Kritik: Feines im Zug?

ÖBB
11.10.2018

Von: Thomas Askan Vierich
Das Cateringunternehmen DoN betreibt seit dem Frühjahr die ÖBB-Speisewagen. Wir haben es ausprobiert. Mit gemischten Ergebnissen.
Der Autor vor Ort - mit Genuss unterwegs?
Der Autor vor Ort - mit Genuss unterwegs?
Höchstens lauwarmer Tafelspitz mit schmutzigem Glas.

Als Do & Co noch das Catering in den ÖBB verantwortete, waren wir vom Preis-Leistungs-Verhältnis durchaus angetan. Jetzt hat Josef ­Donhauser übernommen. Sein Unternehmen DoN kennt sich aus mit dem Rail­catering. Seit 2015 betreibt er in einem Joint Venture das Catering in ­iranischen Zügen.
Jetzt also die ÖBB. Vermutlich eine vergleichsweise leichtere Aufgabe. Auf den ersten Blick sieht auch alles gut aus. Die Speisekarte ist hübsch de­signt, das Angebot geht leicht über das Übliche hinaus. Und es gibt sogar bei manchen Gerichten eine Herkunftsangabe. Auch die Preise sind angemessen geblieben.
Der Service ist ausgesprochen freundlich, fast schon devot. Was auch daran liegt, dass der Kellner damit seine Unsicherheit überspielen möchte. Er ist gestresst. Einige Abläufe im Team scheinen nicht so recht zu funktionieren. 
Dann stellt sich das Glas zum Bier als ungespült heraus. Zumindest sieht es so aus. Ist dem Kellner nicht aufgefallen. Natürlich bringt er unter vielen Entschuldigungen ein neues. Das Fleisch des Tafelspitzes ist zart, aber kalt. Die beigelegten Erdäpfel lieblosestes Convenience. Mir schon klar, dass im Zug nicht frisch gekocht werden kann. Aber man sollte es wenigstens nicht sofort sehen (und schmecken). 
Das Platzangebot im winzigen Speisewagen, der eigentlich ein fahrendes Bistro ist, ist auch nicht größer geworden. Da bleibt man am besten gleich in der 1. Klasse sitzen und lässt sich alles zum Platz servieren. Das klappt pro­blemlos. Es gibt sogar frisch gebrühten Kaffee, auch in der 2.Klasse, der vor einem zubereitet wird. Allerdings aus Pads. Schmeckt trotzdem. Und wird ausgesprochen freundlich serviert.