Weinbau – was ist nun was? - Teil 2

25.04.2016

 
In der letzten ÖGZ ging es um den Unterschied zwischen konventionellem und integriertem Weinbau. Im zweiten Teil erfahren wir nun, was es mit der Biodynamie auf sich hat.
Die Kuhhörner mit den Kuhdung-Knödeln und dem Hornkiesel, die Familie Fritsch zu Ostern ein- und ausgegraben hat.
Eine Skizze vom bio-dynamischen Einsatzplan.

Der biologisch-dynamische Weinbau nach dem Anthroposophen Rudolf Steiner ist eine Variante der biologischen Landwirtschaft. Es gibt in Österreich zwei Vereinigungen, die nach dieser Methode vinifizieren: die ältere ist „Demeter“, die jüngere „Respekt“. 
Einer der Pioniere, die Familie Saahs vom Nikolaihof in Mautern, hat 1971 die Umstellung auf Demeter gewagt. Mittlerweile haben die oft jahrzehntelang im Fass gelagerten Weine Spitzenbewertungen in den renommiertesten Weinführern. 

Eine komplette Umstellung

Ich besuche Karl Fritsch aus Oberstockstall am Wagram, Mitglied der Gruppe „Respekt“. Er hat in seiner Entwicklung als Winzer vieles ausprobiert, so experimentierte er mit Barriques beim Grünen Veltliner, arbeitete kurz mit dem Konzentrator, um schließlich seine Heimat im biologisch-dynamischen Anbau zu finden. „Es war die Neurodermitis meiner Tochter, die mich auf den neuen Weg brachte. Die vielen Gifte in der Landwirtschaft lösen immer mehr Allergien und Unverträglichkeiten aus. Die Umstellung auf biologisch-dynamisch erfordert eine komplette Umstellung des Lebensstils, man kann nicht im Weingarten auf Bio machen und dann zu Hause weiterleben wie gehabt.“

Rudolf Steiner bestand auf eine geistige Grundhaltung und ganzheitliche Betrachtung des Systems Mensch-Tier-Pflanze. Mondphasen werden berücksichtigt und eine gesunde Komposterstellung als Dünger praktiziert. Manches wirkt ein wenig esoterisch, wie die Kuhhorn-Präparate. Fritsch klärt mich auf: „Es gibt zwei verschiedene Präparate: das erste, Nr. 500, ist Kuhdung im Kuhhorn, welches zu Michaeli bei Herbstbeginn an einem Kraftplatz vergraben und zu Ostern ausgegraben wird. Da hat eine wunderbare Verwandlung unter der Erde stattgefunden, der Dung riecht wie Waldboden und ist potenzierter Kompost. Daraus formt man Knödel.“ In den Monaten April, Mai und Juni, kurz vor Vollmond, wird eine kleine Menge mit Wasser dynamisiert – das heißt gerührt –, um die Information an das Wasser weiterzugeben. Im Weingarten ausgebracht, regt es das Wachstum an und aktiviert den Boden. 

Das Präparat 501, Hornkiesel, ist pulverisierter Quarz, der zu einem Teig verarbeitet in die Kuhhörner gefüllt und zu Ostern an dem Kraftplatz vergraben wird. Zu Michaeli ausgegraben und im Folgejahr von Juli bis September auf die Pflanzen ausgebracht, versorgt es die Reben mit der Information „Alle Kraft in die Reifung“, um reifes Traubengut zu erhalten. Wichtig sei auch die Kompostwirtschaft im Weingarten: Der Kompost wird mit pflanzlichen Wirkstoffen versetzt, um die Rebstöcke gut zu nähren. „Das Ziel ist die Unterstützung der physiologischen Reife der Trauben, um mit weniger Zuckerreife dennoch dichte, vielschichtige Weine zu erzeugen, die mit weniger Alkohol brillieren“, so Fritsch.

Info

Weinbau teilt sich in Österreich wie folgt auf: 
73 % integrierte Produktion 
10 % biologisch und bio-dynamisch 
17 % sonstige konventionelle Methoden

Text: Günter Reindl