ÖGZ-Verkostung

Marotte wird zur Konstan­te: Orange und Bio-Wein

ÖGZ-Verkostung
05.05.2022

Von: Roland Graf
Wo die Reise im Weinbau hingeht, scheint klar: Um 57 % ist die biologisch bewirtschaftete Rebfläche gestiegen. Dafür gibt es gute Gründe, selbst abseits der Winzer-Überzeugung.
Orange Wine

Gerade einmal 16 % betrug der zuletzt ausgewiesene Anteil der Bio-Winzer an der gesamten Weinbaufläche.

Innerhalb der Landwirtschaft ist das vergleichsweise wenig (beim Obstbau waren es 36,7 %), doch die regenreichen Gegenden haben vor allem mit Fäulniserkrankungen wie Mehltau ihre Not. Hier bieten sich zwar die neu gezüchteten PiWi-Rebsorten an, doch deren Fläche befindet sich ebenso wie die Akzeptanz von Bronner, Muskaris und Blütenmuskateller noch auf bescheidenem Niveau.

Impulse aus der Biowein-Szene

Dennoch zeigen Impulse aus der Biowein-Szene aber Wirkung auf die Winzerschaft. Zum einen, weil sie Alternativen aufzeigen, die möglich sind. Zum anderen, weil sie die Wahlmöglichkeiten – auch in der Gastronomie – erhöhen. 

Das gilt auch für den Trend der Weißweine mit langem Schalen-Kontakt, die als „maischevergoren“ oder „Orange Wines“ bezeichnet werden. Sie weisen eine steile Lernkurve auf, seit sich auch traditionelle Winzer bis hin zum Wachau-Aushängeschild Lucas Pichler zumindest mit Einzelweinen dieser Machart widmen.

Sorten-Charakter abrunden

Spannend wird dabei vor allem die Veränderung von Sortencharakteristiken auf natürlichem Wege. Wem der Muskateller immer zu spitz in der Säure war oder der Traminer zu fruchtsüß, entdeckt mit einem „maischevergorenen“ Sortenvertreter neue Nuancen. 

Dazu kommt eine eher kellertechnische Volte, die in Zeiten der Klimaveränderung dafür sorgt, dass wir mehr von diesem Weinstil sehen werden: Gut dosierter (!) Gerbstoff kann die Säure als Strukturgeber beim Weißwein ersetzen. Das ist für viele Winzer, auch im konventio­nellen Bereich, mittlerweile klar. Der Flächenversuch dazu findet aber in der Naturwein-Szene statt. Denn auch die hat längst erkannt, dass Bitterkeit auf Kosten des Trinkflusses geht. Und kein Wein will „interessant“, aber ungetrunken sein! Tatsächlich war es verblüffend, die Spannweite der Stile zu sehen, die sich bereits in der kleinen Auswahl aus dem Marktangebot ergab, das Winzer der ÖGZ zur Verfügung stellten: So schmeckt sicher ein Teil der Zukunft!

ÖGZ-Sieger in der Kategorie "Orange und Bio-Wein" 2022

Nestor Weingut Stadler // Orangewein Gelber Muskateller 2021

ÖGZ-Kostnotiz: Blickdicht im Glas, ab der ersten Sekunde mit einem duftigen Korb an Zitrusfrüchten, besonders Mandarine, und Rooibos. Cremiger Erstantritt am Gaumen, klares „Muskerl“, aber auch leicht pikante Noten, die an Gelbe Chili anklingen. „Sortentypisch und doch unique“, so das ÖGZ-Fazit. 

Nestor Weingut Stadler // Orangewein Gelber Muskateller 2021  12,5 % / NK / € 16,– / nestor.wine

Winzer Krems // Grüner Veltliner Bio Qualitätswein 2021 

ÖGZ-Kostnotiz: Blickdicht im Glas, ab der ersten Sekunde mit einem duftigen Korb an Zitrusfrüchten, besonders Mandarine, und Rooibos. Cremiger Erstantritt am Gaumen, klares „Muskerl“, aber auch leicht pikante Noten, die an Gelbe Chili anklingen. „Sortentypisch und doch unique“, so das ÖGZ-Fazit. 

Winzer Krems // Grüner Veltliner Bio Qualitätswein 2021 / 13 % / SV € 9,– / www.winzerkrems.at