Zeit der Rekorde vorerst zu Ende

Tirol
03.05.2017

Von: Barbara Egger
Was vorhergesagt wurde, ist leider eingetroffen: die Winterbilanz fällt in Tirol durchwachsen aus.
Winterfreuden in Galtür
Winterfreuden in Galtür
Josef Margreiter, Tirol Werbung, LH Günther Platter, Spartenobmann Franz Hörl, Stefan Garbislander, WK Tirol (v.l.)

„Der Kalender hat wie erwartet stattgefunden.“ Das ist das nüchterne Resümee von Tirols Landestourismusdirektor Josef Margreiter. Gemeint ist damit die ungünstige Ferienkonstellation, der späte Ostertermin und 185.000 (-6,8 %) weniger deutsche Urlauber in der Wintersaison 2016/17. Neben dem deutschen Markt bilanzieren auch weitere wichtige Märkte rückläufig. Aus den Niederlanden haben die Nächtigungen um 130.000 (-4,0%) auf 3,2 Millionen abgenommen, aus Österreich um 20.000 (-1,5%) auf 1,6 Millionen und aus der Schweiz um 40.000 (-3,5%) auf 1,2 Millionen. Im Vergleich zum Rekordwinter des Vorjahres sind die Nächtigungen insgesamt um 6,3 Prozent auf 23,7 Millionen gesunken, die Ankünfte um 3,6 Prozent auf 5,2 Millionen.

Osteuropa stärker

Positiv: Tschechien sorgt mit einer Zunahme von 30.000 (+6,2%) auf 480.000 für das größte Nächtigungsplus. Polen liegen mit einem Wachstum von 20.000 (+4,4%) auf 520.000 Nächtigungen knapp dahinter. Auch am russischen Markt hat es eine Trendwende gegeben. Die Nächtigungen sind nach den Rückgängen in den Vorjahren erstmals wieder gestiegen. Um 10.000 (+3,7%) auf 320.000.

Schiebt man die Zahlen ein wenig beiseite und analysiert die Statements von Tirol Werber Josef Margreiter, Spartenobmann Franz Hörl und Landeshauptmann Günther Platter bei der Winterbilanzpressekonferenz im Hotel Adlers in Innsbruck genauer, lässt sich ganz klar erkennen: Man rudert zurück. Aufgefallen ist das bereits bei der Auftakt-Pressekonferenz zu Beginn der Wintersaison. Schon im Oktober 2016 fielen wie jetzt aktuell auch am Ende der Saison Sätze wie: „Wir brauchen keine Euphorie bei guten Zahlen und keine Depression bei schlechten Zahlen.“„Rekorde werden nicht immer funktionieren.“ „Es ist eine Sensation, dass wir solche Ergebnisse überhaupt erreichen.“

Schwierige Rahmenbedingungen

Verständlich. Die Rahmenbedingungen sind und waren nicht einfach. Und dahingehend gibt man sich auch keinen Illusionen hin. „Das wird in den nächsten Jahren wohl auch so bleiben“, meint etwa Landeshauptmann Platter. Neue Impulse soll das Tiroler Zentrum für Tourismusforschung liefern.„Wir werden uns verstärkt mit dem Wetterphänomen und Kunstschneemanagement befassen und daraus unsere Schlüsse für den Wintertourismus ziehen“, so LH Platter. Skifahren bleibe die Nummer eins, doch müsse man sich auch mit tauglichen Alternativen wie etwa dem Thema Skitouren beschäftigen.

Guter Sommer

Zuversichtlich zeigt man sich für die Sommersaison 2017, bei der die Themen Wandern, Klettern und Radfahren im Fokus stehen. 75% der Betriebe sind mit der Buchungslage zufrieden. Nachholbedarf sieht LH Platter bei der Digitalisierung. Spartenobmann Hörl wünscht sich mehr Preisdisziplin. „Wir haben Probleme beim Durchschnittspreis und der Wertschöpfung. 50 Euro Halbpension im Sommer sind zuwenig.“ Neueste Zahlen aus der Wirtschaftskammer belegen: Die Tiroler Tourismusbetriebe und die Tiroler Seilbahnwirtschaft geben zusammen rund 56.000 Menschen Arbeit, zahlen über zwei Milliarden Euro an Löhnen und Gehältern und investieren jährlich über 600 Millionen Euro in neue Anlagen und Kapazitäten. Bis 2025 sollen im Tourismus rund 11.000  zusätzliche Arbeitsplätze in Tirol entstehen.

Kommentar zum Thema: www.gast.at/gast/kommentar-warum-die-schlechte-saisonbilanz-noch-kein-grund-zu-sorge-ist-144278