Marktmacht

Booking.com im Visier der EU

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13.05.2024

Für die Buchungsplattform Booking.com gelten künftig strengere Regeln. Doch was bedeutet das für Ihren Betrieb?
Eu Beobachtung

Die Europäische Union setzt ein deutliches Zeichen: Booking.com, die führende Plattform für die Buchung von Hotels und Ferienwohnungen, unterliegt künftig strengeren Regeln. Die Entscheidung ist Teil des Digital Markets Act (DMA), der die Dominanz der sogenannten Gatekeeper im digitalen Raum eindämmen soll.

Die EU-Kommission will, dass Booking.com faire Bedingungen für Anbieter und Nutzer schafft. Hotels und Ferienwohnungsanbieter sollen durch „einen fairen Zugang“ zu den Diensten der Plattform profitieren, was insbesondere mehr Freiheit bei der Gestaltung von Buchungs- und Stornierungsbedingungen bedeutet. Diese Neuerung zielt darauf ab, dass Gäste von „mehr Auswahl und Freiheit“ profitieren, wenn sie über Booking.com eine Unterkunft buchen.

Wer steht auf dem Prüfstand der EU?

Die Überwachung dieser Richtlinien bildet nur einen Teil der Bemühungen der EU, ihre digitale Ökonomie zu regulieren. Neben Booking.com steht auch der Onlinedienst X (ehemals Twitter) auf dem Prüfstand der EU-Kommission. Dieser verteidigt sich mit dem Argument, trotz hoher Nutzerzahlen keine vergleichbare Marktmacht wie andere Gatekeeper zu haben.

Der Digital Markets Act, der seit März für Unternehmen wie Alphabet, Amazon, Apple, die TikTok-Mutter ByteDance, Meta und Microsoft gilt, soll gewährleisten, dass kein einzelner Akteur den digitalen Markt nach Belieben dominieren kann. Ein Verstoß gegen diese Bestimmungen kann zu einer Geldstrafe von bis zu zehn Prozent des weltweiten Jahresumsatzes eines Unternehmens führen. In seltenen Fällen kann die EU-Kommission sogar eine Zerschlagung von Unternehmen anordnen, um den Wettbewerb zu fördern.

Markus Gratzer
ÖHV-Generalsekretär Markus Gratzer: „Derartige Marktmacht braucht Kontrolle“

Chance für Hotellerie

ÖHV-Generalsekretär Markus Gratzer sieht in dieser Klassifizierung von Booking.com als Gatekeeper eine große Chance für die Hotelbranche. „Derartige Marktmacht braucht Kontrolle“, sagt Gratzer. Er weist auch darauf hin, dass die Plattform mit einem Marktanteil von 75,9 Prozent bisher oft die direkte Kommunikation zwischen Hotels und Gästen behindert hat. „Teils mit Erfolg“, bedauert er und setzt seine Hoffnungen darauf, dass die EU-Kommission diesen Praktiken wirksam entgegentreten wird.

 Die Betroffenen würden das als erstes merken“, erklärt er. Eine Branchenbefragung zeigt bereits eine Verbesserung der Situation: Während 2021 noch 52,6 Prozent der Hotels von Preisdruck durch Plattformen berichteten, sind es jetzt nur noch 39,4 Prozent.

Weitere Infos

Tipp: Unter www.oeht.at/campus bietet die ÖHV mehrtägige Lehrgänge für den Online-Vertrieb in der Hotellerie an.