Management

Ralf Rangnick: Loben statt Toben

Der Erfolgstrainer sprach auf der FAFGA 2025 in Innsbruck über Teamführung, Motivation und den Unterschied zwischen Chef und Leader. Die ÖGZ war vor Ort.

Erfolg ist kein Zufall, sondern das Ergebnis klarer Prinzipien, ob auf dem Spielfeld oder im Unternehmen. Fußball-Nationaltrainer Ralf Rangnick gewährte im Rahmen der FAFGA 2025 auf der Future Feast-Bühne exklusive Einblicke in seine Führungsphilosophie und erklärt, warum Werte wie Vertrauen und Menschlichkeit heute mehr zählen als Hierarchien.

Als Trainer hat er mit disziplinierter Aufbauarbeit und mutigem Denken Maßstäbe gesetzt: bei deutschen Bundesligisten (u. a. Hoffenheim und RB Leipzig), beim englischen Premiere League-Club Manchester United und seit 2022 beim österreichischen Nationalteam. Auf der „Future Feast“-Bühne der FAFGA in Innsbruck sprach er über das, was Unternehmen und Spitzenteams verbindet: gute Führung. Und die beginnt, so Rangnick, mit einer klaren Antwort auf eine einfache Frage: Wofür stehen wir?

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„Ein schlechter Chef kontrolliert. Ein guter Chef coacht.“

„Wenn du selbst nicht weißt, wofür dein Unternehmen steht, wie sollen es dann deine Mitarbeitenden wissen?“ Für Rangnick beginnt jede erfolgreiche Teamarbeit mit einer glaubwürdigen Corporate Identity. Diese definiert nicht nur eine gemeinsame Vision, sondern gibt auch Orientierung im täglichen Handeln: „Ohne Identität kein Verhalten. Ohne Richtung kein Fortschritt.“

Dieser Gedanke prägt auch Rangnicks Arbeit, ob in einem Reha-Zentrum mit 30 Mitarbeitenden, das er in den 1990er Jahren aufbaute, oder im Aufbau internationaler Fußballprojekte wie in Hoffenheim oder Leipzig. Seine Maxime: „Der Chef ist Dienstleister. Er schafft Bedingungen, unter denen sich Menschen entwickeln können.“ Rangnick versteht sich nicht als Kontrolleur, sondern als Coach: „Ein schlechter Chef kontrolliert. Ein guter Chef coacht.“

Eine der größten Führungsfehler sind laut Rangnick Fehlbesetzungen aus Bequemlichkeit oder persönlicher Nähe. Er bringt es auf den Punkt: „Best Friend ist nicht Best Man oder Best Woman for the Job“, so die klare Ansage. Gerade in kritischen Phasen brauche es Fachleute, nicht Vertraute. „Wenn du A-Leute einstellst, kommen weitere A-Leute ins Team. Wenn du B-Leute einstellst, kommen bald C- oder D-Leute“.  Aus Angst der B-Leute vor zu viel Konkurrenz. Sein Anspruch ist hoch: „Ich will die Besten der Besten – und lasse sie dann auch machen.“ Das bedeutet, Verantwortung abgeben zu können, ein Punkt, den er in vielen Betrieben kritisch beobachtet: „Gerade in Familienunternehmen fällt es oft schwer, loszulassen. Aber Vertrauen ist Führungsaufgabe.“

Die Kraft der Überzeugung

Geld, Prämien, Boni? „Kein Spieler denkt während eines Spiels an Prämien“, sagt Rangnick. Entscheidend sei etwas anderes: intrinsische Motivation – und noch mehr: Inspiration. „Die besten Lehrer waren die, die ihr Fach geliebt haben und wollten, dass auch wir es lieben.“ Dasselbe gelte für Führungskräfte.

Rangnick unterscheidet klar zwischen Motivation (dem Übertragen von Überzeugung) und Inspiration – dem Berühren von Menschen. Letzteres erreiche man nicht mit Zahlen.

Der Fußball ist, wie kaum eine andere Branche, ein Spiegel kultureller Vielfalt. In Rangnicks Teams spielten Analphabeten neben Akademikern, Brasilianer neben Österreichern, Underdogs neben Stars. „Fußball ist die heterogenste Mannschaftssportart der Welt, und genau das macht ihn stark.“

Umso wichtiger sei es, klare Regeln und eine gemeinsame Sprache zu etablieren, auch nonverbal. Respekt, Verlässlichkeit und persönliche Ansprache sind für Rangnick unverhandelbar. „Wenn ich jemandem die Hand gebe, dann richtig, mit Blickkontakt.“ Diese Haltung zieht sich bis zur Feedbackkultur: „Wer junge Talente binden will, muss ihnen ehrliches Feedback geben, regelmäßig, konkret und persönlich.“

Führung bedeutet Verantwortung

Ein prägendes Beispiel: Als sich das medizinische Team der Nationalmannschaft als zu wenig wirkungsvoll erwies, wurde es komplett neu aufgestellt. „Alle waren erfahren, aber die Spieler gingen trotzdem zu eigenen Physiotherapeuten. Das war ein Alarmsignal.“ Rangnick setzte neue Spezialisten ein – mit durchschlagendem Erfolg: „Heute ist der Raum unserer Physios fast wie eine Players Lounge, voller Energie und Vertrauen.“

Wirklich gute Chefs, so Rangnick, wissen nicht alles besser als ihre Mitarbeitenden (und wollen das auch nicht). Stattdessen schaffen sie Räume, in denen sich Menschen entfalten. Sie loben, statt zu toben, sei die Devise. Und sie greifen nur dann ein, wenn Grundprinzipien verletzt werden. „Führung heißt nicht, jede Kleinigkeit zu regeln,  sondern die richtigen Leitplanken zu setzen.“

Drei Zutaten für ein starkes Team

Was benötigt man, um ein gutes Team zu formen? Ralf Rangnick hat dazu ein „Drei-Gänge-Menü der Führung“.

  1. Vision: „Ohne Vision keine Mission. Jeder muss wissen, wofür wir stehen.“

  2. Teamgeist: „Ein gutes Team funktioniert wie eine Familie; man lässt niemanden einfach fallen.“

  3. Ausdauer und Resilienz: „Nicht jeder Fehler ist ein Grund zum Wechseln. Es braucht Haltung, auch in der Krise.“

Diese Prinzipien gelten nicht nur auf dem Platz. Sondern in jedem Unternehmen.

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