Steiermark

Geflügelmastskandal: Was sagt die AMA?

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15.12.2022

Die kürzlich aufgedeckten Missstände in steirischen Geflügelmastbetrieben machen betroffen. Jetzt meldet sich die AMA zu Wort.
Hühner

Es war ein Video, das der VGT (Verein gegen Tierfabriken) kürzlich veröffentlicht hatte. Darin zu sehen: Masthühner, die in einem steirischen AMA-zertifizierten Zuchtbetrieb achtlos überfahren und liegen gelassen werden. 

In einer ersten Reaktion befand die AMA: „Die Zustände im gegenständlichen Hühnermastbetrieb sind untragbar“. Der Betrieb wurde umgehend gesperrt. Leider beschränken sich laut orf.at untragbare Zustände nicht nur auf diesen einen Betrieb. In unmittelbarer Umgebung wurden weitere Betriebe in der Umgebung wegen Tierquälerei angezeigt. Weitere Vorwürfe betreffen aber auch den Umgang mit toten Tieren und die Nutzung schnellwachsender Rassen.

Bringt das eine ganze Branche in ein schiefes Licht?

AMA-Stellungnahme

„Diese Bilder machen uns betroffen. Es tut uns weh, wenn wir das sehen. Schließlich unternehmen wir seit Jahren mit viel Engagement alles, damit die landwirtschaftlichen Erzeuger und Lizenznehmer ihre Verträge mit uns erfüllen und unseren strengen Regelungen folgen, die wir auch engmaschig und risikobasiert kontrollieren“, erklärt Michael Blass, Geschäftsführer der AMA-Marketing. Und Blass führt weiter aus: „Ich verstehe, dass Menschen enttäuscht sind. Denn es ist enttäuschend, wenn alle Richtlinien, Schulungen, Qualitätsanforderungen, Laboruntersuchungen und Kontrollen nicht ausreichen, um die Erwartungen und das Versprechen gegenüber der Gesellschaft zu erfüllen. Schließlich geht das AMA-Gütesiegel über die gesetzlichen Grundlagen hinaus und stellt höhere Ansprüche an die Landwirte. Viele Betriebe halten alle diese Regeln ein und arbeiten einwandfrei. Das zeigen die Kontrollergebnisse der AMA, der Tierärzte und aller anderer Organisationen. Möglichst alle Fehler zu finden und besser zu werden, muss daher der nächste Schritt für alle Beteiligten sein.“

Sofortmaßnahmen

Die Stellungnahme der AMA im Wortlaut:

Der Betrieb aus dem Video wurde umgehend für das AMA-Gütesiegelprogramm gesperrt. Am 13. und 14. Dezember wurde im Auftrag der AMA-Marketing eine Sofort-Kontrolle von einem fachkundigen Tierarzt durchgeführt, der jahrelange Erfahrung im Geflügelbereich und bei Kontrollen mitbringt.

Zuerst wurde überprüft, ob das veröffentlichte Video- und Bildmaterial vom Betrieb stammen kann. Die meisten Aufnahmen – insbesondere jene von Stallungen und Fahrzeugen – konnten dem Betrieb zugeordnet werden.

In einem nächsten Schritt wurde der aktuelle Tierbestand besichtigt. Zum Zeitpunkt der Kontrolle befanden sich ausschließlich Küken in den Stallungen, die einen gesunden und vitalen Eindruck machten. Es konnte keine erhöhte Mortalitätsrate festgestellt werden.

Die AMA-Richtlinien geben vor, dass zwei Mal täglich Kontrollgänge durch die Stallungen durchgeführt werden. Aufgrund der Aufzeichnungen und der persönlichen Situation am Betrieb konnte festgestellt werden, dass Verbesserungspotenzial in diesem Punkt besteht. Ebenso im Bereich der Ruhephasen – insbesondere zu Mastende.  Die Sofort-Kontrolle konnte den Prozess des Fangens der Tiere nicht überprüfen, weil zum Zeitpunkt der Kontrolle keine Verladung von Tieren stattgefunden hat. Derzeit sind nur Küken im Stall.

Der Tierhalter wurde aufgefordert, eine umfassende Stellungnahme zu allen erhobenen Vorwürfen abzugeben. In weiterer Folge werden seitens der AMA-Marketing als Lizenzgeber der endgültige Kontrollbericht und die Stellungnahme sowie alle anderen vorliegenden Informationen bewertet und über Sanktionen entschieden. Über die Entwicklungen wird es Informationen geben. Der Betrieb bleibt jedenfalls bis zur endgültigen Klärung der Lage gesperrt und darf solange nicht mehr in das AMA-Gütesiegelprogramm liefern.

Weitere Maßnahmen der AMA-Marketing

„Wir werden als Sofortmaßnahme mit Schwerpunktaktionen und Spot-Audits auch zu ungewöhnlichen Zeiten reagieren. Die engmaschigen und risikobasierten Kontrollen verschiedener Stellen müssen besser vernetzt werden, damit Daten von Tierärzten, Schlachtbetrieben, der Lebensmittelkontrolle und anderen Kontrollen ein besseres Bild ergeben können,“ erklärt Michael Blass.

„Und wir müssen eine breite Diskussion darüber führen, wie wir als AMA-Marketing und als Gesellschaft in Österreich insgesamt mit Ansprüchen umgehen wollen, die wir an die Landwirtschaft, Tierhaltung, Tierwohl, Kontrollen, Rassen und Kosten stellen. Denn es muss trotz aller Betroffenheit auch klar sein, dass wir die heimische Geflügelhaltung gefährden, wenn wir alle Betriebe unter Generalverdacht stellen. Dann werden Importe aus anderen Ländern stattfinden, in denen wir keine Möglichkeit haben, unsere gesellschaftlichen Ansprüche zu kontrollieren oder umzusetzen,“ führt Blass aus. Und ergänzt abschließend: „Daher lade ich zu einem breiten Diskussionsprozess ein, den wir als AMA-Marketing als Taktgeber gestalten werden. Denn Haltung, hohe Güte und Sicherheit von Lebensmitteln mit dem AMA-Gütesiegel sind Werte, denen wir uns verpflichtet fühlen und für die wir täglich unser Bestes geben.“