Klares Bekenntnis zum Standort Österreich

28.07.2016

 
Bei der Sommer-Pressekonferenz des Fachverbandes forderte WKÖ-Fachverbandsobmann Egger mehr ÖW-Mittel für den Inlandsgast und die Unterstützung der Politik bei Betriebsübergaben und Ausbildung. Obmann-Stellvertreterin Susanne Kraus-Winkler präsentierte eine aktuelle Studie zum digitalen Vertrieb in der Hotellerie und die Wiener Fachgruppen-Obfrau Andrea Steinleitner widmete sich der Causa Privatvermietung. 
(vlnr) Andrea Steinleitner, Obfrau Fachgruppe Wien, FV-Obmann Siegfried Egger und HOTREC-Präsidentin Susanne Kraus-Winkler.

Die jüngst von der Statistik Austria veröffentlichten Tourismuszahlen mit einem Plus von 0,9% bei den Nächtigungen im Mai und Juni wertet Siegfried Egger als „ein passables Ergebnis“. Die Fachgruppe Hotellerie sieht sich damit gut aufgestellt, zumal „die Feiertagsverschiebung in diesem Zeitraum und die EM dominierend waren“, betonte Siegfried Egger, Obmann des Fachverbandes Hotellerie in der WKO anlässlich der Sommer-Pressekonferenz des Fachverbandes. Dennoch zog Egger eine eher durchwachsene Bilanz des laufenden Jahres.

Mehrwertsteuer-Erhöhung

Die Rahmenbedingungen für die heimische Hotellerie waren im vergangenen Jahr besonders schwierig, resümierte Egger und verwies unter anderem auf die Mehrwertsteuer-Erhöhung. „Das trifft die Branche hart. Wenn wir schon mit diesen 13% belastet werden, dann brauchen wir ein klares Bekenntnis der Politik zum Standort Österreich. So sollte ein größerer Anteil der Mittel der ÖW (Österreich Werbung) für den Inlandsgast und die Werbung im eigenen Land ausgegeben werden.“

Teilerfolge konnte der Fachverband immerhin beim Meldegesetz erreichen – der bürokratische Mehraufwand konnte im neuen Gesetzesentwurf dank gezieltem Lobbying reduziert werden. Entschärfungen gibt es auch bei der Pauschalreise-Richtlinie: Auch hier hat der Fachverband Hotellerie - gemeinsam mit dem Fachverband Reisebüros - erreicht, dass kein zusätzlicher Gewerbeschein notwendig ist, wenn im Rahmen von pauschalen Zusatzleistungen, wie etwa Ski- oder Liftkarten, verkauft werden. „Die Pauschale ist unser Verkaufsinstrument Nummer eins – wir sind für dieses fertig geschnürte Urlaubspaket international bekannt und beliebt. Daher ist es erfreulich, dass der Pauschalverkauf nicht verkompliziert wird.“

Nachtruheverkürzung 

Auch beim Thema „Arbeitszeit“ konnte einiges bewegt werden: „Arbeitnehmer und Arbeitgeber sind sich mittlerweile einig, dass sich die arbeitsrechtlichen Rahmenbedingungen ändern müssen – schließlich bestimmt der Gast am Ende des Tages die Arbeitszeit im Tourismus. Daher ist die Nachtruheverkürzung ein wichtiger Schritt“, so Egger.  

Auch bei den Paritätsklauseln in den AGB von Online-Buchungsplattformen sei eine gesetzliche Lösung in Sicht, die mehr Klarheit und Fairness für die Branche schaffen soll. Zuvor hatte der Fachverband ja gemeinsam mit der WKÖ-Bundessparte Tourismus und Freizeitwirtschaft sowie der ÖHV eine Initiative gestartet bzw. eine Klage vorbereitet, die nun doch nicht eingebracht werden musste.

Für Familienbetriebe verlangt Egger gleiche Förderungen wie für Startups. „Zum Konzept Familienbetrieb erwarte ich mir von der Politik ein klares Bekenntnis“, betont der Fachverbandsobmann. Gerade vor dem Hintergrund ausufernder Bürokratie brauche es Entlastung bei den Betriebsübergaben, forderte Egger eine Gleichstellung von jungen Betriebsübernehmern mit Startups, für die die Bundesregierung ja erst kürzlich ein Förder-Paket geschnürt hat. In Anlehnung dazu sei auch in der Hotellerie eine Befreiung von Lohnnebenkosten und Erleichterungen bei Betriebsanlagenüberprüfung für Jungunternehmer nach der Übernahme des – meist familiären – Betriebes erforderlich, so Egger.

Dominantes Duopol bei den Onlinebuchungsplattformen

Susanne Kraus-Winkler, Obmann-Stellvertreterin und Präsidentin des europäischen Dachverbandes Hotrec, stellte eine aktuelle Erhebung vor, die sich mit dem digitalen Vertrieb in der Hotellerie beschäftigt. Demnach nimmt die Dominanz einiger weniger Online-Buchungsplattformen auf dem europäischen Hotelmarkt zu. Durchschnittlich wurden 2015 in Europa mehr als 22 Prozent aller Hotelübernachtungen über Online-Buchungsplattformen generiert (das ist ein Plus um 3 Prozentpunkte im Vergleich zur Erhebung 2013). Kraus-Winkler: „Der europäische Markt hat rund 200.000 Hotels, die zu einem hohen Anteil von rund 75% kleine Familienbetriebe sind. Denen gegenüber steht ein Duopol von zwei dominanten Onlineportalen.“ Allein die Priceline Group (Booking.com) hält einen Marktanteil von über 60 Prozent.

Wie die Erhebung außerdem zeigte, hat die Einführung der sogenannten „engen Paritätsklauseln“, die im Sommer 2015 europaweit auf Druck zahlreicher nationaler Wettbewerbsbehörden eingeführt worden sind, zu keiner Belebung des Wettbewerbs zwischen den Portalen geführt. Die Mehrheit der Hoteliers in Europa (91,5 Prozent) gab in der Befragung an, keine Kommissions-Vergünstigung der Online-Plattformen seit Einführung dieser Klauseln erhalten zu haben.

Auf Augenhöhe 

Andrea Steinleitner, Stellvertreterin von Egger in der WKÖ und Obfrau der Fachgruppe Hotellerie in Wien widmete sich dem Thema Privatzimmervermietung. Wie bekannt ist das auch in der Bundeshauptstadt - wie in vielen anderen europäischen Städten – ein äußerst problematisches Thema für Hoteliers. Allein in Wien werden mittlerweile ca. 5.600 Wohnungen privat an Touristen vermietet. „Wir sehen in Wien einen Bettenboom, wobei es den Betrieben jedoch nicht gelungen ist, dabei mit den Preisen mitzuhalten, was die Situation für die ohnehin von der Bürokratie geplagten Betriebe noch schwieriger macht“, so Steinleitner. Sie fordert daher von der Politik, dass sie für faire Rahmenbedingungen sorgt und einen Wettbewerb auf Augenhöhe zwischen Hotellerie und Privatvermietern sorgt: „Es ist Zeit, das Konzept des Gastgebertums wieder mehr in den Vordergrund zu rücken. Dafür brauchen wir aber Raum und Zeit. Ein Grund mehr, die bürokratischen Auflagen und steuerlichen Belastungen, die Zeit und Kosten der Hoteliers binden, dringend zu reduzieren.“ 

Text: Ute Fuith