Wiederverwertbarkeit und die Möglichkeit zum Recycling (83 %), Regionalität bzw. Unterstützung der regionalen Wirtschaft (82 %), Nachhaltigkeit (80 %) und ökologische Überlegungen (76 %).