Neueröffnung

Salzburg: Schlafen in der Kapsel

Ab Ostern wird das Soom-Hotel mit 22 Kapseln, 44 Schlafplätzen und Self-check-in-Rezeption den Vollbetrieb aufnehmen.
Soom Hotel

Schlafen in einer Wabe oder Kapsel hat Tradition – zumindest in Asien. Im Land der aufgehenden Sonne verbringen Low-Budget-Touristen und Geschäftsreisende, denen es nur um einen Schlafplatz für ein paar Stunden geht, gerne die Nacht in einem Kapselhotel. Platzangst oder das Bedürfnis, nachts ein Fenster zu öffnen um frische Luft herein zu lassen, sollte man nicht haben. 

Europäer und Urlauber aus anderen Kontinenten, die hierzulande ihre schönsten Tage des Jahres verbringen und zugleich die Übernachtungskosten auf ein Minimum reduzieren wollen, stellen ganz klar höhere Ansprüche als Reisende in Asien, die offensichtlich für die Nacht nur ein Dach über dem Kopf haben wollen. 

„Während man in Japan in eine Art Bienenwabe kriecht und einen Vorhang vorzieht, bieten wir auf absperrbaren vier Quadratmetern ein 1,4 Meter breites Bett und Platz für einen Koffer“, zeigt der Betreiber von Salzburgs erstem Kapselhotel, Johannes Feller, die Komfortvorzüge seines neuen Nächtigungsbetriebs auf. Gleichzeitig legt der studierte Architekt, der diese Art des Übernachtens 2019 während einer Studienreise in Asien kennengelernt hat, großen Wert auf Qualität in den selbstverständlich nach Geschlechtern getrennten Gemeinschaftswaschräumen. 

Drei Duschen und jeweils zwei WCs und Pissoirs stehen männlichen Gästen zur Verfügung. Geschuldet der statistisch längeren Verweildauer im Bad sind es vier Duschen und drei WCs für Damen. Noch wichtiger als edle Armaturen und Fliesen in den Nassräumen sind Lärmschutz und Luftqualität. Denn ähnlich einem Tetris-Spiel sind die Kapseln verschränkt übereinander gelagert – man schläft quasi übereinander – und sie werden nur maschinell belüftet. Durch wirkungsvolle Schallschutzmaßnahmen und elektronisch geregeltem Luftaustausch herrsche in den Schlafkojen aber ein genauso angenehmes Raumklima wie in einem herkömmlichen Hotelzimmer. 

Soom Hotel
Auf absperrbaren vier Quadratmetern gibt es im Salzburger Kapselhotel Soom ein 1,4 Meter breites Bett und Platz für einen Koffer. Die Kapseln sind verschränkt übereinander „gelagert“– man schläft quasi übereinander. Die Belüftung erfolgt maschinell.

Bunte Gästestruktur

Der Probebetrieb im Dezember gibt Johannes Feller Recht: Der nur wenige Schritte vom Salzburger Hauptbahnhof entfernt liegende Schlaftempel wird von europäischen und asiatischen Gästen gleichermaßen gut angenommen. „Die Hälfte unserer Gäste kommt aus Europa, Australien und den USA. Die andere Hälfte sind Asiaten, für die ein Kapselhotel nichts Neues mehr ist. Eingecheckt haben aber nicht nur junge Reisende, sondern auch ältere Menschen und Geschäftsleute“, so Feller. Etwas mehr als die Hälfte der Besucher verbringt eine Nacht in der Kapsel, der Rest bleibe bis zu drei Nächte. 
Auch in der Hotellerie ist es schwierig, geeignetes Personal zu finden. Dieser Recruiting-Herausforderung entgeht Josef Feller mit einem nahezu vollautomatischen Betrieb. In der Rezeption gibt ein Computer ab 15 Uhr den Zimmerchip frei, der bis zehn Uhr am Abreisetag retourniert werden muss. In der Zwischenzeit werden Nassräume und Allgemeinflächen gereinigt sowie freigewordene Kapseln für die nächsten Gäste frisch gemacht.

Bedürfnisse von Gästen, die sich eine mitgebrachte Mahlzeit aufwärmen oder mit einem Kaffee in den Tag starten möchten, werden mit einer Mikrowelle und einem Getränkeautomaten befriedigt. Und was kostet eine Nacht in der Kapsel? „Mit 80 Euro pro Nacht für eine Kapsel wollen wir nicht der billigste Anbieter sein“, so Feller. Qualität habe seinen Preis! Und: Ein Immobilienentwickler plant nur unweit entfernt, seine Firmenzentrale in Salzburgs zweites Kapselhotel zu verwandeln.