Kommentar: Sterne statt TikTok

03.11.2021

Österreich will weg vom Massentourismus, hin zu mehr Qualität. Das Angebot für zahlungskräftige Gäste ist sehr gut. Nur leider verkaufen wir uns international ein wenig unter Wert. Das muss nicht sein.  
Regionen wie die Wachau (Bild) könnte man international noch besser vermarkten - mit einem Guide Michelin für Österreich.

In Deutschland wurden im heurigen Guide Michelin insgesamt 310 Sterne-Restaurants ausgezeichnet: zehn Drei-Sterne-Restaurants, 41 Zweisterner und 259 Lokale mit einfacher Wertung. Plus 327 Betriebe, die der Führer als wertige Preis-Leistungs-Empfehlung listet (Bib Gourmand). Es gibt auch eine neue App, über die sich tausende Restaurants und Hotels buchen lassen. Seit 2020 vergibt Michelin außerdem den „grünen Stern“ für besonders nachhaltiges Wirtschaften. 

Man kann dem Guide Michelin vieles vorwerfen, aber sicher nicht, dass er verstaubt und stehen geblieben ist. Er entwickelt sich.

Qualität statt Masse

Dunkel erinnern können wir uns alle sicher noch an die Appelle, den heimischen Tourismus weg von der Masse, hin zu mehr Qualität zu entwickeln. Österreich solle als Kulinarik-Region positioniert werden, man wolle verstärkt zahlungskräftige Gäste ansprechen. 

Es gäbe da eine einfache Möglichkeit, diesem Ziel näherzukommen. Nämlich endlich wieder eine eigene Österreich-Ausgabe des Guide ­Michelin auf Schiene zu bringen. ­Zeigen wir doch international, was wir gastronomisch draufhaben! Aber dagegen regt sich leider ­Widerstand. 

Den zahlungskräftigen Briten, den Kulinarik-­affinen Franzosen, den US-Amerikaner mit ­einem Faible für gehobene Küche oder den ­Japaner auf Kulinariktour – den hole ich mit einem Guide Michelin ins Land, nicht mit ­Influencern, Instagram und TikTok.

Es soll angeblich schon deutlich mehr für Schwachsinnigkeiten ausgegeben worden sein hierzulande. Dagegen nehmen sich die Kosten für einen Guide Michelin bescheiden aus. Und auf den Arbeitsmarkt hätte ein rot-weiß-roter Guide Michelin ebenfalls Auswirkungen.