Zusammen überleben
ITB Berlin/Rienesl (Neumann/Schwartz) - Im stetig härter werdenden Überlebenskampf suchen immer mehr Privathoteliers ihr Heil in der Zusammenarbeit. Hotelkooperationen verzeichnen daher Zuläufe wie noch nie. Aber nicht allen gelingt es, ihrer Vereinigung ein Markenimage zu verpassen. Andere dagegen machen der eingeführten Kettenhotellerie gehörig Konkurrenz.
Sie heißen "Kiek in" oder "Hotels mit Herz", "Welcome Hotels", "Austria Classic" oder "Minotels". Andere Kooperationen verraten bereits im Namen, welche Klientel sie ansprechen, wie etwa "Europa Wanderhotels" oder "Romantik Hotels". Allen ist gemeinsam, dass sie durch Markenbildung und Positionierung eine "Alternative zu den uniformen Kettenhotels" bieten wollen. Denn das Einmaleins des Beherbergungsgewerbes, wie etwa professionelle Werbung, Aufbau eines Markenimages, regelmäßige Marktforschung, jährliche Messebesuche und ständige Anbindung an ein weltweites Reservierungssystem, ist für viele Inhaber kleiner Häuser alleine nicht finanzierbar.
Diesen Service bieten viele Hotelkooperationen ihren Mitgliedern - aber bei weiten nicht alle. Das Trendgutachten "Hospitality 2004/2005" der Unternehmensberatungsgesellschaft Treugast beklagt eine große "Diskrepanz zwischen gut aufgestellen Kooperationen, die dem Mitgliedsbetrieb durch professionelle Vermarktung nach außen und hohe Markenakzeptanz einen echten Nutzen bringen, und "No Profile"-Kooperationen ohne Wiedererkennungswert".
Die Kunden können den Nutzwert der einzelnen Kooperationen oft nicht ermessen und sehen oft den Wald vor lauter Bäumen nicht. Die Liste der deutschen Hotelkooperatonen des Hotelverbands Deutschland (IHA) umfasst 57 Positionen. Vor ein paar Jahren waren es noch rund 100, denen die Treugast damals eine Marktbereinigung um zwei Drittel prophezeite. "Die Landschaft wird sich aber weiter bereinigen", ist Treugastgeschäftsführer Stephan Gerhard überzeugt. Er kritisiert außerdem, dass "Hotelkooperationen oft zu heterogen sind". Er hält es für "ein Unding", wenn eine Gruppe Häuser von zwei bis vier Sternen unter einem Dach vereinen. Seiner Meinung nach steht jedoch oft schon die fehlende Größe des Zusammenschlusses dem Erfolg im Weg. Gerhard ist sich sicher, dass eine Kooperation "erst ab 40 Häuser greift".
Der Eintritt in eine Kooperation setzt bei mittelständischen Hoteliers ein Umdenken voraus. Bislang einsam agierenden Unternehmern wird klar, dass sie als Einzelkämpfer am Markt nicht bestehen können. Dennoch: "Sie werden sich der Gemeinschaft niemals unterordnen, höchstens einordnen", umreißt Gerhard das Kernproblem der Zusammenschlüsse privater Unternehmer.
Für manchen Bewerber sind die internen Vorteile einer Mitgleidschaft noch interessanter als der gemeinsame Vertrieb: Erfahrungsaustausch, Einkaufsvorteile und Schulungen. Ist die Aufnahme perfekt, sind die Mitglieder aber nicht automatisch aus dem Schneider. Jährliche Qualitätskontrollen, oft anonym, gehören zum Standard. Beispielsweise "Best Western" überprüft dabei nicht weniger als 1.000 Punkte. Die Gruppe "Relais & Chateau" wertet zusätzlich pro Jahr rund 8.000 Kundenfragebögen aus. Von den 34 Betrieben, die zum Jahreswechsel die Kooperation verlassen haben, wurden nach eigenen Angaben zwei Drittel wegen mangelnder Qualität hinausgekickt.
Vielleicht können oder wollen sich manche die Mitgliedschaft auch nicht mehr leisten. Im Schnitt kostet der Jahresbeitrag für ein Hotel bei "Relais & Chateau", der von der Größe abhängt, rund 13.000 Euro. Wesentlich günstiger kommen da die 19 "Austria Classic"-Hotels weg. Die Betriebe zahlen jährlich einen Beitrag von 1.544 Euro, von dem auch eine eigene Resevierungszentrale und eine Online-Buchungsplattform unterhalten wird. Die kleine Hotelkooperation von 3- und 4-Sterne-Hotels behauptet, dass "bis zu 70 Prozent und mehr" der Buchungen auf die Marke zurück gehen.
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