Bier

Langsame Erholung am Biermarkt

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23.02.2023

 
"Wir sind am Weg der Erholung", sagt Brauereien-Obmann Sigi Menz. Das ist schön. Aber wie sieht es mit den Preisen aus?
Bier vom Tank

Hohe Wellen schlägt in der Gastronomie derzeit das Thema "Bierpreise", die ÖGZ berichtete.

Nun meldet sich die heimische Bierbranche zu Wort, die zur traditionellen Bilanzpressekonferenz lud. Und grundsätzlich hörte man dort erfreuliche Zahlen: Denn die heimische Bierbranche befindet sich nach der Pandemie in einer Phase der Erholung, hat aber mit massiven Kostensteigerungen zu kämpfen. "Wir sind am Weg der Erholung, auch wenn es langsam geht", sagt etwa der Obmann des Verbandes der Brauereien, Sigi Menz.

Erfreulich: Vom Volumen her kann sich das Jahresergebnis 2022 sehen lassen, die enormen Teuerungen jedoch bereiten den Brauereien weiter Kopfzerbrechen. Menz betonte, dass die Bierbranche in Österreich trotz der widrigen Umstände im Jahr 2022 ein positives Wachstum verzeichnen konnte. Der Gesamtausstoß im Jahr 2022, inklusive Bier, alkoholfreiem Bier und Exporten, stieg im Vergleich zum Vorjahr um 4% auf 10,29 Millionen Hektoliter. Der Bier-Inlandsabsatz (inklusive alkoholfreiem Bier) stieg um 5% auf 8,77 Millionen Hektoliter, während die Exporte um 1% auf insgesamt 1,52 Millionen Hektoliter wuchsen. Diesem, auch gegenüber dem Vor-Corona-Jahr 2019 leicht positiven Trend stehen jedoch massive Kostensteigerungen entgegen.

Menz und Berger
Sigi Menz und Florian Berger bei der Präsentation der Zahlen. 

Kostensteigerungen

Die Brauereien haben mit erheblichen Kostensteigerungen zu kämpfen. Diese betrugen im Vergleich zu 2021 laut interner Umfrage unter den Verbandsmitgliedern im Durchschnitt bei Energie +100%, bei Rohstoffen +40%, bei Verpackungen +20%, bei Hilfs- und Betriebsstoffen (z.B. Reinigungsmittel) +50% und im Bereich Logistik (Transport, Paletten, Treibstoff) +50%. Der hohe Kostendruck wird die heimische Brauwirtschaft auch 2023 begleiten und bildet wohl die größte Herausforderung für die Branche in diesem Jahr. Insbesondere die kleineren und mittleren Brauereien sind von diesen Entwicklungen betroffen.

Infografik zur Biersteuer

Leistbares Bier und Biersteuer

Der heimischen Brauwirtschaft sei es, so Menz, ein Anliegen, dass sich Konsumenten ihr Bier weiterhin leisten können, indem die Kostensteigerungen nicht eins zu eins an Handel und Gastronomie weitergegeben werden. Das trifft zum Teil, wie berichtet, nicht auf alle Brauereien zu. Es ist aber mit weiteren Erhöhungen zu rechnen - vor allem seitens jener Brauereien, die bisher noch nicht oder nur geringfügig angepasst haben.

Mit 700 Millionen Euro jährlicher Steuerleistung stelle die Brauwirtschaft einen wichtigen Beitrag zum Wirtschaftsstandort. Darüber hinaus unterstützt sie ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit einem Kollektivvertrags-Abschluss, der hart an die Grenze des Machbaren geführt hat, so Menz.

„Wir erwarten uns auch von der Politik Verantwortung – in dreifacher Hinsicht: Erstens in Form einer Halbierung der Mehrwertsteuer auf Fassbier. Das kommt der Gastronomie ebenso zugute wie den Konsumentinnen und Konsumenten – beide sparen sich bei rund 1,5 Mio. hl Fassbier jährlich rund 40 Mio. Euro. Zweitens fordern wir die Halbierung der Biersteuer auf das Niveau der bieraffinen Nachbarländer. Drittens treten wir für eine Erweiterung der aktuellen Biersteuermengenstaffel um Brauereien mit einem Ausstoß von 50.000 bis 200.000 Hektoliter ein“, so Menz.

Was ist das beliebteste Bier Österreichs?

Wie auch in den Vorjahren führt „Lager-/Märzenbier“ das Ranking der beliebtesten Sorten innerhalb Österreichs an, sagt der Geschäftsführer des Brauereiverbands, Florian Berger: Rd. 6 Mio. Hektoliter bedeuten eine Zunahme von 3 % (+154.590 hl) bzw. mit 68 % Marktanteil den unangefochtenen Spitzenplatz unter den Biersorten.

Auch bei den anderen Biersorten zeigt sich fast durchgehend ein Wachstum. „Sonstiges Vollbier“ verzeichnet einen Anstieg von 9 % (+103.209 hl), Pils von 28 % (+51.713 hl), Weizen von 27 % (+20.791 hl) und Spezialbier von 20 % (+57.456 hl). Alkoholhältige Radler weisen ein überdurchschnittliches Wachstum von 10 % (+28.477 hl) auf.

Bei der Wahl der Gebinde konnte das Fassbier im Vorjahresvergleich zwar ordentlich zulegen – das Inlandsplus von 79 % entspricht einer Zunahme von ca. 640.000 hl. Allerdings, so Berger, „liegen wir damit noch immer um rund 18 % unter dem Vor-Corona-Niveau von 2019. Die pandemiebedingte Konsumverlagerung von der Gastronomie in die eigenen vier Wände ist nach wie vor Realität“. Die 0,5 l-Mehrweg-Glasflasche konnte ihre Spitzenposition im Bierland Österreich halten und rangierte auch 2022 mit einem Anteil von 46 % (rd. 4,1 Mio. hl) auf Platz 1. Im Vergleich dazu konnte die 0,33 l-Flasche um 5 % zulegen und weist unverändert einen Anteil von 10 % (rd. 873.000 hl) auf. Gesamt betrug der Mehrweg-Anteil bei Bier im Inland rd. 66 %.