WIRT am Wort
Wer über schlechtes Service in der heimischen Gastronomie lamentiert, möge nach Lateinamerika fahren: Ich habe zehn Wochen in Brasilien, Chile, Peru, Ecuador und Costa Rica gegessen, getrunken und geschlafen und habe kaum irgendwo in diesen Ländern professionelle Bedienung erlebt.
Im Regelfall war das Service mittelmäßig bis mäßig; so wollte ich an einem sonnigen Tag im Schanigarten des Nobelhotels Ritz Carlton in Santiago de Chile eine Kleinigkeit essen; es waren genug Plätze frei, aber die Kellnerin meinte, ich solle doch lieber drinnen Platz nehmen, weil das Service auf der Terrasse so langsam sei. Auf meine erstaunte Rückfrage, wie ich diese Aussage in einem 5-Sterne-Hotel verstehen solle, wiederholte sie lapidar ihre Meinung. Also nahm ich im Innenbereich des Hotels Platz – das Service war aber auch hier nicht flotter als draußen.
In einem anderen gehobenen Lokal bestellte ich eine Flasche Cabernet Sauvignon Rosé durch klar sichtbaren Fingerzeig auf den entsprechenden Eintrag in der Karte – serviert wurde ein im Eiswasser gekühlter Rotwein (Missverständnisse sind, mit Ausnahme von Brasilien, unwahrscheinlich, weil ich glaube, mich auf Spanisch und Englisch gut genug verständigen zu können).
Lobenswerte Ausnahmen von diesen unerfreulichen Eindrücken konnte ich immerhin in Buenos Aires machen: Hier passt das Preis-Leistungs-Verhältnis in der Regel ebenso wie die Qualität im Service. Aber im summarischen Vergleich meine ich, dass die österreichische Gastronomie den von mir besuchten lateinamerikanischen Pendants turmhoch überlegen ist.
Dr. Stefan Gergely, Schlossquadrat, Wien
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