Mythen rund um den Kaffee

Kaffee
24.09.2019

Man erzählt sich allerlei über den Kaffee. Manches stimmt, vieles nicht. Wir haben mal die wichtigsten Kaffeeweisheiten nach ihrem Wahrheitsgehalt abgeklopft.
Die ÖGZ ist einigen Volksweisheiten zum Kaffee nachgegangen. Einige entpuppten sich als ziemlich daneben.
Die ÖGZ ist einigen Volksweisheiten zum Kaffee nachgegangen. Einige entpuppten sich als ziemlich daneben.

Guter Kaffee besteht ausschließlich aus ­Arabica-Bohnen!
Antwort: Falsch
Erklärung: Es gibt zwei Sorten, die für den Weltmarkt von Bedeutung sind, Arabica- und Robusta-Kaffee. Von beiden gibt es gute und schlechte Qualitäten. In vielen Espresso-Blends – vor allem in Espresso aus Italien – findet man sowohl Arabica- als auch Robusta-Bohnen. Vergleichbar mit Wein-Cuvées wird Robusta-Kaffee gerne in einer Espressomischung wegen seines „gehaltvollen Körpers“ eingesetzt. 

Je mehr Crema, desto besser der Espresso!
Antwort: Falsch
Erklärung: Die Crema kann ein Indikator für eine gute Espresso-Qualität sein, muss aber nicht. Robusta Kaffee z. B. erzeugt mehr Crema als Arabica, Vollautomaten erzeugen oft mehr, aber auch eine andere (weniger dichte) Art von Crema als Siebträgermaschinen. Ganz frisch gerösteter Kaffee, der noch nicht „ausgegast“ ist, erzeugt die meiste Crema.

Kaffee entzieht dem Körper Wasser!
Antwort: Falsch
Erklärung: Kaffee ist ein Getränk wie jedes andere und kann in die Flüssigkeitsbilanz des Körpers normal eingerechnet werden. Zwar gibt es eine harntreibende Wirkung des Kaffees, die dem Koffein zuzuschreiben ist. Dieser Effekt wirkt jedoch nur vorübergehend und wird rasch durch Gegenregulationsvorgänge in den Nieren ausgeglichen, sodass es in der Bilanz nicht zu einem Flüssigkeitsverlust kommt.

Kaffee ist ungesund!
Antwort: Stimmt nicht
Erklärung: Kaffee ist in normalen Mengen genossen (ca. vier bis sechs Tassen pro Tag) für den menschlichen Körper völlig unbedenklich. Natürlich ist Kaffee nicht auf eine Ebene mit lebensnotwendigen Substanzen wie z. B. Vitamine oder Spurenelemente zu stellen, dennoch kann man Kaffee zweifelsohne als „wohltuend“ bezeichnen, weil sich zahlreiche positive Effekte für das Wohlbefinden und die Gesundheit ergeben.

Kaffee raubt den Schlaf!
Antwort: Stimmt teilweise
Erklärung: Es gibt schlafsensible und nichtschlafsensible Kaffeetrinker. Die anregende Wirkung von Koffein kann bei manchen Menschen das Einschlafen verzögern, wahrend andere unbeeinträchtigt bleiben. Die Ursachen dafür können genetischer Natur sein, eine gewisse Gewöhnung bei regelmäßigem Kaffeegenuss oder der unterschiedliche Koffeingehalt verschiedener Kaffeeaufbereitungen.

H-Milch schäumt am besten!
Antwort: Falsch
Erklärung: Ob Sie H-Milch verwenden oder Frischmilch bleibt letztendlich eine Sache des – „guten“ – Geschmacks. Dass die H-Milch leichter zum Schäumen ist, dürfte ein Insider-Tipp sein unter Leuten, die die Milch nicht richtig schäumen können. Generell macht eine Frischmilch immer Sinn bzw. liefert sie das frische und natürliche Aroma der Milch. Wenn Sie es selbst nicht unterscheiden können, dann fragen Sie Ihre Gäste, viele Menschen können den Nachgeschmack der H-Milch sofort herausschmecken. Der einzige Grund, H-Milch zu verwenden, ist der, dass man seine Logistik nicht in Griff hat und auf eine längere Lagerfähigkeit außerhalb eines Kühlhauses zurückgreifen möchte.

Dunkel gerösteter Kaffee enthält mehr Koffein!
Antwort: Falsch
Erklärung: Der Koffeingehalt der Bohnen ist unterschiedlich, Arabica hat weniger Koffein als Robusta. Der Koffeingehalt ist auch von der Extraktionszeit abhängig: Je länger der Kontakt mit dem heißen Wasser, desto mehr Koffein. Allerdings ist das Koffein schon in der Bohne enthalten, und man kann es nicht hinein- bzw. wegrösten. Generell ist es eher umgekehrt, durch das intensive Rösten nimmt der Koffeingehalt (unwesentlich) prozentual ab, was wiederum mit dem Gewichts- bzw. Feuchtigkeitsverlust der Bohne zu tun hat.

Kaffee macht süchtig!
Antwort: Stimmt nicht
Erklärung: Kaffee ist keine Droge und macht auch nicht abhängig. Trotzdem kann es bei Personen, die an regelmäßigen Kaffeegenuss gewohnt sind, nach abruptem Absetzen zu leichten, vorübergehenden Symptomen mit Müdigkeit, gedrückter Stimmung oder auch Kopfschmerzen kommen. Diese weisen jedoch nicht die klassischen Merkmale eines Drogenentzugs auf. Auch die ständige Dosis-Erhöhung ist beim Kaffee als Suchtkriterium nicht gegeben.

Espresso ist stärker und enthält mehr Koffein als Filterkaffee!
Antwort: Falsch
Erklärung: Koffein ist wasserlöslich, je kürzer der Kontakt des Kaffeepulvers mit Wasser ist, desto weniger Koffein wird ausgelöst. Durch die kurze Extraktionszeit beim Espresso (ca. 25 Sekunden) als auch durch die Kaffeemenge enthält eine Tasse Espresso weniger Koffein als eine Tasse Filterkaffee. Das subjektive Empfinden von „stark“ hängt u. a. auch von der Kaffeesorte bzw. vom Bitterempfinden ab.

Kaffeebohnen halten im Kühlschrank besser!
Antwort: Falsch
Erklärung: Der Kühlschrank ist der denkbar schlechteste Ort, wo Kaffeebohnen aufbewahrt werden sollten. Die Bohnen nehmen nicht nur Feuchtigkeit auf, sondern auch andere Gerüche. Den Kaffee dunkel, trocken und luftdicht aufbewahren – bei gemäßigter Raumtemperatur. Darüber hinaus ist Kaffee kein Lager-, sondern ein Frischeprodukt. 

Kaffee macht den Körper sauer!
Antwort: Falsch
Erklärung: Ein saurer Stoffwechsel belastet den Körper, viele Produkte (Wurst, Fleisch, Weißmehlprodukte u. v. m.) sind „sauer“, andere wie Gemüse, Salat, Obst oder Kartoffel wirken basisch. Lange Zeit galt Kaffee als säurebildend, dies stimmt jedoch nicht, vom gesamten Organismus her gesehen wirkt Kaffee leicht basisch. 

Ein Espresso regt die Verdauung an!
Antwort: Teilweise richtig
Erklärung: Koffein übt generell eine tonisierende Wirkung auf die glatte, autonome Muskulatur des Körpers aus. So wurde z. B. eine Stimulierung der Peristaltik des Verdauungstraktes nachgewiesen (Darmentleerung). Auch die Sekretion von Magensaft und die Ausschüttung von Galle werden durch Kaffee angeregt. Dass der Kaffee jedoch die Verdauung in Gang bringt, also bereits im Magen auf die Nahrung wirkt bzw. die Nahrungsaufnahme verbessert, konnte nicht nachgewiesen werden.

Kaffee macht nüchtern!
Antwort: Falsch
Erklärung: Die Wirkung von Alkohol bleibt durch Kaffee unbeeinflusst. Alkoholgenuss beeinträchtigt bereits in niedriger Dosis geistige Funktionen und emotionales Verhalten, darunter Sprache, Reaktionsfähigkeit oder Koordination. Koffein vermag diese Wirkungen von Alkohol weder aufzuheben noch zu mildern. Ganz im Gegenteil, durch das Koffein könnte die Verringerung der Selbsteinschätzung sogar noch verstärkt werden.

Destilliertes Wasser ist das beste Wasser für die Kaffeezubereitung!
Antwort: Falsch
Erklärung: Destilliertes Wasser soll man überhaupt nicht dauerhaft und in größeren Mengen zu sich nehmen. Es hat auch keinerlei positive Auswirkung auf den Kaffee. Mineralstoffe (und Salze) im Leitungswasser tragen zu gutem Kaffee bei. Daher gefiltertes Leitungswasser verwenden, Wasser nicht vollständig (ca. 7 °dH) enthärten, manchmal wird über die Filterung auch noch Magnesium zugesetzt, was ebenfalls für den Geschmack förderlich ist. 

Säure im Kaffee ist unerwünscht!
Antwort: Falsch
Erklärung: Feine Säuren sind für ein abgerundetes Geschmacksbild unerlässlich. Hat ein Kaffee keine Säure, dann schmeckt er oft flach und schal. Daneben gibt es natürlich auch unerwünschte Säuren im Kaffee, die jedoch nicht alle durch die Röstung entstehen. Auch darf eine feine Säure nicht mit der unangenehmen Aromaeigenschaft „sauer“ verwechselt werden – zu kurz gerösteter, sehr heller Kaffee schmeckt oftmals überaus sauer.